"Ich muss einfach spielen und loslassen"

Marc Méan stellt auf "Rituals" die Kirchenorgel ins Zentrum und erzeugt dabei einen Klang, der nach innen und nach aussen öffnet.

"Rituals" wurde des Nachts in der Kirche Saint-François in Lausanne aufgenommen. © zvg

Marc Méan ist ein musikalischer Tausendsassa, der sich bereits mit diversen genreübergreifenden und -brechenden Projekten einen Namen gemacht hat. Auf seinem Solowerk Rituals wählt der Pianist, Komponist und Soundtüftler die Orgel als Protagonistin seiner neusten musikalischen Story. Wobei, erzählt wird auf Rituals nicht verbal. Méans Orgelspiel, zusammen mit der gewählten Bearbeitung und Erweiterung durch elektronisch diffuse Sounds, spannt einen flirrenden Baldachin über den Hörmoment, unter welchem sich Stück für Stück innere und äussere Räume öffnen.

"Improvisation ist ein zentraler Aspekt dieser Musik, wobei ich mich auf mein Inneres konzentriere", wie Méan im Interview erklärt. Ein Fokus auf Feeling, das auch an seiner Mimik in den Videos erkennbar ist, die während des Aufnahmeprozesses in der Kirche Saint-François in Lausanne mitaufgezeichnet wurden. Improvisation ist dann auch das Element, welches Méans verschiedenen musikalischen Projekte - wie etwa Fields, Service Fun oder Taïga - miteinander verbindet.

Nach diversen Veröffentlichungen zwischen akustischem und synthetischem Tastenspiel involviert Méan erstmals eine Kirchenorgel. "Es ist enorm eindrücklich, wie tief, massig und laut der Klang einer solchen Orgel ist", wie Méan erklärt. Da Saint-François aber tagsüber vom Verkehr umzingelt ist, wurde Rituals in der Nacht aufgenommen. "Der Kontext und Klang hat einen ganz speziellen Vibe erzeugt", was auch auf dem finalen Album hörbar wird. Ein touchierendes Album, das durch synthetische Spielerei der imposanten Orgel filigrane Gefühlswellen entlockt, bis diese uns komplett durchströmen.

RadioFr. - Valentin Brügger / rb
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