Andere Region, aber gleiche Diskussionen

Mal unkompliziert gelebt, aber immer wieder heiss diskutiert – die Zweisprachigkeit. Für rote Köpfe sorgt sie aber nicht nur hier, sondern auch in Graubünden.

Matthias Grünert ist Professor für Rätoromanisch an der Uni Freiburg. © RadioFr.

"Vor allem, wenn etwas neu ist, gibt es wegen der Zweisprachigkeit im Graubünden Diskussionen. Zum Beispiel bei Gemeindefusionen", sagt Matthias Grünert, Professor für Rätoromanisch an der Uni Freiburg. Die Gemeindefusion von Ilanz Glion mit umliegenden Gemeinden sei so ein Beispiel: Ilanz sei nämlich als Zentrumsgemeinde Deutsch, alle umliegenden Gemeinden aber Rätoromanisch. Rätoromanische Schüler aus der Zentrumsgemeinde müssten deshalb nun in eine umliegende Gemeinde zur Schule.

Die Gemeindebehörden würden sich aber Mühe geben und übersetzen ihre Webseite auf Rätoromanisch. Es gehe wohl darum, den Rätoromanischen zu zeigen, dass man sich auch für sie einsetzt, vermutet der Uni-Professor.

Grundsätzlich müsse sich aber die rätoromanische Mehrheit der Gemeinde Ilanz den Deutschsprachigen anpassen. Im Parlament werde nur Deutsch gesprochen, weil ein paar wenige kein Rätoromanisch sprechen. Und auch generell würde die rätoromanisch sprechende Bevölkerung untereinander nur dann in ihrer Sprache sprechen, wenn keine deutschsprachige Person mit dabei sei. Auf diese Weise funktioniere das Zusammenleben gut.

Nicht vergleichbar mit Freiburg

Die Situation sei in Graubünden ganz anders als in Freiburg. Während Deutsch und Französisch in der Schweiz von grossen Bevölkerungsgruppen gesprochen würden, sei das Rätoromanisch vom Aussterben bedroht. "Gerade deshalb ist es mehr ein Miteinander als ein Nebeneinander", sagt Matthias Grünert. Denn die rätoromanische Bevölkerung kämpft nicht nur darum, dass sie in ihrer Sprache sprechen kann, sondern ganz allgemein, dass das Rätoromanisch nicht ausstirbt.

RadioFr. - Yves Kilchör / rb
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