Neun Bildungsgänge, nur einer bilingue
Im Kompetenzzentrum Grangeneuve werden die meisten höheren Bildungsgänge nur auf Französisch angeboten.
Das Ausbildungszentrum Grangeneuve im Saanebezirk begleitet Lernende in Berufen der Landwirtschaft, der Forstwirtschaft oder der Milchtechnologie. Es bietet auch höhere Bildungsgänge an wie Fachausweise und Diplome. Einige davon gibt es jedoch nur auf Französisch. Vernachlässigt der staatliche Betrieb Deutschfreiburgerinnen und -freiburger?
Nein, sagt der Leiter Ausbildung am Grangeneuve, André Stettler. "Mit Abstand der grösste Teil sämtlicher Ausbildungen in Grangeneuve wird auf Deutsch und Französisch angeboten", stellt er klar. Zweisprachigkeit sei ein sehr wichtiges Thema für das Ausbildungszentrum. Wo es möglich sei, biete man Ausbildungen auf beiden Sprachen an. Das Problem bei einigen der höheren Bildungsgänge liege in der Nachfrage – diese sei zu gering, sagt André Stettler. "Bei der Höheren Fachschule für Lebensmitteltechnologen beispielsweise haben wir ein oder zwei, maximal drei Interessierte aus Deutschfreiburg. Das reicht nicht, um so einen Lehrgang aufzumachen", sagt Stettler.
Freiburger studieren in Bern
Wer also etwa die Höhere Fachschule als Agrokauffrau oder ein Meisterdiplom als Landwirt auf Deutsch machen möchte, muss in den Kanton Bern reisen. So geht es etwa Alice Blanchard aus St. Ursen. Sie studiert Agrotechnik am Bildungszentrum Rütti in Zollikofen. Zuvor absolvierte sie eine verkürzte Lehre als Landwirtin in Grangeneuve. Die Kurse waren auf Deutsch, ihr Praktikum machte sie auf einem französischsprachigen Betrieb.
Die Höhere Fachschule auch noch auf Französisch zu machen, wäre aber zu viel gewesen, sagt Blanchard: "Ich fand, wenn ich schon eine verkürzte Lehre gemacht habe, dann dürfte es sehr schwierig werden, die ganze Ausbildung als Agrotechnikerin auch noch in einer Fremdsprache zu machen." Ähnlich ging es Tobias Schneuwly, der mit seinem Vater einen Betrieb in Wünnewil führt. Auch er studierte Agrotechnik in Bern – "für eine Höhere Fachschule wäre mein Französisch wahrscheinlich relativ limitierend", sagt er. Ein zweisprachiges Studium könne er sich noch eher vorstellen.
Zweisprachigkeit gut ...
Tatsächlich sind einige der höheren Bildungsgänge in Grangeneuve bereits zweisprachig: Wer etwa die Höhere Fachschule Lebensmitteltechnologie absolviert, hat Kurse auf Deutsch und auf Französisch. Es gebe jedoch Situationen, in denen die Sprachkenntnisse der Teilnehmer und Teilnehmerinnen nicht ausreichen würden, erzählt Ausbildungsleiter André Stettler. Da müssten dann Teile des Unterrichts zusätzlich in die andere Sprache übersetzt werden.
Weitere zweisprachige Angebote würden diskutiert im Grangeneuve. Die Lehrpersonen seien grösstenteils zweisprachig, das sei nicht das Problem, so Stettler. Doch man müsse herausfinden, wie man die Zweisprachigkeit am besten umsetzen könne.
... aber nicht Ziel
Grangeneuve hat aber gar nicht zum Ziel, jeden höheren Bildungsgang auf Französisch und Deutsch anzubieten. Das stellt Land- und Forstwirtschaftsdirektor Didier Castella klar. Die Hochschule sei auf nationaler Ebene angesiedelt, nicht auf kantonaler. Grangeneuve bediene mit ihrem Angebot die gesamte Romandie. Für die deutschsprachige Schweiz gebe es unter anderem die Bildungszentren in Bern. Sollten sich aber in Grangeneuve genügend Interessierte finden, so könnte es durchaus noch mehr zweisprachige Bildungsgänge auf Hochschulniveau geben, sagt Castella. Ab acht Leuten käme eine Klasse zustande.
Von diesen Angeboten zu erfahren, ist allerdings nicht so einfach. Auf der Webseite des Kompetenzzentrums Grangeneuve ist nämlich nicht klar ersichtlich, in welcher Sprache der Unterricht stattfindet. Hier gäbe es also noch Verbesserungsmöglichkeiten.