Marc Devaud: "Die Inflation und Abstimmung beunruhigen"

Bettüberbelegung, Personalmangel, rote Zahlen und die Volksabstimmung im Sommer: Der Direktor des HFR spricht über die aktuellen Herausforderungen.

Marc Devaud, Generaldirektor vom HFR steht Red und Antwort. © RadioFr.

Der Winter bedeutet üblicherweise eine arbeitsintensive Phase für Spitäler. Wie ist die aktuelle Situation des HFR in diesem Kontext?

Das Spital ist voll belegt, wir haben eine Auslastung von 90 bis 95 Prozent im Akutspital, 100 Prozent in der Rehabilitation und 120 Prozent in der Pädiatrie. Wir mussten beispielsweise um die 60 Kinder in andere Spitäler verlegen, es ist also eine schwierige Situation. 


Man kann sich vorstellen, dass dies für die Kinder und ihre Familien nicht einfach ist.

Natürlich, und es ist sehr frustrierend für das Personal, denn es ist nicht einfach, einer Familie oder Kind zu sagen, dass es nach Payerne, Yverdon oder Bern geschickt wird.


Woran fehlt es? An Personal? An Pflegepersonal, Betten, Mitteln? 

Es fehlt vor allem an Betten und Personal. Personal zu finden ist das Schwierigste, der Markt ist ausgetrocknet. Auch bei uns macht sich der Fachkräftemangel bemerkbar. Und im Gesundheitswesen gibt es keine Saisonniers. Im Winter sind wir voll belegt, im Sommer herrscht eher Flaute. 


Wie sehen die Zukunftsaussichten aus?

Die Regierung ist sich der Problematik bewusst. Solange Lösungen gesucht und umgesetzt werden, kann man beruhigt in die Zukunft blicken. 

Der Begriff HFR wird oft im Zusammenhang mit finanziellen Schwierigkeiten verwendet. Sie haben für 2023 ein Defizit von rund 28 Millionen Franken erwartet, wie sieht die Situation für 2024 aus?

Ende 2022 war ich positiv gestimmt, was die finanzielle Situation betraf. Aber seit der Inflation bin ich sehr besorgt. Jedes Unternehmen leidet darunter, das Gesundheitswesen noch mehr. 


Auf der einen Seite florieren Privatkliniken, wie das Projekt in Marly zeigt, das 50-60 Ärztinnen und Ärzte plus Operationssäle vorsieht. Auf der anderen Seite leidet das öffentliche Spital. Die Frage drängt sich auf: Warum erzielen private Einrichtungen Gewinne, während das öffentliche Gesundheitswesen Schwierigkeiten hat?

Zunächst einmal steht hinter einer privaten Struktur ein Businessplan. Im Prinzip erbringen die Kliniken Leistungen, die Geld einbringen. Und ich frage mich wirklich, woher sie all diese Ärzte bekommen.


Sind die privaten Angebote eine Konkurrenz oder eine Ergänzung?

Sie müssen eine Ergänzung sein. Das Hauptziel ist sicherzustellen, dass wir genügend Fachkräfte haben, um die Bevölkerung zu versorgen. Wir pflegen eine gute Zusammenarbeit mit dem Spital Daler und der Clinique générale. Dennoch ist es entscheidend, diese Angebote zu überwachen und zu regulieren, und hier kommt die Rolle des Kantons ins Spiel.

Auch die Assistenzärzte haben mit schwierigen Bedingungen zu kämpfen. Wie gehen Sie mit diesem Problem um?

Die Arbeitszeiten wurden standardisiert. Früher gab es keine Obergrenze, es war üblich, 70 Stunden pro Woche zu arbeiten. Einige ältere Ärztinnen und Ärzte haben Schwierigkeiten, das Verhalten der jüngeren Generation zu verstehen, aber es ist wichtig, sich an die gesetzlichen Vorgaben zu halten.

Im Sommer wird eine Abstimmung über die 24-Stunden-Notfallversorgung in den Regionen stattfinden. Ist dies ein Schlüsseljahr für das Freiburger Spital? 

Es ist ein entscheidendes Jahr, aber die Inflation und die anstehende Abstimmung bereiten mir Sorgen. Ich hoffe, dass die Bevölkerung gegen die Initiative stimmen wird.


RadioFr. - Loïc Schorderet / Corina Zurkinden
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