Sabotage-Akte gegen das SNCF-Bahnnetz
Wenige Stunden vor der Eröffnung der Olympischen Sommerspiele in Paris sind am Freitag landesweit Anschläge auf das französische Bahnnetz verübt worden.
Verletzt wurde niemand. Allerdings dürften mehr als 800'000 Bahnreisende von Einschränkungen betroffen sein. Der Schnellzugverkehr auf der Atlantik-, Nord- und Ostachse sei derzeit stark beeinträchtigt, teilte die französische Staatsbahn SNCF mit. Richtung Bordeaux fiel etwa jede vierte Verbindung aus. Die Bahn rief dazu auf, für den Freitag geplante Reisen nicht anzutreten. Man habe mit den Reparaturen begonnen. Die Einschränkungen könnten aber das ganze Wochenende dauern.
Nach ersten Informationen sind mehrere Anlagen ausserhalb von Paris betroffen, die Auswirkungen auf die stark befahrenen TGV-Strecken haben. Ein weiterer mutmasslicher Sabotageakt auf der Strecke nach Marseille wurde verhindert.
Glasfaserkabel-Leitungen angezündet
An den betroffenen Orten wurden demnach jeweils Leitungen mit zahlreichen Glasfaserkabeln in Brand gesetzt, die für die Sicherheit der Züge und die Weichenstellungen wichtig sind.
Auch auf der Route zum Stade de France im Norden von Paris - wo Rugbyspiele und die Leichtathletik-Wettkämpfe stattfinden - ging am Freitagvormittag nichts mehr. Allerdings hielten sich direkte Einschränkungen auf die sportlichen Events in Grenzen, weil am Freitag kein Training und kein Wettkampf auf dem Programm steht.
Auf den Schienenverkehr in der Schweiz hatten die Zugausfälle im Nachbarland am Freitagmorgen keine Auswirkungen, wie die SBB auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilten. Ob die SBB im Hinblick auf die olympischen Spiele in Paris besondere Sicherheitsvorkehrungen getroffen haben, gaben sie nicht bekannt.
Regierung: Koordinierte Sabotage
Geheimdienste und Sicherheitskräfte seien mobilisiert, "um die Täter dieser kriminellen Taten zu finden und zu bestrafen", erklärte Premierminister Gabriel Attal.
Auch mehrere Minister verurteilten die Anschläge. Die geschäftsführende Sportministerin Amélie Oudéa-Castera sprach "mit Vorsicht und nach ersten Analysen" von einer Art koordinierter Sabotage. "Alles weist darauf hin, dass es sich um mutwillige Aktionen handelt", sagte Verkehrsminister Patrice Vergriete.
In Paris findet am Abend die Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele mit knapp 70'000 Athleten statt, zu der 326'000 Zuschauer erwartet werden, unter ihnen rund hundert Staats- und Regierungschefs, unter anderem auch Bundespräsidentin Viola Amherd.
Gesichert wird die Veranstaltung von rund 45'000 Sicherheitskräften. Der Luftraum im Umkreis von 150 Kilometern um Paris wird für den Abend gesperrt. Die Bereiche der Seine, an denen die Parade stattfindet, sind weitläufig für den Autoverkehr gesperrt