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Das Freiburger Jugendstrafgericht ist am Anschlag

Die Zahl der zu behandelnden Dossiers hat im Jahr 2022 zugenommen. Die Richterinnen und Richter können nicht alle Fälle persönlich anhören.

Im letzten Jahr hat das Freiburger Jugendstrafgericht 1'850 Dossiers von minderjährigen Jugendlichen zwischen 10 und 18 Jahren behandelt. Das sind rund 200 Dossiers mehr als im Vorjahr. Laut Gerichtspräsident Arthur Lehmann lässt sich der Anstieg vor allem durch die Pandemiezeit erklären.

Viele Jugendliche waren während der Panemie mit Schwierigkeiten konfrontiert und waren orientierungslos. Dieses Defizit zeigt sich jetzt, wo sie wieder auf die Strassen dürfen.

Arthur Lehmann, Jugendstrafrichter

Auffällig in der Statistik des Freiburger Jugendstrafgerichtes ist auch, dass es viele sehr junge Straftäterinnen und Straftäter gab. Knapp ein Viertel der behandelten Fälle betrafen Kinder, die zwischen 10 und 15 Jahre alt sind. Um zu verhindern, dass bereits so junge Kinder straffällig werden, sei vor allem die Präventionsarbeit enorm wichtig, sagt Arthur Lehmann.

UNTERTITEL

Die häufigsten Straftaten, die im Jahr 2022 von Minderjährigen begangen worden sind, sind Verstösse gegen das Betäubungsmittelgesetz. Die Fälle von einfachen Körperverletzungen, Hausfriedensbruch sowie der Besitz und die Weiterverbreitung von Pornografie haben im Vergleich zum Vorjahr zugenommen.

Rund 20 Prozent der Dossiers betrafen Mädchen, die restlichen Straftaten wurden von Jungen begangen. Die meisten Fälle gab es in der Stadt Freiburg und dem Saanebezirk. Am wenigsten gab es im Sensebezirk mit insgesamt 79 Fällen. Das sind 18 Fälle weniger als im Jahr 2021.

Nur in sechs Prozent der Fälle wurden die Jugendlichen persönlich angehört, bevor ein Entscheid über ihr Dossier gefällt worden ist. Das sei ein Problem, sagt Arthur Lehmann.

Wir können momentan den Grundsätzen des Jugendstrafgesetzes nicht gerecht werden.

Persönliche Anhörungen seien ein Kernstück der Jugendgerichtsarbeit und seien ein wichtiges Mittel, um Minderjährige davon abzuhalten, vom Weg abzukommen. Um den Ansprüchen der vielen zu bearbeitenden Dossiers gerecht zu werden, fordern die Jugendstrafrichterinnen und -richter vom Kanton, dass ihr Personalbestand aufgestockt wird. Dies auch im Hinblick auf die Verstärkung der Jugendbrigade der Polizei, die zwangsläufig zu noch mehr Anzeigen führen wird.

RadioFr. - Patrizia Nägelin
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