Das Jahr der Grünen Freiburg oder die totale Niederlage?

Die Schweiz wählt ein neues Bundesparlament. In Freiburg sind Verschiebungen möglich. Was geschieht mit den Grünen? Eine Wahlprognose.

Sicher werden am 22. Oktober im Kanton Freiburg sieben Nationalrätinnen und Nationalräte gewählt. Sicher ist auch, dass für die FDP eine neue Person in der grossen Kammer Platz nehmen wird, da der bisherige Jacques Bourgeois zurücktritt. Seine Nachfolgerin wird höchstwahrscheinlich Nadine Gobet heissen. Fast sicher wird die Mitte ihre beiden Sitze halten können, dies nicht zuletzt wegen der Listenverbindungen mit den Grünliberalen, der EVP und der BDP, auch wenn Marie-France Roth Pasquier bei den letzten Wahlen mit Abstand am wenigsten Stimmen aller amtierenden Freiburger Parlamentarierinnen und Parlamentarier erhalten hat. 

Weniger sicher ist, ob die linke Seite ihre drei Sitze verteidigen kann - zwei für die SP und einen für die Grünen. Beim Sitzgewinn an den letzten Wahlen hat die Linke von einer breiten Listenverbindung aus SP, der Grünen und der Mitte Links CSP profitiert

Wenn die Grüne im Kanton so viele Stimmen verliert wie die schweizweiten Prognosen vorgeben, wird es schwierig, den dritten linken Sitz zu halten. In diesem Fall würde die SVP zum Nutzniesser.

Linksrutsch im Ständerat oder alles beim Alten?

Im Ständerat sind Veränderungen eher unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen. Den amtierende Rätinnen Isabelle Chassot (Die Mitte) und Johanna Gapany (FDP) könnten die Nationalräte Gerhard Andrey (Grüne) oder Pierre-André Page (SVP) in die Quere kommen. Zuerst müssen die beiden aber den ersten Wahlgang überstehen. Weil Isabelle Chassot nach dem ersten bereits gewählt sein dürfte, könnten im zweiten Wahlgang nur noch die zwei bestgewählten Kandidatinnen oder Kandidaten antreten – dazu gehört sicher Johanna Gapany als amtierende Ständerätin. Da der Ständerat aber eher eine Kopf- denn eine Parteiwahl ist, hat der grüne Kandidat bessere Chancen als der SVP-Mann. Die weiteren Kandidierenden haben keine reellen Chancen.

Geschlecht, Sprache, Parteizugehörigkeit

Wenn das Freiburger Stimmvolk sich vergegenwärtigt, dass das Freiburger Stöckli seit vier Jahren mit zwei mitte-rechts-Frauen aus dem französischsprachigen Kantonsteil unausgewogen ist, hat Andrey als deutschsprachiger, linker Mann, der im französischsprachigen Teil wohnt und sich in Bundesbern rasch einen Namen gemacht hat, nicht unwesentliche Chancen.

Wenn Andrey in den Ständerat gewählt würde und die Grüne den Sitz im Nationalrat verteidigen könnte, würde eine grüne kandidierende Person Andreys Sitz erben - der Totalerfolg für die Grünen Freiburg wäre Tatsache.

Es könnte aber auch alles anders sein und die Grünen von Freiburg stünden plötzlich ohne Sitz im Bundesparlament da. 

RadioFr. - Mario Corpataux
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