Die Idylle der Voralpen ist bedroht
In den Freiburger Voralpen gibt es immer häufiger zu wenig Wasser. Lösungen sind in Sicht, doch ein Grundproblem bleibt bestehen.
"Momentan wird es wieder prekär mit dem Wasser", sagt Anton Ruffieux, der Präsident der Mehrzweck-Genossenschaft Ärgera-Höllbach. Auch bei ihm im Plasselbschlund habe es in den vergangenen Jahren Probleme mit der Wasserversorgung der Alpliegenschaften gegeben. Zu klein seien die Niederschlagsmengen gewesen. Doch auf Wasser sind Mensch und Tier im Sense-Oberland dringend angewiesen. Ein Rind trinkt im Sommer gut und gerne 20 Liter Wasser pro Tag. Eine ausgewachsene Kuh locker fünfmal mehr. Und auch die Alphirten, Käsemanufakturen und Bergtouristinnen wollen mit dem kostbaren Nass versorgt sein.
Neue Hitzerekorde sehr wahrscheinlich
Weitere Engpässe könnten nun bevorstehen. Schon im Mai wurden an vielen Orten noch nie so hohe Temperaturen gemessen wie in diesem Jahr. Und bis zu 40 Grad heiss könne es diesen Sommer noch werden, sagte der SRF Meteo-Chef Thomas Bucheli gegenüber der Sonntags Zeitung. "Die Quellen sind wegen des Klimawandels nicht mehr so ergiebig, wie sie es mal waren", sagt Alpgenossenschafts-Präsident Ruffieux. Ausserdem ist die Versorgungs-Infrastruktur veraltet. Im Gebiet des Plasselbschlunds werden deshalb Leitungen, Quellfassungen und Reservoire kontinuierlich erneuert.
Kosten wegen Ukraine-Krieg viermal höher
Grundstoff für diese Komponenten ist meist Erdöl, das aufgrund des Krieges in der Ukraine wesentlich teurer geworden ist. Von bis zu viermal höheren Kosten für Erneuerungsarbeiten spricht Alfons Piller, Plaffeier Gemeinderat und Präsident der Mehrzweck-Genossenschaft Schwarzsee. Mit der Ausschreibung des Wasserstromprojekts Breccaschlund warte man noch zu, solange die Kosten für Baumaterial und Treibstoffe so hoch sind. Die höheren Kosten bereiten auch dem Freiburger Bauernverbandspräsidenten Frédéric Menetray Sorgen. Und auch die zunehmende Hitze und Trockenheit beunruhigen ihn. Um die Schäden durch den Klimawandel zu begrenzen, fordert er von der Politik Massnahmen. "Der Bund muss schneller auf die Tatsache reagieren, dass die Wasserproblematik ernst ist“, sagt Menetray. Man müsse Anpassungen in Gesetzen und Verordnungen vornehmen. Weiter müsse der Bund seine bisherige Praxis ändern, etwa bezüglich der Fläche, welche subventioniert werde oder der Höhe von Subventionen an betroffene Bäuerinnen und Alphirten.
Behörden unterstützen Projekte
Unterstützung bekommen die Wassersanierungs-Projekte nicht nur in Form von Geld, sondern auch von Know-how. Die Sektion Landwirtschaft des kantonalen Kompetenzzentrums Grangeneuve berät die in Wasserprojekte involvierten Akteure. Gemäss dem technischen Sachbearbeiter des Kompetenzzentrums, Marcel Thalmann, arbeite man mit der integralen Berglandsanierung Sense-Oberland (IBS) und den Mehrzweck-Genossenschaften eng und partnerschaftlich zusammen. Für die Verbesserung der Wasserversorgung in den Freiburger Voralpen müssen alle an einem Strang ziehen.