UN: Zehntausende fliehen aus Port-au-Prince

Angesichts schwerer Bandengewalt sind nach Angaben der Vereinten Nationen mehr als 50 000 Menschen innerhalb von drei Wochen aus Haitis Hauptstadt Port-au-Prince geflüchtet.

ARCHIV - Ein Anwohnerin geht an einem Polizisten der Nationalen Polizei vorbei (Archivbild). Foto: Odelyn Joseph/AP/dpa © Keystone/AP/Odelyn Joseph

Zwischen dem 8. und 27. März wurden an Busbahnhöfen 53 125 Menschen beim Verlassen des Grossraums Port-au-Prince erfasst, wie die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Dienstag mitteilte.

Die Mehrheit von ihnen habe sich in Richtung Süden bewegt - in eine Region, in der bereits mehr als 116 000 Vertriebene beherbergt würden. Die Gemeinden in den Provinzen hätten nicht genug Mittel, um die Aufnahme so vieler Menschen aus der Hauptstadt zu bewältigen, hiess es. 68 Prozent der Flüchtenden seien bereits zuvor innerhalb von Port-au-Prince vertrieben gewesen - die UN hatten insgesamt rund 362 000 intern Vertriebene in Haiti gezählt. In Port-au-Prince leben rund eine Million der insgesamt etwa elf Millionen Einwohner des karibischen Krisenstaates.

Die Gewalt bewaffneter Gruppen, die schon zuvor nach UN-Angaben etwa 80 Prozent von Port-au-Prince kontrollierten, war Ende Februar noch einmal eskaliert. Nach einem Bericht des UN-Menschenrechtsbüros von vergangenem Donnerstag wurden in diesem Jahr bereits mehr als 1500 Menschen getötet, auch die Zahlen der Entführungen und Vergewaltigungen hätten zugenommen. Das Gesundheitssystem und die staatlichen Institutionen stünden am Rande des Zusammenbruchs. Auch die bestehende Hungerkrise verschärfte sich.

Die Sicherheitslage hatte im März die Rückkehr von Interims-Premierminister Ariel Henry von einer Auslandsreise verhindert - er kündigte darauf seinen Rücktritt an. Eine neue Interimsregierung wurde bisher nicht gebildet. Auch eine vom UN-Sicherheitsrat genehmigte multinationale Sicherheitsmission kam bislang nicht zustande. Neben anderen Diplomaten verliess der deutsche Botschafter das Land. Bürger mehrerer Staaten wurden evakuiert, darunter mindestens fünf Deutsche und ihre Familien.

SDA
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