Hochwasserschutz im Sensebezirk
Der Grosse Rat hat einem Kredit in der Höhe von 2,4 Millionen Franken zugestimmt, um ein Teilstück der Sense zu renaturieren.
Daniel Fontana steht am Damm und schaut auf die Sense. Den meisten Menschen ist er bekannt als "Duex". Privat hat es Fontana gerne ruhig. Er wohnt beim Weiler Noflen in Bösingen mit schöner Aussicht auf die Sense.
An normalen Tagen ist die Sense ein ruhiger Fluss, der sich gemächlich seinen Weg durch den gleichnamigen Bezirk bahnt. Regnet es jedoch, kann sie sich in ein reissendes, bedrohliches Gewässer verwandeln, das über die Ufer tritt und grosse Schäden anrichtet.
Das soll sich ändern. Am Freitagmorgen hat der Grosse Rat einstimmig einen Kredit in der Höhe von 2,4 Millionen Franken beschlossen, um das Hochwasserrisiko in Zukunft zu reduzieren.
Ein Schritt in die Vergangenheit
Konkret soll die Sense zwischen dem kleinen Camping von Noflen und der Grenze zu Laupen entlang von etwa 2,5 Kilometern verbreitert werden – von 30 auf 90 Meter.
„Vor hundert Jahren – man kann es sich fast nicht mehr vorstellen – war sie dort 200 bis 300 Meter breit“, sagt der Freiburger Baudirektor Jean-François Steiert (SP).
Die Anlagen dort seien aber nicht mehr zeitgemäss. „Der Hochwasserschutz ist nicht mehr gewährleistet, ebenso wenig der Arten- und der Landschaftsschutz“, so Steiert. Das vorliegende Projekt soll sowohl dem Hochwasserschutz als auch der Biodiversität Rechnung tragen.
Mehr Platz und Kurven
Der ehemalige Sensler Oberamtmann und Grossrat Nicolas Bürgisser (FDP) erklärt, welche Folgen eine breitere Sense hat: „Das bedeutet, dass die Fliessgeschwindigkeit des Wassers abnimmt.“ Womöglich brauche es zu diesem Zweck noch die eine oder andere Kurve. Im aktuellen Zustand könne ein riesiger Schaden entstehen, wenn die Sense während eines Hochwassers ihre volle Geschwindigkeit erreicht, so Bürgisser.
Was das Projekt der Biodiversität bringt, sagt Grossrätin Eliane Aebischer (SP): „Im Uferbereich werden sich Teiche und Tümpel bilden können.“ Vor allem Kleintiere wie Amphibien, Fische oder Libellen könnten dort ein neues Zuhause finden. Zudem wird der Abschnitt der Sense als Ausflugsziel aufgewertet.
Die Sense kriegt zurück, was einst ihr gehörte
Für das Projekt müssen allerdings Bäuerinnen und Bauern Land abtreten. Der Grossrat und Bauer Adrian Brügger (SVP) ist mit dieser Lösung trotzdem einverstanden. „Bei jedem Projekt gibt es Gewinner und Verlierer“, sagt Brügger. „Hier ist aber klar: Es ist ein Naturprojekt, mit dem man die Bevölkerung schützen möchte.“ Insofern handle es sich um einen guten Kompromiss.
Sein Ratskollege Nicolas Bürgisser sieht darin sogar eine Art Wiedergutmachung: „Das Land hat einmal der Sense gehört, nun gibt man es ihr wieder zurück.“ Zudem würden die Landbesitzerinnen und -besitzer grosszügig entschädigt.
Insgesamt kostet das Projekt rund 20 Millionen Franken. Der grösste Teil davon übernehmen aber der Bund, der Kanton Bern und die Gemeinden Laupen und Bösingen. Trotz des Kredits in der Höhe von 2,4 Millionen Franken rechnet Baudirektor Jean-François Steiert letztlich mit Kosten von 1,02 Millionen Franken für den Kanton Freiburg.
Vorfreude auf das Projekt
Die Bewohnerinnen und Bewohner von Noflen müssen sich also darauf einstellen, dass die Sense vor ihrer Haustür anders aussehen wird. Für Daniel Fontana stellt das kein Problem dar.
„Bereits vor ein paar Jahren hat man die Sense zu einer Autobahn gemacht, aber auch das ist schön herausgekommen.“ Deshalb vertraut er darauf, dass seine Aussicht nach der Renaturierung schön bleibt – auch wenn es womöglich ein paar Jahre braucht, bis es so weit ist.
Die beiden Beiträge zur Renaturierung der Sense gibt es auch zum Hören: