Bad Bonn über die diesjährige Kilbiplanung

Auch in diesem Jahr findet im Juni keine Bad Bonn Kilbi statt. Vom 1. bis 5. September ist jedoch eine Alternative des Festivals geplant.

Das Ziel sei es, die Kilbi im September aufleben zu lassen – in welcher Form auch immer. © KEYSTONE

Die Bad Bonn Kilbi in Düdingen findet auch in diesem Jahr nicht planmässig anfangs Juni statt. Trotz der abgesagten Ausgabe möchten die Veranstalter in diesem Jahr Live-Musik anbieten. Das Ziel sei es, die Kilbi zwischen dem 1. und 5. September aufleben zu lassen in welcher Form auch immer. Entscheidend seien die zu diesem Zeitpunkt geltenden behördlichen Vorgaben. Auch der Start des Ticketverkaufs wird auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. RadioFr.-Redaktor Valentin Brügger sprach mit dem Programmverantwortlichen Daniel «Duex» Fontana und dem Administrator Patrick Boschung.

RadioFr.: Wieso habt ihr den Entscheid getroffen, die Juni-Ausgabe der Kilbi abzusagen und eine neue Version im September zu lancieren?

Duex: Vielleicht wäre es die bessere Lösung gewesen, einfach die Handbremse zu ziehen. Für mich war schon ziemlich klar, dass im Juni nicht mehrere hundert Leute auf das Gelände können. In unserem Team besteht aber die Hoffnung, etwas zu machen. Dies ist im Moment wichtig, denn wir sind alte Veranstalter. Wir sagten uns: wenn wir jetzt nichts mehr machen, dann wird es ein zäher Neuanfang. Dies war der Grund, weshalb wir das Festival verschoben haben und es im September versuchen. Dafür erhalten wir etwas länger die Chance, um an eine weitere Auflage des Festivals zu glauben. Optimismus ist wohl der Antrieb eines jeden Veranstalters.

Also ein Silberstreifen am Horizont – nicht nur für das Publikum, sondern auch für euer Team?

Sicher, ich selbst liebe es. Ich habe mich heute Morgen beim Aufstehen darauf gefreut, die nächsten Schritte bekannt zu geben. Wir tun dies für uns und nicht nur, um jemandem zu gefallen. Mir fehlt dieses Fest an allen Ecken und Enden. Es geht um den Moment, Musik zu hören und Leute zu treffen, und auch darum, ein wenig zu feiern. Wenn wir das Fest nur für andere machen würden wäre es nie zu dem geworden, was es heute ist.

Die aktuelle Webseite der Bad Bonn Kilbi präsentiert eine abgesagte "cancelled" und eine zukünftige "future" Version - warum?

Das Programm war bereits fix. Nun wird es trotzdem auf der Website angekündigt. Irgendwann war uns klar, dass die Kilbi sehr wahrscheinlich nicht stattfinden wird. Für uns war wichtig, das Festival trotzdem zu simulieren. Es ging darum, mit Akteuren wie den Agenturen, Medien, Managements und zuletzt mit den Bands weiterzuarbeiten. Es war mir wichtig, die Bands auf der Webseite zu präsentieren. Man schaut trotzdem immer, was andere Festivals programmieren. Die anderen Veranstalter tun dies ihrerseits und auch das Publikum zeigt Interesse. Dieser Austausch ist eine gute Gelegenheit, sich trotz alldem durch diese Musik etwas hindurchzuhören. Es ist fast wie ein Radio oder ein Online-Magazin. Aus all diesen Sachen möchten wir festhalten, wir möchten diese Bands nicht einfach fallen lassen. Ich möchte am Programm, das in den letzten zwei Jahren wegen Corona nicht stattfinden konnte, weiterarbeiten. Diese Bands möchte ich, wenn es klappt, im September auftreten zu lassen. Ein paar davon werden also an der Alternativ-Kilbi zum Zug kommen, weitere erhalten ihren Auftritt im kommenden Jahr. Ein paar Shows wurden für das kommende Jahr bereits bestätigt. Auch im übernächsten Jahr werden ein paar davon spielen. Persönlich habe ich realisiert, dass ein Interpret nicht immer die ultimative Überraschung und absolute Entdeckung sein muss. Es braucht daher keine Künstlerin und keinen Künstler, die oder den noch niemand gesehen hat. Es ist nicht mehr so, wie ich mir das oft gedacht hatte. Es darf auch einfach einmal nur gute Musik sein, die man präsentiert. Es geht uns darum, diesen einzigartigen Moment zu verwirklichen.

Es herrschen enorm schwierige Umstände für Veranstalter, Labels oder Agenturen. Im Normalfall ist alles wie eine geölte Maschine aufgegleist. Man organisiert einen Event, produziert, usw. Ist ein solches System überhaupt zu Spontanität fähig, wie es zurzeit gefragt ist?

Die Bad Bonn Kilbi ist etwas kleiner als die üblichen Festivals, von denen normalerweise die Rede ist. Bei uns existiert noch die Möglichkeit, etwas spontan zu bewirken. Es ist sogar so, dass wir wieder spontaner werden möchten. Wir arbeiten daran. Wichtig ist zudem, gegen aussen nicht wie eine Maschine zu wirken. Man sollte nicht stur etwas durchziehen wollen, sondern sich den Vorgaben der Behörden anpassen und die Sache gegebenenfalls etwas in einem kleineren Rahmen durchführen. Wir möchten, dass das Programm in kleinen Schritten entstehen kann, und üben uns in Geduld. Ich achte auf die Grundstimmung, denn ich weiss nicht, wie wir den Betrieb wieder zum Laufen bringen. Es geht um Kunst und um Musik. Es geht darum, etwas zu gestalten, bei dem man das Gefühl hat, es wäre dringend. Ich kann nicht unbedingt zu jeder Zeit steuern, ob ich das nun als dringend empfinde, was ich tue. Wir möchten nicht in alte Denkmustern verfallen und unflexibel wirken. Es geht darum, mit jungen Leuten zusammenzuarbeiten, um neue Situationen und um neue Musik.

Ist das nicht auch eine Chance, nicht mehr alte Rezepte befolgen zu müssen?

Ja, ich glaube schon. Man sollte vielleicht auch damit anfangen, die Bühnensituation umzudenken. Es ist nicht voraussehbar, wie es im September sein wird. Es kommt darauf an, welche Mittel uns zur Verfügung stehen und müssen realistisch bleiben. Die Bühnensituation kann sich so verändern, dass man gezwungen wird, Abstand zu halten. Wir wissen nicht, ob die Leute sitzen müssen oder gar Masken tragen. Wir dachten zu Beginn dies funktioniere nicht, doch nun geht es. Kreativität ist auf jeden Fall gefragt.

Noch zur letzten Frage: du wirkst enorm motiviert. Ist das ein Müssen oder empfindest du tatsächlich so?

Das bin auf jeden Fall ich. Wenn das nicht mehr der Fall ist habe ich kein Problem damit, mit einer ganz anderen Arbeit anzufangen.

Patrick Boschung, Was sind deine Gedanken zu diesem Entscheid?

Erstens ist das Festival im Juni unmöglich durchzuführen. Dennoch möchten wir die Chance nutzen, um etwas Zeit zu erhalten, um im September etwas anderes zu planen.“

Viele warten stets auf den Tag der Bad-Bonn-Kilbi-Medienkonferenz, um sich Tickets zu ergattern. In der Folge war das Festival jeweils sofort ausverkauft. Wie gestaltet sich das Ticketing für diese Kilbi-Variante im September?

Vorher müssen wir wissen, was geht, mit welchen Kapazitäten wir arbeiten können und welches Schutzkonzept vorliegt. Erst dann können wir mit der Planung beginnen.

Diese Umstellung hat auch einen finanziellen Aspekt. Die Kilbi involviert viele lokale Partner. Kann die Planung hinausgezögert werden und zeigen die Partner dafür Verständnis?

Ja, alle haben dieselben Probleme wie wir auch. Sie können alle im Moment nichts aufstellen oder nichts liefern. Wir sitzen alle im gleichen Boot und warten auf einen Entscheid.

Gelangt da nicht der Wunsch an die Behörden, nicht bloss von Perspektiven zu sprechen, sondern auch über ein Timing?

Ja, für uns wäre die Planungssicherheit das A und O. Man kann nicht einfach ein Festival in einem Monat aus dem Boden stampfen.

In puncto finanzieller Faktor: was passiert jetzt mit Bands, die wegen den aktuellen Bestimmungen nicht eingeladen werden können – erhalten diese eine Vergütung?

Wie es beim Festival aussieht wissen wir noch nicht. Im Moment erhalten alle Bands, die jetzt im Club gespielt hätten, eine Ausfallentschädigung. Es gilt eine Abmachung mit dem Kanton, der 80 Prozent der Kosten übernimmt, falls wir den Bands 100 Prozent ihrer ausgefallenen Gage übernehmen. Für das Festival werden wir sicher versuchen, eine solche Lösung zu finden. Ein grosser Teil dieser Bands werden wir ab September auch wieder im Programm haben. Dies geht nur, wenn wir wissen, von welcher Kapazität wir ausgehen können.

Schauen wir vielleicht als letzten Punkt noch etwas in den September. Wie kann sich das Publikum diese Kilbi-Variante vorstellen?

Wir werden uns sicher danach richten, welchen Beschluss es geben wird. Falls wir Konzerte veranstalten dürfen, ist uns im Moment unklar, an welche Vorgaben wir gebunden sind. Es geht auch um den Barbetrieb und ob vor der Bühne getrunken werden darf oder nicht.

Das Ziel scheint aber klar: in diesem Jahr findet ein Festival statt?

Definitiv. Vielleicht nicht wie sonst üblich, sondern in einer reduzierten Version.

RadioFr. - Valentin Brügger / nschn
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