Bald acht Wochen Vaterschaftsurlaub für die Stadt Freiburg

Warum so viel? Welche Probleme dies kreiert, und warum es gar nicht mehr "Vaterschaftsurlaub" heisst. Ein politischer Spiessrutenlauf.

Ein Vater umsorgt den Nachwuchs. (Symbolbild) © Keystone

Schon fast vier Jahre ist es her, als das Schweizer Stimmvolk an der nationalen Urne über einen Vaterschaftsurlaub abgestimmt haben. Dieser wurde schliesslich mit über 60 Prozent angenommen, seither gilt: Zwei Wochen Vaterschaftsurlaub für alle. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Stadt Freiburg für seine Mitarbeitenden bereits einen Vaterschaftsurlaub. Darum muss der Entscheid des Schweizer Stimmvolks nun integriert werden. Und los geht der politische Spiessrutenlauf für den Freiburger Gemeinderat.

Wieso so grosszügig?

Als das Personalreglement 2019 von der Stadt revidiert wurde, wollte man einen Vaterschaftsurlaub miteinbeziehen. Der Gemeinderat sprach sich zuerst für zwanzig Tage (also vier Wochen) aus, erinnert sich Syndic Thierry Steiert. Der Generalrat, allen voran die Grünen, wollten aber vierzig Tage. Man einigte sich auf einen Kompromiss: dreissig Tage. 

Nach der nationalen Abstimmung kommen jetzt zehn Tage hinzu, welche vom Bund, beziehungsweise vom EOG bezahlt werden. Es handelt sich um denselben Erwerbsersatzausgleich wie bei einem Militäraufgebot, welcher 80 Prozent des Lohnes abdeckt. Die grosse Frage, die sich stellte: Werden diese zwei Wochen integriert, oder kommen sie zusätzlich dazu?  SP-Syndic Thierry Steiert und der Gemeinderat mussten sich schliesslich auf Druck vom Generalrat der zweiten Option fügen: Die Botschaft des Gemeinderates über 40 Tage Vaterschaftsurlaub in der Stadt Freiburg wird aller Voraussicht nach am Montag von der linken Mehrheit des Stadtparlaments angenommen. Thierry Steiert fügt an:

Natürlich hat das mit den Mehrheitsverhältnissen unseres Parlaments zu tun, dass man derart grosszügige Lösungen für unser Personal einführt.

Ein politischer Spiessrutenlauf geht für SP-Syndic Thierry Steiert los, wohlverstanden, nicht der erste seiner Polit-Karriere. Denn auch an diesem regnerischen Morgen findet er im Freiburger Ratshaus fast nur Kritikpunkte an dieser de facto Aufstockung des Vaterschaftsurlaubes. Eine Aufstockung, die von seiner Partei laut Informationen, die RadioFr. vorliegen, trotz einiger internen Diskussionen schliesslich auch einstimmig mitgetragen wird. Die SP-Fraktion im Stadtparlament darf sich polit-strategisch nicht dagegen aussprechen, Thierry Steiert kann sich als Exekutivpolitiker weiter aus dem Fenster lehnen und tut dies auch. Am nächsten Montag wird es im Generalrat also zu keiner Abstimmungs-Überraschung kommen. Der kritische Beobachter darf das antizipierbar-klare Resultat aber sehr wohl differenziert betrachten.

Wie viel kostet es?

Finanziell sei es gar nicht so problematisch, geschätzt 40'000 Franken pro Jahr für alle Mitarbeiter kosten diese zehn Tage. Und auch wenn diese 8 Wochen Vaterschaftsurlaub schön seien für frisch-gebackene Väter, relativiert Thierry Steiert:

Es wirkt sich auf die Organisation unserer Ämter aus: Überlastung von anderen Mitarbeitenden oder Verzögerungen von Projekten. 

Per se stellt Thierry Steiert den Vaterschaftsurlaub allerdings nie infrage, es sei Ausdruck einer sozialen Entwicklung. Die Stadt Freiburg wird mit diesen vierzig Tagen allerdings ziemlich alleine an der nationalen Spitze stehen. Der Staat Freiburg bezahlt seinen Angestellten fünfzehn Tage, die Stadt Bern zum Beispiel deren dreissig. 

Veränderung der Terminologie

Der Name "Vaterschaftsurlaub" ist übrigens rechtlich nicht mehr korrekt. Denn eine weitere eidgenössische Abstimmung hat dazu geführt, dass die Terminologie geändert werden musste. Nach der Annahme der Ehe für alle, kann es bei einer Ehe zwischen zwei Frauen auch dazu kommen, dass ein Kind zwei Mütter hat. So heisst der Vaterschaftsurlaub nun in der Stadt Freibrug konsequenterweise "Urlaub des anderen Elternteils". Am Sachverhalt selbst ändert dies allerdings nichts.

RadioFr. - Renato Forni
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