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Wieso so viele Lehrstellen im Kanton Freiburg offen sind

Trotz Covid-Krise, Ukraine-Krieg und Inflation: Im Kanton Freiburg sind über 700 Lehrstellen unbesetzt.

Im Rahmen der Woche der Berufsbildung sprechen Christophe Nydegger und Reto Julmy über die Herausforderungen am Lehrstellenmarkt. © LinkedIn/upcf.ch/keystone

Er würde heute wohl einiges anders machen, meint Reto Julmy. Der Direktor des Freiburger Arbeitgeberverbandes würde nicht mehr direkt studieren. "Die Studienrichtung würde weiterhin stimmen, doch ich würde einen anderen Weg einschlagen. Heute würde ich eine kaufmännische Lehre mit Berufsmatura anstreben und danach berufsbegleitend an der Hochschule studieren."

Hörsaal
Die Durchlässigkeit im Bildungssystem erlaubt es, dass heutzutage viele Personen nah der Lehre sich an einer Hochschule weiterbilden. (Symbolbild)

Die Durchlässigkeiten und Möglichkeiten, sich weiterzubilden, stünden heute allen viel mehr offen, als dies in der Vergangenheit noch der Fall war. "Wir haben sehr gute Beispiele. Ein Landmaschinenmechaniker hat sich zum Beispiel zum Anwalt gewandelt. Früher gab es nie so viele Möglichkeiten", sagt Christophe Nydegger. Er ist der Chef des Amtes für Berufsbildung. Sein Amt unterstützt und überwacht die Lehrbetriebe im Kanton Freiburg.

Von einem "Königsweg" oder einem "goldenen Weg" sprechen die beiden deshalb fast schon schwärmerisch, wenn sie auf die Möglichkeiten zu sprechen kommen, die nach einer Lehre offenstehen.

Fachkräftemangel im Kanton Freiburg

Aktuell sind rund 700 Lehrstellen im Kanton Freiburg unbesetzt. Einige Branchen sind mehr betroffen als andere: "Traditionell sind das die Berufe der Baubranche, neu aber auch Berufe in der Gewerbebranche, die Schwierigkeiten haben, Nachwuchs zu finden", stellt Nydegger fest. Dies hänge mit den Nachwehen der Covidkrise zusammen. Dazu habe sich das Mindset der Jungen geändert: Während früher der Beruf sehr wichtig war, würden die Jungen heutzutage mehr auf ihr Sozialleben und ihre Freizeit achten. 

Auch der Kanton Freiburg kennt den Fachkräftemangel. "In vielen Bereichen mangelt es an qualifizierten Mitarbeitenden", stellt Arbeitgeberchef Julmy fest. Einer guten Ausbildung würde deshalb eine zentrale Rolle zugeschrieben. "Wir haben zusätzlich die Abgänge der Babyboomer, welche pensioniert werden. Weniger junge Leute kommen nach. Das erklärt sicher auch den Fachkräftemangel."

Die Zukunft wird digital(er)

Der Arbeitsmarkt ist im Wechsel. Während bisher alle fünf Jahre Lehrberufe angepasst wurden, passiert es zum Beispiel im Informatikbereich, dass schon nach zwei, drei Jahren Anpassungen nötig sind. "Wir merken auch, dass einige Berufe in Zukunft verschwinden werden", sagt Nydegger. Julmy stimmt dem zu. "Die künstliche Intelligenz wird sicher gewisse Aufgaben übernehmen können. Aber lange nicht alles. Die persönliche Beratung in Zukunft dafür umso wichtiger. Und Berufe im Gesundheitswesen zum Beispiel kann die künstliche Intelligenz höchstens unterstützen, sicher nicht ersetzen."

Der Kanton Freiburg zählte im letzten Jahr 9'248 Lernende. 60,7% der Lernenden sind Männer, 39,3% Frauen. Das Durchschnittsalter der Personen, welche einen neuen Vertrag unterschreiben, liegt bei 16,9 Jahren. 2'292 Betriebe sind ausbildungsberechtigt. Aktuell sind rund 700 Lehrstellen unbesetzt. Quellen: fr.ch & berufsberatung.ch

RadioFr. - Marc-David Henninger
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