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Gefälschte Tinguely-Bilder? (Kripo-Fall 1/4)

Im Rahmen vom 100-Jahre-Jubiläum der Kriminalpolizei Freiburg wurden brisante Fälle ausgewählt und wir stellen sie nun ins Rampenlicht.

Zwei der gefälschten Bilder wurden im Gerichtssaal vorgeführt, fotografiert am 19. Januar 1995 © KEYSTONE/Fabrice Coffrini

In den 90er Jahren waren falsche Bilder von Jean Tinguely im Umlauf. Eigentlich sollte das Ganze nur ein Bubenstreich sein, doch es kam anders… Ein Fall, der damals in der Kunstszene viel Staub aufwirbelte:

Anfang der 90er Jahre war der Freiburger Künstler Jean Tinguely in aller Munde. In Freiburg hat er den Jo Siffert Brunnen gestaltet, für die 700-Jahr-Feier der Eidgenossenschaft hat er das Plakat gemacht. Er hat zu dieser Zeit auch in Moskau ausgestellt und eine seiner Skulpturen konnte man in North Carolina (USA) bewundern.

«Wer sich keinen Tinguely leisten konnte, der hat ihn sich halt um den Hals gehängt», erzählt Caroline Schuster Cordone, Vizedirektorin vom Museum für Kunst und Geschichte Freiburg. Es gab nämlich Tinguely-Krawatten und -Fliegen, auch Weinetiketten hat er verziert. Tinguely habe das Merchandising bewusst gemacht, um die Konsumgesellschaft zu provozieren. Er wollte die Leute dort abholen, wo sie sind – und das hat sich nicht auf Museen und Kunstgalerien beschränkt. Jedermann kannte die Werke von Tinguely.

Und genau zu dieser Zeit wurden Gerüchte laut, dass falsche Bilder von Tinguely im Umlauf seien. Ein Name ist auch immer wieder aufgetaucht: der von Maler Jean-Pierre Corpataux alias Le Boucher Corpaato.

Pierre Nidegger, der damalige Chef der Kriminalpolizei, erinnert sich, dass im Juni 1991 elf Tinguely Bilder vom Maler Corpataux an zwei Basler Galeristen verkauft wurden. Corpataux hatte die Bilder in Freiburg von jemandem, der Bilderrahmen macht, abgekauft – im guten Glauben, dass die Bilder echt waren.

Doch einer der Basler Galeristen hat Verdacht geschöpft. Er kontaktierte Tinguely und fragte, ob diese Bilder von ihm seien. Tinguely habe laut gelacht und verneint. Die Medien haben den Fall aufgegriffen und es wurde fleissig spekuliert.

Kurz darauf, am 30. August 1991, starb Tinguely mit 66 Jahren im Inselspital Bern an einer Herzkrankheit. Ohne dass der Fall rund um seine gefälschten Bilder gelöst war. Die ganze Welt schaute nach Freiburg...

Knackt das Team rund um Kripochef Nidegger den Fall? Und: gibt es noch mehr gefälschte Bilder im Umlauf? – Wir bleiben dran und berichten in Kürze weiter über die Affäre, welche die internationale Kunstszene erschütterte.

Hier der Beitrag von RadioFr. zum Nachhören:

Übrigens: Bis zum 31. Januar 2021 zeigt das Gutenberg Museum eine Sonderausstellung zum 100-jährigen Bestehen der Kriminalpolizei Freiburg.

RadioFr. - Corina Zurkinden
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