Der Deutschfreiburger Fussballkönig
Der FC Ueberstorf hat mit dem Aufstieg in die 2. Liga interregional die Spitze des Deutschfreiburger Fussballs erklommen. Ein Kommentar.
Der FC Ueberstorf ist der beste Fussballklub in Deutschfreiburg. Der kleine FC Ueberstorf, der Dorfverein. Jener Klub, bei welchen die Spieler keinen Lohn erhalten - im Gegenteil: die Spieler zahlen den Mitgliederbeitrag und helfen im Vereinsleben mit.
Das wird sich auch nicht ändern, bestätigte der scheidende Präsident Richard Schafer letzte Woche noch vor dem definitiven Aufstieg in die 2. Liga interregional.
Der FC Ueberstorf halte an seiner Philosophie fest, wie er es bereits in der Saison 2018/2019 gemacht hat. Schon damals haben die Sensler eine Saison in der 2. Liga interregional gespielt, haben nichts an ihrem Konzept geändert und sind nach einer Saison wieder in die regionale Spitzenliga abgestiegen. Mit 28 Punkten auf dem Konto, ein doch eher bitterer Abstieg.
Von der Situation profitieren und sich an der Spitze etablieren
Erleidet der FC Ueberstorf in der kommenden Saison dasselbe Schicksal oder werden die Verantwortlichen etwas ändern?
Wer den FC Ueberstorf kennt, der weiss, dass sich wohl kaum etwas ändern wird. Sie werden ihr Model weiterziehen, mit welchem sie äusserst erfolgreich sind. Mit eigenen Spielern, Spieler, denen der Klub am Herzen liegt und nicht wegen des Geldes auf dem Fussballplatz stehen - Fussball-Romantikern geht das Herz auf.
Die weniger erfolgreichen Beispiele
Die Situation für den FC Ueberstorf ist aber eine andere als vor fünf Jahren, als sie zum ersten Mal in die 2. Liga interregional aufgestiegen sind. Der damals noch einigermassen grosse FC Freiburg war der Krösus, spielte in der 1. Liga. Und der grössere Sensler Klub, der SC Düdingen, spielte auch in der 2. Liga interregional, aber im vorderen Tabellenmittelfeld.
Jetzt sieht alles anders aus. Der FC Ueberstorf ist nun der Deutschfreiburger Fussball-Krösus!
Der FC Freiburg ist eigentlich bankrott, hat sich irgendwie noch so knapp vor dem totalen Zusammenbruch gerettet und kann in der kommenden Saison indessen doch noch in der regionalen 2. Liga antreten. Den Pinguinen wurden Löhne bezahlt, die Spieler wurden zusammengewürfelt, Identifikation mit dem Verein wurde vergebens gesucht.
Der SC Düdingen ist aus der 2. Liga interregional abgestiegen, macht den umgekehrten Weg als der FC Ueberstorf. Auch in Düdingen werden Spesen bezahlt, auch auf dem Birchhölzli gab es etliche Spieler, welche die SCD-Fans noch nicht als Junioren kannten. Immerhin hat Düdingen in den letzten Jahren einen Schritt in die richtige Richtung gemacht und setzte vermehrt auf eigene Spieler. Der Abstieg wurde ein wenig in Kauf genommen.
Philosophie und Romantik versus Erfolg und Spitzenposition
Weil sich die Situation in Deutschfreiburg geändert hat, weil es eine Machtverschiebung im Deutschfreiburger Fussball gegeben hat: Jetzt wäre die Chance für den FC Ueberstorf da und sie könnten profitieren. Der FCÜ könnte in Düdingen und Freiburg Spieler holen, welche weiterhin in der 2. Liga interregional spielen möchten. Um so den Ligaerhalt zu schaffen und weiterhin der Krösus von Deutschfreiburg bleiben.
Dies wird aber nur zustande kommen, wenn die neuen Spieler bereit sind auf Lohn zu verzichten, den Mitgliederbeitrag beim FC Ueberstorf zahlen, am FC Fest sich hinter die Fritteuse stellen und den Verein im Herz tragen wollen. Wie es sich für einen Dorfverein gehört.
Genau daran könnte es scheitern. Der FC Ueberstorf muss sich nun die Frage stellen: Bleiben wir Fussball-Romantiker oder setzten wir unsere Philosophie zugunsten der Spitzenposition im Deutschfreiburger Fussball aufs Spiel?
Egal, wie sich der FC Ueberstorf in dieser Situation entscheidet. Ich für meine Seite will dem FC Ueberstorf - dem besten Verein in Deutschfreiburg - von ganzem Herzen zu dem Aufstieg gratulieren und ziehe meinen Hut. Chapeau, FCÜ!
