Brasilien als Prüfstein für die Defensive

Die Schweiz bekommt es mit Brasilien zu tun. Die Mannschaft hat kaum Druck, doch gegen die Seleção wird die Defensive auch ohne Neymar auf die Probe gestellt. Die Innenverteidiger sind vorbelastet.

Vorsicht Sperre: Manuel Akanji sollte sich gegen Brasilien keine weitere Gelbe Karte leisten © KEYSTONE/EPA/Noushad Thekkayil
Vorsicht Sperre: Manuel Akanji sollte sich gegen Brasilien keine weitere Gelbe Karte leisten © KEYSTONE/EPA/Noushad Thekkayil
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Die Partie gegen die Brasilianer, die beim 2:0-Auftaktsieg gegen Serbien spektakulären Hochgeschwindigkeitsfussball zelebrierten, ist für die Mannschaft von Murat Yakin gewissermassen ein Freischuss: Sie kann sich eine Niederlage leisten, ohne damit ihre gute Ausgangslage zu verspielen. Yakin könnte also mit Blick auf Serbien Risiken meiden und Kräfte schonen. Er bekräftigte aber am Tag vor dem Spiel, nicht rotieren zu wollen.

Ungeachtet seiner Personalentscheidungen wird die Schweizer Hintermannschaft gegen Brasilien im Fokus sein. Die Aussenverteidiger Ricardo Rodriguez und Silvan Widmer werden gegen die Tempodribbler Vinicius Junior und Raphinha schwer gefordert und auf Unterstützung der Vorderleute angewiesen sein. Die Innenverteidiger Manuel Akanji und Nico Elvedi ihrerseits gehen vorbelastet ins nächste Spiel. Eine Gelbe Karte gegen Brasilien wäre gleichbedeutend mit einer Sperre im wahrscheinlich kapitalen letzten Gruppenspiel gegen Serbien.

Gute Ausgangslage

Nach dem 1:0-Auftaktsieg gegen Kamerun können die Schweizer beruhigt ins Duell mit dem fünffachen Weltmeister aus Südamerika gehen. Die Ausgangslage präsentiert sich so: Setzt sich Brasilien durch, hat die SFV-Auswahl den Achtelfinal-Vorstoss im letzten Gruppenspiel gegen Serbien immer noch in den eigenen Händen. Holt die Schweiz wie an der WM 2018 unter anderem dank dem grossartigen Auftritt von Valon Behrami im Duell mit Neymar einen Punkt (1:1 zum WM-Auftakt), könnte ihr am 2. Dezember schon ein weiteres Remis reichen. Gewinnen die Schweizer, sind ihnen die Achtelfinals kaum mehr zu nehmen.

Ein Sieg am Montag um 17.00 Uhr (19.00 Uhr Lokalzeit) im nicht klimatisierten und um diese Zeit trotzdem nicht allzu heissen Container-Stadion 974 nahe der Küste wäre als Sensation zu werten. So gut sich die goldene Generation des SFV im Zenit ihrer Schaffenskraft auch präsentiert, so schwer überwindbar scheint die Aufgabe Brasilien.

Die Seleção von Trainer Tite ist seit der WM 2018 in Russland (Aus im Viertelfinal gegen Belgien) noch einmal deutlich stärker geworden. Sie ist vom Tor bis zum Sturm stark besetzt. Und vor allem traten die Brasilianer in den letzten Monaten als Einheit und als Mannschaft mit defensivem Gewissen auf.

Starkes Kollektiv auch ohne Neymar

Coach Murat Yakin und sein Staff sahen sich das Auftaktspiel der Brasilianer im Stadion an und waren ziemlich beeindruckt. "Sehr stark" sei das gewesen, meinte der Schweizer Teamdirektor Pierluigi Tami, "enormes Tempo, enorme Qualität". Am meisten habe ihn beeindruckt, "dass die Brasilianer als Kollektiv überzeugten. Sie sind eine komplette Mannschaft."

Tatsächlich wirkt die Seleção, die gegen Serbien in einem 4-3-3 mit vier etatmässigen Stürmern antrat, nicht mehr so abhängig von Neymar wie an den letzten Endrunden. Dessen Ausfall gegen die Schweiz aufgrund einer Verletzung am Sprunggelenk ändert wenig an der klaren Favoritenstellung im Duell mit der Schweiz. Es wird erwartet, dass Rodrygo (Real Madrid) für Neymar zum Zug kommt. Antony (Manchester United) und Gabriel Martinelli (Arsenal) wären namhafte offensive Alternativen, und möglich ist auch eine defensivere Variante. Brasilien und die Schweiz haben am Montag den Vorteil, dass Kamerun und Serbien sechs Stunden früher spielen.

Brasilien-Fan und Taktik-Spezialist Yakin erkannte indes auch Schwachstellen beim Gegner: Mit schnellem Umschaltspiel, glaubt er, kann dem Favoriten ein Bein gestellt werden.

SDA
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