News für unsere Region.

"Wer eine Tracht trägt, gehört zum Fest dazu"

Zu besonderen Anlässen holen die Trachtengruppen Kerzers und Düdingen die Sonntagstracht aus dem Schrank. Was hat es mit dem Brauch auf sich?

V.l.n.r.: Doris Emmenegger (Trachtengruppe Düdingen), Andreas Meyer (Trachtengruppe Kerzers), Catherine Zbinden (Trachtengruppe Düdingen) © RadioFr.

Spitzenhandschuhe, Schürzen, Mieder und Schnallenschuhe: Das trägt heute kaum noch jemand. Für die Trachtengruppen Düdingen und Kerzers gehört diese Ausstattung zum Ausgeh-Outfit. "Früher sind die Trachtengruppen sogar so gewandert", erzählt Andreas Meyer, Präsident der Trachtengruppe Kerzers. "Heute werden Trachten eher für spezielle Anlässe angezogen."

Bei schweizerischen Festen wie einem Jodlerfest dürfen Trachten nicht fehlen, sagt Doris Emmenegger von der Trachtengruppe Düdingen. Aber auch zu religiösen Anlässen werden sie aus dem Schrank geholt, erklärt ihre Kollegin Catherine Zbinden: "Am 16. Juni ist Herrgottstag. Da ist es für Trachtenleute und Jodelclubs in Düdingen Brauch, an der Messe teilzunehmen und dann als Prozession durchs Dorf zu laufen."

Ganz besondere Kleidung

Auch anlässlich des Interviews bei RadioFr. haben sich die drei in Schale geworfen: Doris Emmenegger trägt eine elegante Sonntagstracht, Catherine Zbinden präsentiert eine farbenfrohe Werktagstracht und Andreas Meyer hat die schmucke Männertracht von Kerzers an. "Man nennt sie 'Hupertracht'. Sie ist eine Adaptation der früheren 'Reisläufer', die in Frankreich in fremde Kriege zogen", erläutert Meyer. Kreiert wurde seine Tracht in den 60-er Jahren auf Basis alter Kupferstiche. Ihre Hochzeit hatte die Trachtenbewegung in den 30ern und 40ern, weiss Meyer: "Zwischen den Kriegsjahren besannen sich die Leute auf ihre Heimat und ihre eigenen Werte zurück." Heute nehme das Interesse an Trachten wieder ab - dagegen wolle man etwas unternehmen.

Trachten bringen Menschen zusammen: Wer mit einer Tracht an einem Fest teilnimmt, gehöre automatisch dazu und sei nicht nurmehr Zuschauer, sagt Doris Emmenegger. "Es gibt auch manchmal spontane Tänze, wo man mitmachen kann." Die Tänze sind traditionell schweizerisch - und nicht immer ganz einfach in Gewandung, weiss Emmenegger: "Es ist schon passiert, dass Frauen beim Tanzen den Unterrock verloren haben, weil der Knopf abgesprungen ist." Auch die Spitzenhandschuhe der Düdinger Sonntagstracht bergen ihre Tücken. "Es kommt häufiger vor, dass wir damit an den Silberknöpfen hängen bleiben", so Doris Emmenegger. Dann müsse man während des Tanzens herausschlüpfen, und erst danach könne man die Garderobe wieder in Ordnung bringen.

Grosser Auftritt am Ballenberg

Ihren nächsten grossen Auftritt haben die drei Trachtengruppen-Mitglieder am Sonntag, dem 12. Juni 2022. Am Trachten- und Volkstanztag im Freilichtmuseum Ballenberg repräsentieren sie die Romandie. "Wir werden den ganzen Tag Animationen bieten beim Genferhaus. Gesang, Tanz, Fahnenspiele, Alphornklänge ...", sagt Catherine Zbinden. "Auch das Publikum kann einfache Tänze lernen!", fügt Andreas Meyer hinzu. Besucherinnen und Besucher können über das Gelände spazieren und über 20 Trachten- und Tanzformationen aus der ganzen Schweiz bestaunen. "Wir freuen uns darauf, nach drei Jahren endlich wieder bei einem grossen Anlass mitzumachen."

RadioFr. - Leandra Varga / Iris Wippich
...