Aromat – das gelbe Kulturgut
Der Schweizer Gewürzklassiker Aromat wird 70. Auch auf gewissen ausländischen Tischen findet man die typische Dose.
Das kultige gelbe Döschen mit dem rot gewandeten Männchen namens „Knorrli“, der Werbefigur der Herstellerfirma von Aromat, hat Schweizer Mahlzeiten über Generationen hinweg den typischen Geschmack verliehen. Erfunden wurde die gelbe Streuwürze von Walter Obrist Mitte der 1940er-Jahre. Der gelernte Koch arbeitete bei der Firma Knorr in Thayngen im Kanton Schaffhausen, wo Knorr noch heute stationiert ist.
Ambitionierte Marketing-Strategie
Auf den Markt kam die erste Aromat-Dose 1953, die am Anfang für kurze Zeit noch unter dem von Obrist ursprünglichen Markennamen „Pflanzenextract“ verkauft wurde. Die grosse Popularität, die Aromat in relativ kurzer Zeit erlangte, dürfte das Pulver der PR-Strategie von Knorr verdanken. 30‘000 Tischmenagen mit Aromat wurden gratis an Schweizer Gastronomiebetriebe gesendet. Laut dem firmeneigenen Mythos kannten wegen dieser Aktion, wie auch wegen aufwändiger Werbespots, nach einigen Monaten bereits vier von fünf Menschen in der Schweiz den Markennamen Aromat.
Doch das Schweizer Kult-Gewürz ist längst nicht mehr nur Teil von Schweizer Detailhandels-Regalen. Auf der ganzen Welt findet sich die gelbe Dose. Sei es in Afrika oder Australien. Und zieht es Herr oder Frau Schweizer einmal ins Ausland - sei es für den Urlaub oder doch auf längere Zeit - dann darf das Aromat im Handgepäck natürlich nicht fehlen. Das erzählt auch Marianne Bolton, gebürtige Freiburgerin in ihrer Wahlheimat Neuseeland:
Das Würzmittel in Pulverform besteht laut dem Konzern Unilever, zu dem Knorr und damit auch die Marke Aromat gehört, aus Gewürzextrakten, Natriumglutamat, Salz, Hefeextrakt, Zwiebelpulver, Knoblauch, Palmöl und einigen weitere Zutaten. Viele dieser Zutaten haben aus ökologischen oder gesundheitlichen Gründen einen schlechten Ruf, aber mittlerweile bietet die Herstellerfirma auch natürlichere Varianten von Aromat an, ohne zusätzliches Glutamat.
Das Hamstern geht weiter...
Der Erfolg des Streugewürzes scheint ungebrochen. Erst am Anfang dieser Woche waren Aromat-Begeisterte laut Medienberichten besorgt ob leeren Aromat-Regalen in den Geschäften. Der Grund seien Lieferverhandlungen. Entrüstung schallte durch viele Schweizer Küchen, in denen mit festen Gewohnheiten nicht zu spassen ist und hartgekochte Eier niemals ohne gelbe Pulverkrone verspeist werden. Eine Woche ohne die Kultwürze scheint für einige auch 70 Jahre nach der Erfindung von Aromat kaum vorstellbar.