Drei hartnäckige Klischees im Check

"Auf die Jagd gehen nur alte Männer. Waffennarren, die Trophäen sammeln." Was ist da dran? Wir haben bei drei Neulingen nachgefragt.

Janine Herren, Raphael Ulrich und Nadine Blanchard (v.l.n.r.) räumen mit Jagd-Klischees auf. © RadioFr.

Die Vorstellung, dass Jäger und Jägerinnen ausschlafen können, gehört schon mal ins Reich der Träume. Um 07:00 Uhr früh stehen Janine Herren, Raphael Ulrich und Nadine Blanchard vor einer abgelegenen Hütte im Greyerzbezirk. In wasserfester Jagdmontur, mit Feldstecher um den Hals und Lehrbuch in der Hand. Die beiden Jungjäger-Kandidatinnen und der Jungjäger-Kandidat sind bereit für einen weiteren Ausbildungstag im Rahmen ihres Lehrgangs. Und sie wollen ein paar Jagdmythen aus der Welt räumen.

Klischee 1: "Nur alte Männer jagen!"

95 Prozent der rund 30’000-köpfigen aktiven Schweizer Jägerschaft ist gemäss dem Dachverband JagdSchweiz männlich. Mit nur gerade fünf Prozent Frauen ist die Jagd also schweizweit und auch im Kanton Freiburg noch immer eine Männerdomäne. Die Situation verändert sich aber zusehends: Unter den Jungjäger-Kandidierenden, welche im Kanton Freiburg im vergangenen Dezember ihre 18-monatige Ausbildung begonnen haben, sind bereits mehr als zehn Prozent Frauen. Eine von ihnen ist die 27-jährige Janine aus Ueberstorf, die im Video erzählt, wie sie die "Männerdomäne Jagd" erlebt.

Der Ausbildungstag vom Freiburger Jagdverband stellt das Klischee der alten, männlichen Jägerschaft definitiv auf den Kopf: Fünf der zwölf Deutschfreiburger Jungjäger-Kandidierenden, die an diesem Tag teilnehmen, sind Frauen. Also fast die Hälfte. Und bei Frauen wie Männern sind fast alle Altersklassen dabei – von Mitte zwanzig bis zum Pensionsalter.

Klischee 2: "Auf der Jagd gehts nur um das Sammeln von Trophäen!"

Bestimmt sind einige stolz auf die Tiere, die sie erlegt haben und hängen Teile ihrer Beute an die Wohnzimmerwand. Der Gebrauch der Waffe ist zweifellos ein wesentlicher Part der Jagd. Denn es gilt auch im Kanton Freiburg, die festgelegten Abschussquoten zu erreichen. Trotzdem umfasst die Jagd für den 46-jährigen Jungjägerkandidaten Raphael aus Plaffeien bei weitem nicht einfach nur ballern, wie er im Video erklärt.

Ein ganz wichtiger Bestandteil der Jagd sind für ihn die Hegestunden, bei denen der Erhalt von Lebensräumen und der Wildtierschutz im Zentrum stehen. 50 Stunden davon muss er in der Ausbildung mindestens leisten – schon jetzt hat er aber mehr als doppelt so viele auf dem Konto wie gefordert, nach knapp der Hälfte des Lehrgangs.

Was auf der Jagd erlaubt ist und was nicht, steht im Gesetz. Wer dieses beim Jagen nicht respektiert, riskiert bei kleineren Vergehen eine Ordnungsbusse des Freiburger Staats – diese Bussen sind in den vergangenen drei Jagdsaisons angestiegen, von 21 auf 35 und schliesslich auf 43 in der letzten Saison. Die Anzeigen in der Jägerschaft blieben mit 19 in der letzten Saison etwa im Dreijahresschnitt. 699 Jägerinnen und Jäger waren im vergangenen Jahr im Freiburgischen mit Grundpatent und Waffe gemeldet.

Bei gravierenden Vergehen kann ihnen schlimmstenfalls das Jagdpatent entzogen werden. Solche Entzüge waren in den vergangenen drei Saisons rückläufig. Von zehn Patententzügen sank die Zahl auf vier in der vorletzten Saison und schliesslich auf einen in der letzten Saison. Dass man es mit dem Gesetz genau nimmt, lohnt sich als Jäger oder Jägerin also – will man sein Patent behalten und nicht gebüsst werden.

Klischee 3: "Alle Jäger sind Waffennarren!"

Natürlich gibts unter den Jägern und Jägerinnen die Waffenfreaks. Es ist bestimmt auch besser, wenn man seine eigene Waffe gut kennt. In der Ausbildung des Freiburger Jagdverbands absolvieren die Jungjäger-Kandidierenden theoretische Kurse und praktische Übungen zu Optik, Sicherheit, Distanzen schätzen, Waffenhandhabung und schliesslich das Schiessen an sich. Auch die erfahrene Jägerschaft muss immer wieder einen Treffsicherheitsnachweis erbringen.

Dennoch umfasst die Freiburger Jagdausbildung viel mehr als Waffentheorie und -praxis. In fast 30 Kurstagen, wovon knapp die Hälfte obligatorisch ist, bereiten sich die Jungjäger-Kandidatinnen auf eine theoretische und eine praktische Prüfung vor. Am landwirtschaftlichen Zentrum Grangeneuve wird in den Theoriekursen etwa Wissen über Ökologie, Säugetiere, Vögel oder auch über die Wildhygiene vermittelt. In den praktischen Kursen ist neben den Schiess- und Distanzübungen etwa auch der Umgang mit Jagdhunden Thema.

Dass die Jagd mehr abverlangt als gute Waffenkenntnis, weiss auch die 27-jährige Jungjäger-Kandidatin Nadine Blanchard aus St. Antoni, wie sie im Video ausführt.

RadioFr. - Tobias Brunner
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