"Freiburg sieht aus wie meine bulgarische Heimatstadt"

In unserer Sommerserie haben wir die 14 meist vertretenen Nationalitäten in Deutschfreiburg beleuchtet. Der Abschluss macht heute Iliya Enchev aus Bulgarien.

Iliya Enchev (links) mit seiner jurassischen Frau in den Freiburger Voralpen. © zvg

Iliya Enchev lebt seit 13 Jahren in der Stadt Freiburg. Seine Wurzeln hat er allerdings fast 2000 Kilometer und 20 Autostunden von hier entfernt. Er kommt ursprünglich aus Bulgarien. Das Land liegt in Osteuropa und grenzt mit seiner Küste an das Schwarze Meer. Bulgarien zählt mit 6,7 Millionen weniger Einwohner als die Schweiz. Das Land ist flächenmässig aber mehr als doppelt so gross, wie die Schweiz.    

Quelle: Wikipedia

Alleine in Deutschfreiburg leben rund 250 Bulgarinnen und Bulgaren, dies geht aus dem kantonalen Statistikamt hervor. Von den rund 70'000 Einwohner im See- und Sensebezirk sind rund 12'000 aus anderen Ländern. Bulgarien ist dabei auf Rang 10 vertreten.

Das bulgarische Freiburg?

Als Iliya Enchev vor 14 Jahren mit seiner heutigen jurassischen Frau zum ersten Mal die Stadt Freiburg besuchte, staunte er nicht schlecht. Seine Heimatstadt Veliko Tarnovo gleicht der Freiburger Unterstadt aufs Haar:

Mit dem Fluss, den Stadtmauern, der Kapelle auf dem Hügel und auch von der Grösse her gleicht Freiburg meiner Heimatsstadt verblüffend.

Dies ist vielleicht auch der Grund dafür, dass sich der 37-Jährige hier so wohlfühlt. Vor 13 Jahren kam er wegen der Liebe und des Studiums in die Schweiz. Heute ist er dreifacher Familienvater und singt im Universitätschor als Bass und arbeitet als Informatik-Lehrer am Gymnasium in Bulle. 

Iliya Enchevs Heimatstadt Veliko-Tarnovo zeigt verblüffende Ähnlichkeiten mit Freiburg. Zvg

Bulgarien biete viel, sagt Iliya nicht ohne Stolz. Die Hauptstadt Sofia sei zu empfehlen, von dort aus kann man im Sommer in den nahen Bergen wandern und im Winter sogar Ski fahren. Auch einen Ausflug an die Küste des Schwarzen Meeres lohne sich: "Es gibt Party-Orte und Familien-Strände." Kulinarisch spüre man in Bulgarien den Einfluss von Griechenland, man esse viel Gemüse: Auberginen, Gurken, Joghurt und auch Moussaka. Von den Mentalitäten her unterscheide sich Bulgarien und Freiburg aber schon:

Die Bulgaren sind offen und ehrlich. Aber sie sprechen mehr, als dass sie handeln. In der Schweiz ist das umgekehrt.

Die Bescheidenheit gehört im Allgemeinen also nicht zu den Qualitäten der Bulgaren. 

Freiburg ins Herz geschlossen

Wenn die Familie Enchev Besuch aus Bulgarien empfängt, dann gehen sie meistens ins Naturhistorische Museum und in die Schokoladenfabrik Villars.  In Zukunft sieht sich Iliya Enchev mit seiner Familie weiterhin in Freiburg: 

Meine Kinder sind Freiburger und bilingue. Wir bleiben hier.

Mindestens einmal pro Jahr fährt die Familie Enchev zu Besuch zurück nach Bulgarien zur Familie, zum letzten Mal an Ostern. Gut möglich, dass dabei im Auto dieser bulgarische Rocksong aus den 80er-Jahren läuft, der damals auch aus Protest gegen das kommunistische Regime gehört wurde. Iliya hat auch keine Angst, über Politik zu sprechen. Bulgarien entwickle sich seit dem EU-Beitritt von 2007 positiv. Heute sagt er, es brauche einen gesunden Mix zwischen der politischen Schweiz und dem politischen Bulgarien. 

Das ganze Gespräch mit Iliya Enchev findest du hier:

RadioFr. - Renato Forni
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