Die Gehaltssituation in der Bühnenkunst ist katastrophal

86 Prozent der Freischaffenden im Bereich der darstellenden Künste können nicht von ihrer Kunst leben. Das zeigt eine Studie von Scène Suisse.

Delphine Delabeye spielte im Stück "Je suis plusieurs" der Theatergruppe Marjolaine Minot. © comédien.ch

Die Schauspielerinnen und Schauspieler in der Schweiz haben es finanziell schwer. 86 Prozent von ihnen können nicht vom Einkommen aus ihrer Branche leben. Eine Umfrage von ScèneSuisse zeigt, wie prekär ihre Lohnsituation ist. Die Lohnspanne für zeitweise Beschäftigte im Theater liegt zwischen 18'000 und 25'000 Franken pro Jahr.

Sie erhalten Einzel- oder Saisonverträge und melden sich dazwischen als arbeitslos. Viele sind auf eine zusätzliche Einkommensquelle angewiesen. Oft wird die Zeit, die sie mit dem Lernen eines Textes oder dem Einstudieren einer Choreografie verbringen, nicht vergütet.

Die Freiburger Dachorganisation der darstellenden Künste (FFAV) wurde gegründet, um die Interessen der kleinen professionellen Theatergruppen zu vertreten. Sie organisierte Ende September einen Workshop, um die künstlerische Arbeit aufzuwerten und ihre Forderungen aufzustellen. "Die Unsicherheit ist gross, man muss extrem wachsam sein", warnt ihre Präsidentin, Regisseurin und Schauspielerin Jacqueline Corpataux.

Die Studie zeigt auch, dass 74 Prozent der Künstlerinnen und Künstler Angst haben, nach einer Gehaltserhöhung zu fragen, weil sie befürchten, ihren Vertrag zu verlieren. Zudem stellt der Wunsch, eine Familie zu gründen, ein Armutsrisiko in dieser Branche dar. 

"Ich habe mir einen studentischen Lebensstil bewahrt", fasst die Freiburger Schauspielerin Delphine Delabeye zusammen. Die 27-jährige Darstellerin hat neben ihrer künstlerischen Tätigkeit keinen Nebenjob. Sie nimmt auch keine Arbeitslosenunterstützung in Anspruch. Die von Scène Suisse angegebene Gehaltsspanne entspreche aber der Realität, wie sie gegenüber RadioFr. bestätigt.

Delphine Delabeye weist darauf hin, dass viel Arbeit ehrenamtlich geleistet. Ihrer Meinung nach müssen sich Schauspieler und Schauspielerinnen selbst dazu belehren, Ansprüche zu haben, z. B. den administrativen Aufwand zu berechnen, die einer Uraufführung vorausgehen.

RadioFr. - Karin Baumgartner / vdn
...