Die Armutssituation in Freiburg ist prekär
Offiziell verharrt die Armutsquote auf 2,2 Prozent. Tatsächlich aber sind viel mehr Menschen von der Armut bedroht, als es den Anschein macht.
Wer in der Schweiz wohnt und dabei nicht selbst für seinen Lebensunterhalt aufkommen kann, stuft der Staat als "bedürftig" ein. Das Gleiche gilt für Personen, deren Haushaltseinkommen nach Abzug der Sozialversicherungsbeträge und Steuern unter dem Existenzminimum liegt. Als Existenzminimum gelten 1200 Franken für eine allein lebende Person, 1350 Franken für eine allein lebende Person mit Kind oder 1700 Franken für verheiratete, in eingetragener Partnerschaft lebende Personen oder ein Paar mit Kindern. Der alle vier Jahre publizierte Armutsbericht des Kantons Freiburg zeigt, dass seit der letzten Erhebung von 2019 die Zahl der Armutsbetroffenen zugenommen hat.
Trügerische Armutsquote
Zwar beträgt die Armutsquote immer noch 2.2 Prozent. Das bedeutet in effektiven Zahlen: 6513 Personen oder 4056 Haushalte. Doch der Schein trügt. Im Kanton Freiburg wohnen immer mehr Leute. Allein in den letzten vier Jahren stieg die Bevölkerung um knapp 20'000 Menschen. Damit mag die Armutsquote auf 2.2 Prozent verharren. Effektiv sind aber mehr Personen von Armut betroffen. Der Bericht zeigt, dass insgesamt 25'000 Personen unmittelbar armutsgefährdet sind. Dies entspricht mehr als sieben Prozent der Freiburger Bevölkerung.
Am stärksten armutsgefährdet sind Haushalte mit einer erwachsenen Person und einem oder mehreren Kindern. In neun von zehn Fällen stehen dabei Frauen den Einelternfamilien vor.
Berechtigte beziehen keine Sozialhilfe
Eine weitere Problematik zeigt die sogenannte versteckte Armut. Dabei beziehen Leute, die sozialhilfeberechtigt wären, bewusst keine Sozialhilfe. Dies kann erhebliche Auswirkungen haben, wie die Verschlechterung der sozialen und gesundheitlichen Bedingungen, die Überschuldung oder der Verlust der Wohnung. Im Kanton Freiburg sind im Moment 1334 Personen von dieser versteckten Armut betroffen. Die Tendenz ist allerdings stark steigend.
Der Staat Freiburg setzt daher weiter auf die Zusammenarbeit mit Vereinen wie Caritas, Rotes Kreuz oder La Tuile. Die Vereine greifen ergänzend zum Staat ein. In etwa dann, wenn Personen knapp über der Armutsgrenze leben und darum keinen Anspruch auf Sozialleistungen haben. Diese Personen können aber unvorhergesehene Ausgaben genauso wenig bewältigen, wie tatsächlich von Armut betroffene.