Freiburg importiert italienischen Abfall - zum Verbrennen
2023 hat die Saidef 300 Tonnen Abfall aus Italien importiert, um ihn zu verbrennen. Eine "vernachlässigbar kleine Zahl" für das Unternehmen.

Fast zehn Prozent des gesamten Abfalls, der in der Schweiz in den jeweiligen Müllanlagen verbrannt wird, wurde importiert. Diese Zahlen stammen vom Bundesamt für Umwelt. Aber warum importiert die Schweiz überhaupt Abfall? Der Bund spricht von wirtschaftlichen und ökologischen Gründen.
Was bringt ein Abfall-Import?
Die Importe aus Deutschland (184'878 Tonnen), Frankreich (92'351 Tonnen), Österreich (92'351 Tonnen) und Italien (21'863 Tonnen) können dadurch paradoxerweise "lange Transportwege vermeiden". Da in dem genannten Ausland Verbrennungskapazitäten fehlen, müsste eine entsprechende Menge an Abfällen auf Deponien statt in der Müllverbrennung entsorgt werden", sagt die Regierung. Die Schweiz und auch Freiburg kann unseren Nachbarn so also unter die Arme greifen.
Italienischer Abfall in Freiburg
Die Anlage der Saidef AG in Posieux verbrannte im letzten Jahr 300 Tonnen italienischen Abfall. Für Henri Klunge, Sicherheits- und Umweltbeauftragter der Saidef, sind diese Abfälle "vernachlässigbar":
Wir verbrennen jedes Jahr 96'000 Tonnen Abfall. Dieser importierte Abfall macht also 0,3% des gesamten Abfalls aus, der bei uns ankommt.
Es ginge nicht darum, Abfall aus dem Ausland zu holen: "Wir nehmen ihn nur an, wenn wir die Kapazitäten dazu haben. Wir bevorzugen immer Gemeinden und Unternehmen aus der Region", fügt Klunge an.
Welche Art von Müll ist das?
Letztes Jahr war der Import aus Italien kein Hausmüll, erklärt Henri Klunge. Es handelte sich um Plastikverpackungen, die nicht anderweitig verwertbar waren. Die Art des Abfalls, der zur Saidef kommt, werde sehr genau kontrolliert. Es handelt sich ausserdem nicht um Dauervereinbarungen. Die Tonnage ist genau festgelegt und wird jedes Jahr neu definiert.
Saidef setzt auf Kreislaufwirtschaft
"Die Argumente des Bundes scheinen mir vernünftig", reagiert Joëlle Hérin, Expertin für Konsum und Kreislaufwirtschaft bei Greenpeace:
Das CO2, das beim Transport dieser Abfälle entsteht, ist tatsächlich weniger schlimm als das Methan, das austreten würde, wenn sie auf Deponien gelagert würden.
Joëlle Hérin weist ausserdem auf ein Paradoxon der Abfallwirtschaft in der Schweiz hin. Der Bund sage, er wolle den Abfall reduzieren und seine negativen Auswirkungen auf die Umwelt verringern, dennoch würden die Abfallimporte seit 2010 ansteigen. Die Lösung? Man müsse auf die Null-Abfall-Hierarchie setzen: Reparatur, Wiederverwendung, längere Lebensdauer der Gegenstände, dann Recycling und als letztes Mittel die Verbrennung der Abfälle.
Am Montag trifft sich die Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie in Bern, um über die Revision des Umweltschutzgesetzes zu debattieren. Das Prinzip der Kreislaufwirtschaft könnte darin verankert werden. "Eine gute Nachricht" für Joëlle Hérin, auch wenn "die Politiker noch weiter gehen könnten, insbesondere bei den konkreten Massnahmen, die die Wiederverwendung fördern."