"Jedes Kind wird heute mit Pornografie konfrontiert"

Der Sexualkundeunterricht muss mit dem Wandel der Zeit gehen. In erster Linie bleibt die Aufklärung aber Sache der Eltern.

Im Sexualkundeunterricht werden Fakten geliefert. © Keystone

Pornografie ist heute über das Internet frei zugänglich. Auch Themen wie LGBTQIA+ bewegen die Gesellschaft. Und den Sexualkundeunterricht. Dieser muss mit der Zeit gehen. Heute ist es nicht mehr nur das "Bravo"-Heftli, das Aufklärungsarbeit leistet. 

"Ich glaube, dass Kinder heute mehr wissen. Aber sie sind auch verwirrter", sagt der Freiburger Kantonsarzt Thomas Plattner. Informationen aus dem Internet oder den sozialen Medien seien häufig nicht fundiert. Deshalb brauche es den Sexualkundeunterricht an den Schulen. "Er liefert Fakten, die wissenschaftlich belegt sind", so Plattner weiter. 

Früher oder später wird jedes Kind mit dem Thema LGBTQIA+ oder Pornografie konfrontiert

Das sei heute einfach so. Da müsse die Aufklärung ansetzen, sagt der Kantonsarzt. In erster Linie sind dafür aber die Eltern verantwortlich. "Die Sexualmoral wird von den Eltern definiert", sagt Plattner. Dies sei nicht die Aufgabe von Kanton, Schule oder dem Zentrum für sexuelle Gesundheit. 

Falsches Bild durch Pornos

Basis aller sexuellen Handlungen sei Einverständnis. "Häufig bietet die Pornoindustrie ein falsches Bild. Was ganz wichtig ist in Sachen Sexualität, ist, dass man einverstanden ist", sagt Plattner weiter. Dies beziehe sich nicht nur auf Sex, sondern generell auf alle Formen der Beziehung. 

Geschehe etwas ohne Einverständnis, müssten die Kinder und Jugendlichen eine Vertrauensperson haben. Einen Menschen, dem sie sich anvertrauen können. Ganz egal, ob dies die Eltern oder eine Lehrperson sind.

Ausschlaggebend für die Diskussion rund um den Sexualkundeunterricht war eine Anfrage an den Staatsrat von SVP-Grossrat Roland Mesot. Er erachtet die Gender-Frage und die Diskussion über LGBTQIA+ als nicht altersgerecht. Der Staatsrat teilt in seiner Antwort mit, dass der Sexualkundeunterricht in keinster Weise gefährdend oder traumatisierend sei.

"Die Inhalte des Sexualkundeunterrichts (...) bergen kein Risiko für eine psychische Störung der Schüler/innen. Im Gegenteil, diese Kurse ermöglichen es manchmal, Missbrauch aufzudecken, und können so Massnahmen auslösen, die die Gefährdung der physischen und psychischen Integrität
dieser Kinder beenden", wie der Staatsrat schreibt.

RadioFr. - Andrea Schweizer
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