Ein kleiner Schritt in Richtung Zweisprachigkeit

Eine Arbeitsgruppe schlägt Französisch als Amtssprache für Grossfreiburg vor. Dafür soll die Verwaltung auch auf Deutsch Auskunft geben.

Durch die Fusion der neun Gemeinden zu Grossfreiburg würde der Anteil der deutschsprachigen Personen sinken. © Keystone

Am Mittwoch hat sich in Villars-sur-Glâne die konstituierende Versammlung für die Fusion der neun Gemeinden zu Grossfreiburg getroffen. Der grosse Knackpunkt: die Zweisprachigkeit. Eine Arbeitsgruppe hat vorgeschlagen, Französisch als einzige Amtssprache einzuführen. Die deutschsprachige Minderheit soll allerdings auf der Gemeindeverwaltung in ihrer Muttersprache kommunizieren dürfen. Doch selbst dieser Vorschlag geht der französischsprachigen Communauté Romande zu weit. Es sei übertrieben, einer Minderheit, die zehn Prozent der Bevölkerung ausmache, so viele Rechte zu geben.

"Das sind Leute, die von Angst getrieben sind und Angst ist ein schlechter Ratgeber", erwidert der Syndic von Freiburg, Thierry Steiert (SP). "Sie verweigern der sprachlichen Minderheit in Freiburg genau das, was sie als Welsche auf nationaler Ebene fordern. Das ist inakzeptabel." Er sei froh, dass die Sprachenfrage an der Versammlung konstruktiv und pragmatisch diskutiert wurde.

Auch der Oberamtmann des Saanebezirks und Leiter der konstituierenden Versammlung, Carl-Alex Ridoré (SP), hält wenig von der Kritik der Communauté Romande: "Die Argumente sind nicht triftig und eher eine Provokation." Deshalb könne die Versammlung damit nicht viel anfangen.

Stattdessen diskutierte sie über die Vorschläge ihrer Arbeitsgruppe und einzelner Mitglieder. Diese forderten teilweise mehr als nur eine zweisprachige Administration. Für Christa Mutter (Grüne) stellt der Vorschlag der Arbeitsgruppe nämlich einen Rückschritt dar. "Am Anfang der Arbeit der konstituierenden Versammlung gab es eine Aufbruchsstimmung." Jetzt hingegen seien es immer dieselben Leute, die Bedenken äusserten und auf die Bremse träten.

Selbstmord aus Angst vor dem Tod nennt Mutter das. "Man beschränkt die eigene sprachliche Identität von vornherein, statt etwas Neues zu versuchen, das gerade die jungen Generationen verlangen." Christa Mutter hält deshalb an der offiziellen Zweisprachigkeit fest und wollte abklären lassen, wie Deutsch als zweite Amtssprache eingeführt werden kann – was die konstituierende Versammlung jedoch ablehnte.

Angenommen hat diese hingegen einen Vorschlag von Mirjam Ballmer (Grüne). Laut ihr soll sich die sprachliche Minderheit nämlich nicht nur auf Deutsch an die Verwaltung wenden dürfen – wie es in Freiburg bereits der Fall ist –  sondern auch eine Antwort in ihrer Muttersprache erhalten. "Ich bin sehr zufrieden mit diesem Signal", sagt Ballmer. Mit der Entscheidung zeigen sich auch Thierry Steiert und Carl-Alex Ridoré zufrieden. Ersterer sieht darin ein Bekenntnis, in Zukunft weitergehen zu wollen, letzterer eine Mindestanforderung einer zweisprachigen Stadt.

RadioFr. - Yves Kilchör / pef
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