Die Bevölkerung besser über Holzschläge informieren
Umfangreiche Holzschläge in den hiesigen Wäldern sorgen oft für Unmut in der Bevölkerung. Die Behörden wollen künftig besser kommunizieren.
Grössere Forstarbeiten mit viel geschlagem Holz holen oftmals die Bevölkerung auf den Plan. Vor allem in stark genutzten Agglomerationswäldern in direkter Nähe zu Wohnquartieren sorgen die gefällten Bäume für Diskussion.
So geschehen letzten Monat im Haslerawald in Düdingen. In relativ kurzer Zeit haben Forstarbeiter 450 Kubikmeter Holz gefällt und abtransportiert. Zu schnell, zu intensiv und vor allem zu viel für einige Personen, die neben dem Wald im Quartier wohnen, wie Stephan Bolliger, der den Einsatz von grösseren forstwirtschaftlichen Maschinen als zu rabiat empfindet. "Vielleicht hätte man hier subtiler agieren müssen. Einzelne Bäume herausholen, andere stehen lassen. Durch den Einsatz von schwerem Gerät sind nun auch diese Korridore entstanden, wo jetzt kein einziger Baum mehr steht." Für Bolliger hätte man mindestens eine andere Lösung oder andere Optionen in Betracht ziehen können.
"Der Bestand an Buchen wies starke Trockenschäden auf und waren dadurch auch eine Gefahr für die Waldbesucherinnen und Waldbesucher", erklärt der zuständige Förster Michael Ackermann gegenüber RadioFr. Vor allem aufgrund der Sicherheit und der Schäden am Bestand hat das Amt für Wald und Natur zusammen mit der Gemeinde Düdingen entschieden, die gefährlichen Bäume zu fällen. "Und das waren sehr viele", ergänzt Förster Ackermann.Stephan Bolliger versteht, dass die Gemeinde Düdingen als Waldbesitzerin verhindern will, dass Personen beispielsweise durch herabfallende Äste zu Schaden kommen. Man müsse aber auch die wichtigen Funktionen in Betracht ziehen, welche ein Wald neben einem Wohngebiet erfüllt. "Ein Wald ist natürlich eine Naherholungszone, bringt Schatten, Kühle, Sauerstoff und absorbiert weitestgehend den Lärm der nahegelegenen Autobahn", meint Bolliger. Dieser Meinung entgegnet der zuständige Förster, dass es Studien gäbe, die eine Lärmschutzfunktion durch solche Waldstücke wie in Düdingen relativieren. Aber auch ohne dieses Argument war es laut Michael Ackermann die richtige Entscheidung, so viele Bäume zu fällen.
Kritik am Umfang des Holzschlags im Haslerawald übt auch Roland Kehl, Grossrat der Grünen, der ebenfalls in Düdingen wohnt. Das Sicherheitsargument konnte ihn nur teilweise überzeugen. "Es wurden auch Buchen gefällt, die weit entfernt der Fusswege standen". Für Kehl ist daher klar, dass diese Art der Forstwirtschaft mit grosser Gerätschaft für viele Gemeinden einfach die kostengünstigste Option ist.
Verhältnismässigkeit
Geben wir also die Frage nach Verhältnismässigkeit des Holzschlags im Haslerawald in Düdingen weiter an Marc Vonlanthen, Präsident von Pro Natura Freiburg. "Wenn es um die Sicherheit der Personen geht, sind wir auch einverstanden, dass solche Massnahmen getroffen werden. Wir verstehen aber auch, dass die Bevölkerung vom Umfang des Holzschlags überrascht war". Es geht also vor allem um eine bessere Kommunikation seitens Behörden bei grösseren Forstarbeiten.
Wenn es um die Sicherheit der Personen geht, sind wir auch einverstanden, dass solche Massnahmen getroffen werden. Wir verstehen aber auch, dass die Bevölkerung vom Umfang des Holzschlags überrascht war.
Anwohner Stephan Bolliger wünscht sich, dass grössere Holzschläge künftig öffentlich aufgelegt und Informationsveranstaltungen organisiert werden. "Ich will nicht sagen, dass man alles diskutieren und revidieren muss, aber in gewissen Fällen ist es sicher konstruktiv, wenn man vorgängig informiert", so Bolliger. Auch der zuständige Förster Michael Ackermann findet, dass man im Falle des Haslerawaldes in Düdingen besser hätte informieren können. Bei anderen grösseren Holzschlägen in der Region, wie etwa in Schmitten, war due Kommunikationsstrategie laut Ackermann besser.
Kommunikation nicht immer einfach
Der Freiburger Wald umfasst eine Fläche von rund 42'000 Hektaren. 46 Prozent der Wälder im Kanton Freiburg gehören den Gemeinden, 43 Prozent Privatpersonen und elf Prozent dem Staat. Beim Privatwald wird es schwierig, künftig eine bessere Kommunikation anzustreben. "Solange sich die Waldbesitzer im gesetzlichen Rahmen bewegen, können sie mit dem Waldstück machen, was sie möchten", so Förster Ackermann. Auch der Leiter des 2. Forstkreises Sense-See, Christian Aeschlimann, sagt auf Anfrage, dass es schwierig sei, immer über alle Holzschläge umfangreich zu informieren. Gesetztes Ziel des Amts für Wald und Natur sei es aber, gerade bei grösseren Holzschlägen in Wäldern, die den Gemeinden oder dem Staat gehören, die Bevölkerung besser miteinzubeziehen.
Letzte Woche hat das Amt im Haslerawald in Düdingen eine Aktion durchgeführt, bei welcher Interessierte aus der Bevölkerung "klimaangepasste" Bäume pflanzen und den Experten Fragen stellen konnten. Gepflanzt wurden beispielsweise Nussbaumarten, Eichen, Baumhaseln, Hagebuchen und Elsbeeren, die für das künftige Klima gewappnet sind und eine hohe Resistenz gegenüber Trockenheit aufweisen. Der zuständige Förster Michael Ackermann zeigte sich erfreut, über das Interesse und das Engagement der Leute. "Es gab bezüglich des Holzschlags auch viele positive Rückmeldungen" so Ackermann. Einige der befragten Personen vor Ort störten sich aber weiterhin am Umfang des Holzschlags oder verstanden nicht ganz die behördliche Argumentation.
Für mich zählt der gesunde Menschenverstand. Wenn ich den Wald besuche, schaue ich, wo ich hintrete oder ob eine Gefahr wegen eines herunterhängenden Asts besteht.
Es ist sicherlich nicht das letzte Mal, dass grössere Holzschläge in der Region vor allem in der Nähe von Wohngebieten zu Diskussionen führen. Wie erwähnt, künftig aber mit einem stärkeren Miteinbezug der Bevölkerung.