Das Scheitern der Drachen in vier Akten

Gottéron ist im Playoff-Halbfinale kläglich an Lausanne gescheitert. Vier Gründe, wieso Gottéron bereits in die Ferien muss.

Die Enttäuschung ist den Gottéronspielern ins Gesicht geschrieben. Andrey Bykov (links) nimmt nach über 800 Spielen für die Freiburger Abschied von Teamkollege und Captain Julien Sprunger (rechts) © Keystone

Die Saison 2023/2024 ist für Freiburg-Gottéron abrupt beendet, die Mission ist gescheitert. Im Playoff-Halbfinale scheiden die Freiburger in fünf Spielen gegen den Lausanne HC aus. Nur das erste Spiel dieser Serie konnte Gottéron für sich entscheiden, danach gingen vier Siege in Serie an die Waadtländer. Wieso aber ist Gottéron nun bereits im Playoff-Halbfinale gescheitert?

Die zu lange Serie gegen Lugano

Das Unheil hat im Playoff-Viertelfinale gegen den HC Lugano begonnen. Nach einer 2:0-Führung in der Serie kassierten die Freiburger zwei Niederlagen in Folge und liessen die Tessiner die Serie ausgleichen. Danach gewann stets das Heimteam ihre Spiele, die Freiburger setzten sich somit mit 4:3-Siegen im Viertelfinal gegen den HC Lugano durch. 

Gottéron hätte es nicht zu einer so langen Serie kommen lassen dürfen. Nach den beiden Siegen zum Start der Playoffs - welche in eindrücklicher Manier zustande kamen - wiegten sich die Drachen in falscher Sicherheit und liessen den nötigen Willen, die Serie schnell zu entscheiden, vermissen. Die Serie über sieben Spiele hat viel Kraft gekostet, welche danach im Halbfinale fehlte. 

Das zu knappe Kader

Diese fehlende Kraft zum Ende der wichtigen Phase der Saison ist auch darauf zurückzuführen, dass Freiburg-Gottéron ein zu dünnes Kader hat. Zwei Torhüter, acht Verteidiger und 13 Stürmer. Also einfach ein komplettes Matchblatt mit einer Reserve. So spielten die Freiburger über die ganze Qualifikation. Zum Ende wurden dann noch ein paar Verstärkungsspieler geholt, diese spielten aber kaum. Das heisst keine Rotation im Kader und keine kurze Verschnaufpausen für wichtige Spieler. 

Aber nicht nur die Energie ist bei einem so knappen Kader entscheidend. Es fehlt auch am nötigen Konkurrenzkampf. Kaum ein Spieler musste sich während der Saison wirklich Gedanken machen, ob er beim nächsten Match spielen wird oder nicht. Die Ausnahmen waren Dominik Binias als 13. Stürmer, sowie Mauro Dufner, Dave Sutter und anfangs auch Maximilian Streule, welche gegen einen Platz auf der Tribüne kämpften. Wäre mehr Konkurrenzkampf in der Kabine vorhanden, müssten die Spieler auch im Training mehr zeigen und könnten nicht eine ganze Saison locker spielen. Viel Konkurrenzkampf haben zum Beispiel die ZSC Lions mit einem grossen Kader. Wozu sie in der laufenden Saison fähig sind, beweisen die Zürcher momentan mit acht Siegen in Serie in den Playoffs. 

Ein Trainer ohne Erfahrung

Das knappe Kader ist auch dem Sportchef von Freiburg-Gottéron geschuldet. Christian Dubé, der dieses Amt seit neun Jahren innehat, ist dafür verantwortlich, dass er als Trainer nicht gross rotieren kann. Zudem ist der kanadische-schweizerische Doppelbürger ja seit anfangs Saison 2019/2020 auch Trainer an der Bande. Und dort hat er bis heute nur wenig zu überzeugen gewusst. Zwei Playoff-Serien-Siege (2022 im Viertelfinale gegen Lausanne und 2024 im Viertelfinale gegen Lugano) sind nicht eine gute Visitenkarte, welche Dubé vorweisen kann. 

In den Trainings oder bei den Spielen ist der 46-Jährige meist der stille Beobachter, während Pavel Rosa oder die weiteren Assistenten (Sean Simpson in der Saison 2019/2020 und Pat Emond in der gestern abgelaufenen Saison) die Trainings leiten und den Spielern bei den Matches Anweisungen geben. Nur zwischendurch wurde Dubé laut und machte seinem Ärger Luft. Dies kam, wie man aus Kreisen der Kabine hörte, nicht nur gut an. Ob Christian Dubé auch in der kommenden Saison als Trainer an der Bande stehen wird, wird sich zeigen. Die Chancen, dass Gerd Zenhäusern nach nur knapp zwei Monaten im Amt bereits eine solche Entscheidung trifft und Dubé entlässt ist eher unwahrscheinlich. 

Der zu wenig klare Siegeswille gegen Lausanne

Am Ende unterlagen die Freiburger auch deshalb dem Lausanne HC. Weil auch von Trainer Christian Dubé zu wenig Inputs kamen. Und weil die Spieler zu wenig Biss zeigten. Nach der bitteren Niederlage im zweiten Spiel der Halbfinalserie, als Jason Fuchs in der dritten Verlängerung das Siegestor schoss, schien Gottéron gebrochen. Ja, die Freiburger waren in Spiel 3 und 4 das bessere Team. Und ja, die Schiedsrichter haben auch ihren Anteil am Scheitern der Drachen beigetragen. Und trotzdem: der unbändige Siegeswille war abhandengekommen. 

"Nur" besser spielen reichte nicht. Denn mit schnellem Spiel und mehr Puckbesitz kamen keine Tore zustande. Also wäre mehr Kampf, mehr Dreck nötig gewesen, um die Tore zu erzwingen. Mit dem allerletzten Willen unbedingt den Puck über die Linie drücken, dies sah man in den letzten Spielen zu wenig. Somit ist die Saison mit einer Enttäuschung und dem Verpassen des Playoff-Finals zu Ende gegangen. Wie und ob Freiburg-Gottéron auf diese Enttäuschung reagieren wird, bleibt abzuwarten. 

RadioFr. - Fabian Waeber
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