Französisch-Lehrmittel "Mille feuilles" hat viele Mängel

Seit rund zehn Jahren lernen Kinder mit dem "Mille feuilles" Französisch im Kanton Freiburg. Das Lehrmittel bereitet aber einige Probleme.

Ab März 2023 dürfen Schulen auf andere Französisch-Lehrmittel umsatteln. © KEYSTONE

Kinder, die mit dem "Mille feuilles" Französisch lernen, haben schlechtere Französisch-Kenntnisse als etwa die Generation "Bonne Chance". Das hat eine Studie der Pädagogischen Hochschule und der Universität Freiburg gezeigt. Auch Lehrpersonen üben Kritik nach rund zehn Jahren Unterricht mit dem "Mille feuilles": "Der Wortschatz ist sehr kompliziert und nicht für den Alltag relevant. Dadurch hat das Kind oft den Alltagswortschatz nicht", sagt Nadine Schmid, Co-Präsidentin der Gewerkschaft für Lehrerinnen und Lehrer in Deutschfreiburg. Daher habe man an der Schule oft noch zusätzliche Lehrmittel eingesetzt - was ja nicht Sinn der Sache sei.

Das Prinzip des "Mille feuilles" lautet "sprechen und verstehen". Das erklärt der Vorsteher des Amts für deutschsprachigen obligatorischen Unterricht Andreas Maag. "Wir lernen eine Sprache, damit wir miteinander sprechen können - das ist heute der Ansatz. Alles andere kommt nachher", sagt er. "Früher war das fast umgekehrt."

"Sprachbad" funktioniert nicht überall

Das "Mille feuille" ist so aufgebaut, dass Schülerinnen und Schülern ein Thema gegeben wird. Dieses wird dann behandelt, ohne dass zunächst viel Vokabular gelernt werden muss.

In dieses "Sprachbad" einzutauchen funktioniert in einer Stadt wie Freiburg relativ gut.

Dieser Meinung ist Andreas Schmid vom Verein Schule und Elternhaus im Kanton Freiburg. In der Stadt befände man sich bereits im Alltag in diesem "Sprachbad" - das sei auf dem Land aber nicht gegeben. Auch Andreas Maag erklärt: "Wenn man in Freiburg Französisch unterrichtet, ist das anders als in Kerzers, Plaffeien oder Ueberstorf." Ob der Unterricht gut gestaltet sei, hänge hier nicht nur vom Lehrmittel ab.

Künftig dürfen Schulen wählen

Seit seiner Einführung vor rund zehn Jahren ist das "Mille feuilles" das offizielle Zwangslehrmittel für den Französischunterricht in Freiburg. Das wird sich im Herbst 2023 ändern: Dann führt der Kanton das sogenannte "Wahlobligatorium" ein. Schulen und Lehrpersonen haben dabei die Wahl, ob sie beim "Mille feuilles" bleiben oder zu einem anderen wechseln.

Welche Lehrmittel zur Auswahl stehen, will der Kanton diesen Sommer bekannt geben. Voraussetzung ist, dass sie der Vorgabe des Lehrplans 21 entsprechen. Dadurch soll garantiert werden, dass Freiburger Primarschülerinnen und -schüler das gleiche Französisch-Niveau erreichen können wie deutschsprachige Kinder im Rest des Landes.

RadioFr. - Vanja Di Nicola / iwi
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