Brüste und Füdli verschwinden von Freiburger Plakaten

Sexistische Werbung wird im öffentlichen Freiburger Raum illegal. Wichtiger Schritt oder heuchlerischer Tropfen auf den heissen Stein?

Bei Unterwäschewerbung kann man über Sexismus streiten. Bei Autowerbungen mit knapp bekleideten Menschen, scheint der Fall allerdings klar. © Keystone

Werbung mit nacktem Körper für Unterwäsche sollte weiterhin kein Problem darstellen. Wenn jedoch keinen Bezug zwischen dem Körper und dem verkauften Produkt hergestellt werden kann, dann sollte genauer hingeschaut werden: zum Beispiel ein Auto oder ein Energydrink mit einer knapp bekleideter Person. Eine hitzige Debatte über die Definition von Sexismus, die Erektionsprobleme von jungen Männern und soziale Medien.

Sexismus und Gesellschaft

In einem Punkt waren sich alle Freiburger Grossrätinne und Grossräte einig: Sexistische Werbung ist schlecht und trägt zur Sexualisierung der Gesellschaft bei. Mitmotionärin und Mitte-Politikerin Carole Baschung betont:

Frauen werden auf gewissen Werbeplakaten als Objekte missbraucht und in eine Schublade gesteckt. Das ist ein falsches Signal.

Jean-Daniel Schumacher von der FDP gehörte ebenfalls zu den Befürwortern der Motion. Der praktizierende Arzt stellt mit Bedauern fest, dass immer mehr junge Männer zu ihm kommen, weil sie Erektionsprobleme hätten: Die Gesellschaft müsse immer bereit sein. Das kreiere Druck, welcher in Frust und Gewalt endet. Das hat mit der Werbung zu tun, von welcher wir alle mehr oder weniger bewusst beeinflusst werden. 

"Juristenfutter"

Die SVP, die Mitte und auch gewisse Vertreterinnen der FDP sehen in dieser Motion zum Verbot der sexistischen Werbung im öffentlichen Raum ein Problem. Es sei nur "Juristenfutter" und schaffe unnötig Administration. Ausserdem greife das heutige Regulierungsorgan der Lauterkeitskommission genug. Die FDP-Grossrätin Christine Jakob störte sich auch daran, dass die juristische Definition von "sexistisch" nicht klar definiert wurde:

Menschen sind sexistisch. Ohne Sex haben wir keine Fortpflanzung. Und darum: Was ist eigentlich sexistisch? Es ist nicht klar.

Einige Vertreterinnen und Vertreter des linken Lagers hat sich dazu klar geäussert und erwidert: Kehren Sie die Rollen um. Wenn es dann komisch ist, dann ist es sexistisch. So einfach sei das, meint der Grüne François Ingold. 

Soziale Medien

Susanne Schwander von der FDP fand in diesem Verbot sogar fast schon zynische Worte: "Es ist ein Tropfen auf den heissen Stein. Wir machen in dieser Weihnachtszeit etwas für unser Gewissen." Das wahre Problem seien die sozialen Medien, wo die Jugendlichen täglich sehr viel sexistische Werbung sehen. Die Plakate auf dem öffentlichen Freiburger Raum seien dabei sekundär, ein Gesetz dazu zu schaffen heuchlerisch. 

Mitmotionärin Carole Baschung relativiert: "Auf die sozialen Medien haben wir keinen Einfluss, auf die Gesetzesgebung aber schon." Und FDP Befürworter Jean-Daniel Schumacher komplettiert: "In der Politik geht es halt manchmal etwas langsamer. Aber es ist ein guter erster Schritt."

Welche Regeln gelten heute?

Bis heute gibt es die sogenannte Lauterkeitskommission, welche die Werbung reguliert. Viele solcher sexistische Werbungen auf Freiburger Boden werden momentan behandelt, so Staatsrat Jean-François Steiert. Dies wird sich bald ändern, denn der Staatsrat hat nun ein Jahr Zeit, ein Gesetzesvorschlag zu diesem Verbot auszuarbeiten. 

RadioFr. - Renato Forni
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