Wenig Freiburger Frauen kandidieren für den Gemeinderat

Das Familien- und Berufsleben sei der Hauptgrund, warum eine Partei Absagen erhält, wenn sie Kandidatinnen für die Listen sucht.

Christine Bulliard-Marbach kennt das Problem. © Keystone

Die letzten nationalen Wahlen waren historisch: 42 Prozent Frauen sitzen seither im Nationalrat, so viel wie noch nie zuvor. Der Kanton Freiburg aber wurde von dieser Welle noch nicht erfasst, wie der Blick auf die Kandidierendenlisten für die Gemeindewahlen zeigt: ein Drittel Frauen, zwei Drittel Männer – genau wie bei den letzten Wahlen vor fünf Jahren.

Das Familien- und Berufsleben sei der Hauptgrund, warum eine Partei Absagen erhält, wenn sie Kandidatinnen für die Listen sucht. Es sei bereits ohne zusätzliches Mandat schwierig, dies unter einen Hut zu bringen.

Diese Erfahrung hat auch die Freiburger Nationalrätin Christine Bulliard-Marbach gemacht in ihren 20 Jahren als Gemeinderätin von Ueberstorf. Sie hat mitgeholfen, Kandidierende zu rekrutieren und berichtet vom «falschen Zeitpunkt» als einen häufigen Absagegrund. Zum einen von Frauen, die erstmals ihre Rolle als Mutter wahrnehmen und es lieber später versuchen möchten in der Politik. Zum anderen von Männern, die Jobwechsel oder Weiterbildungen als Gründe angaben, wieso es zurzeit nicht passe.

Dass es nicht einfach ist, Frauen für das Amt zu begeistern, kann René Schneuwly bestätigen. Er ist SP-Gemeinderat von Wünnewil-Flamatt. Dort hat seine Partei drei Männer und keine Frauen auf der Liste. Es wurden viele Frauen angefragt, auch solche, die im Generalrat waren. Aber die Bereitschaft, sich für mehr als den Generalrat zu engagieren, sei eher gering. Dies einerseits aus beruflichen Gründen, aber auch aus mangelndem Selbstvertrauen.

Auch hätten Frauen weniger Lust, Streitgespräche zu führen, erklärt Nicolas Hayoz, Politologe der Universität Freiburg. Die Partei sei ebenfalls nicht unwichtig. Es gäbe solche, die Frauen eher anziehen, aber in der Gemeindepolitik eine geringere Rolle spielen.

Trotzdem gibt es eine Gemeinde im Kanton Freiburg, die mehr Frauen auf den Gemeinderatslisten hat als Männer: St. Ursen. Auf die Frage nach dem Geheimrezept antwortet Marie-Theres Piller von der Mitte-Links CSP, dass es bei ihrer Liste Zufall sei. Ins Auge steche, dass bei den Kandidierenden niemand kleine Kinder habe.

Auch wenn Frauen sich tendentiell weniger auf die Listen setzen, über das Wahlresultat vom 7. März sagt das noch nichts aus. Denn auch bei den Nationalratswahlen gab es weniger Frauen auf den Listen als Männer – und trotzdem haben es so viele Frauen wie nie ins Bundesparlament geschafft.

RadioFr. - Nadine Schmid / nschn
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