Weshalb Murten nicht noch mehr Touristen will
In unserer Tourismusserie beleuchten wir die Strategien und Projekte der Destinationen Schwarzsee und Murten. Teil 1.

Nach der Wintersaison ist vor der Sommersaison. Aktuell bereiten sich Schwarzsee und Murten Tourismus auf die Sommersaison vor. Ein geeigneter Zeitpunkt, um einen Blick hinter die zwei Deutschfreiburger Destinationen zu werfen. Was für Projekte stehen in naher Zukunft an? Welche Strategien verfolgen die beiden? Wo gibt es Potenzial? In unserer Tourismusserie wollen wir die verschiedenen Aspekte ergründen.
Mitte Januar kürte der amerikanische TV-Sender CNN Greyerz zu einem der 23 Reiseziele, die man im 2023 besuchen sollte. Auch das Stedtli Murten holte kürzlich einen Preis. Laut der Welttourismusorganisation UNWTO gehört Murten zu den besten 32 Tourismusdörfern.
Dieser Titel ist etwas Einzigartiges. Es zeigt auch das Image, welches das Stedtli am See hat.
So bekannt wie Greyerz zu werden, will Murten aber nicht, erklärt Stephane Moret. "Wir wollen nicht mehr Leute in unsere Destination herbringen. Unser Ziel ist auf demselben Image zu bleiben." Murten soll nachhaltig ein gutes Bild abgeben. Eine Massendestination war das Stedtli im Seebezirk nie und das will Murten Tourismus auch so beibehalten. Für Geschäftsführer Moret ist wichtig, dass die Institution weiterhin mit der Murtner Bevölkerung harmoniert. "Die Lebensqualität aller Interessengruppen darf sich nicht negativ vom Tourismus beeinflussen lassen."
Hauptsächlich Tagestouristen in Murten
Im Durchschnitt verweilen die Touristen im Stedtli 1,6 Tage. "Wir sind wahrscheinlich eine der Schweizer Destinationen, in denen die Leute am schnellsten wieder gehen", sagt Moret, der nicht ganz sicher ist, ob Murten Tourismus diesen Wert überhaupt anheben will. "Wir sind eine starke Tagesdestination."
Rund 90 Prozent dieser Touristen seien Schweizerinnen und Schweizer und das soll so bleiben.
Wir möchten die eigenen Gäste pflegen. Unsere Einwohner sind die ersten Touristen.
Die Einheimischen zufrieden zu behalten, sei die Herausforderung für Murten Tourismus.
Nicht die gleichen Mittel wie Greyerz oder Murten
Der Schwarzsee erfüllt laut Geschäftsführerin Daniela Schwartz auch die Kriterien, um eine Top-Tourismusdestination wie Murten oder Greyerz zu sein. Die Priorität liege jedoch an anderen Stellen und: "Das Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit müssen für so eine Auszeichnung erfüllt sein, da haben wir sicherlich noch Verbesserungspotential. Zudem sind Murten und Gruyère Tourismus finanziell und personell besser aufgestellt", erklärt Schwartz. Der Aufwand für diese Bestrebungen wären demnach zu hoch.
Lieber möchte Schwarzsee Tourismus die Übernachtungsdauer anheben und Geschäftsführerin Schwartz sieht vor allem Potenzial in der Parahotellerie. "Die Leute in einer Ferienwohnung bleiben länger. Dort wollen wir abschöpfen."
Spitzentage entlasten
Dabei gilt es immer die Balance zu halten, damit es zu keinem Overtourism kommt. In Schwarzsee gibt es diesen zwar an Spitzentagen, dem wollen Schwartz und ihr Team aber entgegenwirken. "Die Anzahl Leute, die während Spitzentagen vielleicht als zu viele wahrgenommen werden, wollen wir gezielter auf die schwachen Saisonzeiten ausgleichen". Damit es für alle ein angenehmeres Erlebnis in der Region wird.