Ein etwas anderer Kindergarten

Das Bosquet nimmt Kleinkinder ab vier Monaten mit sensorischen, geistigen oder motorischen Beeinträchtigungen auf und bietet ihnen ein massgeschneidertes Programm.

Im Bosquet entdecken die Kinder die Natur und die Elemente, die sie umgeben, in ihrem eigenen Tempo und entsprechend ihren Fähigkeiten. © Le Bosquet
Im Bosquet entdecken die Kinder die Natur und die Elemente, die sie umgeben, in ihrem eigenen Tempo und entsprechend ihren Fähigkeiten. © Le Bosquet
Im Bosquet entdecken die Kinder die Natur und die Elemente, die sie umgeben, in ihrem eigenen Tempo und entsprechend ihren Fähigkeiten. © Le Bosquet
Im Bosquet entdecken die Kinder die Natur und die Elemente, die sie umgeben, in ihrem eigenen Tempo und entsprechend ihren Fähigkeiten. © Le Bosquet
Im Bosquet entdecken die Kinder die Natur und die Elemente, die sie umgeben, in ihrem eigenen Tempo und entsprechend ihren Fähigkeiten. © Le Bosquet
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Wenn Kim in den Sonderkindergarten (Jardin d'enfants spécialisé, kurz: JES) "Le Bosquet" kommt, hat sie ein breites Lächeln im Gesicht, das den Tag ihrer Mutter Elodie erhellt. Das kleine Mädchen und seine Familie haben eine extrem schwierige Zeit hinter sich und machen sie immer noch durch.

Kim leidet am Rett-Syndrom, einer genetisch bedingten Krankheit, die zu einer geistigen Behinderung und schweren motorischen Beeinträchtigungen führt. Kurz gesagt: Die neurologische Entwicklung der vierjährigen Kim entspricht der eines sechs Monate alten Babys. Kim kann weder laufen noch alleine sitzen. Neben anderen Symptomen ihrer Erkrankung hat sie auch epileptische Anfälle. Für ihre Eltern und Schwestern ist der Alltag sehr schwer zu bewältigen.

© Le Bosquet

Die seltene Perle

Kims Mutter Elodie erinnert sich an eine besonders belastende Zeit, kurz bevor Kim zwei Jahre alt wurde. Die Diagnose liess auf sich warten. Tage und Nächte blieben schlaflos und das Kind verlangte nach jeder Menge Aufmerksamkeit. Und dann kam es, wie es kommen musste: Die Kinderkrippe, in der das Mädchen angemeldet war, erhöhte angesichts des Ausmasses der Aufgabe ihre Gebühren und weigerte sich dann, Kim aufzunehmen.

Ich habe den Eindruck, dass niemand vom Bosquet als Sonderkindergarten gehört hat. Und das ist schade, denn es ist eine enorme Bereicherung!

Elodie suchte verzweifelt nach einer Einrichtung, die ihr schwer behindertes Kind aufnehmen kann. Trotz der Beratung durch Pro Infirmis war es ein mühsamer Weg. Schliesslich findet sie die seltene Perle. Ich habe den Eindruck, dass niemand vom Bosquet als Sonderkindergarten gehört hat", bedauert die junge Frau. Das ist schade, denn es ist eine enorme Bereicherung!" Und das ist auch der Grund, warum sie ihre Geschichte erzählt: Um den Ort, der ihr aus der Sackgasse geholfen hat, besser bekannt zu machen.

Der aktuelle, vorübergehende Standort vom Sonderkindergarten "Le Bosquet" in Givisiez.

Nach einer strengen Prüfung ihrer Unterlagen kann Kim drei Tage pro Woche im JES verbringen. Ihre Eltern können ihrer Arbeit nachgehen, haben wieder etwas Zeit für ihre beiden anderen Kinder und können auch beruhigtere Momente mit Kim verbringen.

Die Kinder voranbringen

Das Bosquet nimmt von Montag bis Freitag täglich 14 Kinder auf. Sie sind zwischen vier Monaten alt und dem Schuleintrittsalter, mehrfach behindert wie Kim oder leiden an verschiedenen sensorischen, geistigen oder motorischen Beeinträchtigungen. Einige von ihnen leiden unter Autismus-Spektrum-Störungen. Die Einrichtung bietet ihnen ein individuelles Programm: Frühförderung, therapeutische Aktivitäten sowie Lernumgebungen und Spielräume, die ihnen helfen sollen, Fortschritte zu machen und eine gewisse Selbstständigkeit zu erlangen.

Ein Kind betritt den Sonderkindergarten, der in zwei Gruppen unterteilt ist: JES 1 (geradeaus) und JES 2 (links). 

Die Eltern zu unterstützen und zu entlasten, ist ebenfalls eine Priorität vom Bosquet. Die Kinder können dort auch alle zwei Wochen für eine Nacht betreut werden. "Es ist ein wunderbares Projekt, das auch in Richtung Wohlwollen gegenüber den Kindern geht, denn man kann sich vorstellen, dass Eltern ein wenig die Geduld verlieren. Es ist wichtig, dass sie Momente haben, in denen sie verschnaufen können - und allenfalls auch Zeit für ihre anderen Kinder haben", betont Elisabeth Reber, die Direktorin der Institution. Die Leiterin hofft übrigens, noch einen Schritt weiter gehen zu können und echte Ferien für Familien anzubieten. Der JES würde ihre Kinder eine ganze Woche lang betreuen, einschliesslich der Übernachtungen.

© Le Bosquet

Die beruhigende Natur

Ein Projekt unter vielen: Das Bosquet muss sich auch Gedanken über seine zukünftige Einrichtung machen. Seine ehemaligen Räumlichkeiten in Givisiez sind zu alt geworden und der Sonderkindergarten ist vorübergehend umgezogen, immer noch in derselben Gemeinde, um die Gewohnheiten der Familien nicht zu sehr zu stören. 

Der Sonderkindergarten befindet sich auf dem ersten Stock, der dank Aufzug barrierefrei erreichbar ist.

Das aktuelle Gebäude ist nicht wirklich geeignet und das Team hat sein Bestes getan, um es komfortabel und gemütlich zu gestalten, bis es wieder an seinen ursprünglichen, renovierten Standort zurückkehrt. Positiv ist jedoch, dass sich die Kinder vorübergehend in einer grünen Umgebung niedergelassen haben.

Dieser Ort ist besonders für autistische Kinder beruhigend, die sehr empfindlich auf verschiedene Reize wie Lärm reagieren. Ausserdem ist alles für Kinder mit eingeschränkter Motorik vorgesehen, einschliesslich Schaukel und Basketballkorb. "Die Tatsache, dass sie draussen sind, ermöglicht es ihnen, Erfahrungen zu sammeln. Sie lernen beim Spielen enorm viel, wie jedes andere Kind auch, nur mit etwas mehr Begleitung", sagt Nicole Kolly, Leiterin des Sonderkindergartens. "Sie schliessen auch echte Freundschaften, wie die beiden kleinen Mädchen, die immer zusammen spielen und eine gute Beziehung zueinander haben."

Nicole Kolly, Leiterin des Sonderkindergartens (links) und Elisabeth Reber, Direktorin vom Bosquet (rechts)

Ein sanfter Übergang

Eine ländliche und sichere Umgebung und ein Programm nach Wunsch. Für Kim ist das perfekt, denn sie wechselt zwischen wachen und neugierigen Momenten und grossen Flautephasen. Das JES-Personal passt sich den Bedürfnissen der Kinder an und kann dies tun, weil es über die nötigen Ressourcen verfügt. Es sorgt auch für einen reibungslosen Übergang zur Schule oder zu den Einrichtungen, die die Betreuung übernehmen, sobald die Kinder schulpflichtig sind.

© Le Bosquet

Etwa ein Kind pro Jahr kann nach dem Besuch des Sonderkindergartens eine reguläre Schulausbildung beginnen. Einige benötigen in den ersten Jahren eine besondere Betreuung, andere nicht. Und schliesslich werden einige, wie Kim, von einer spezialisierten Einrichtung betreut, die das im Bosquet begonnene Programm fortsetzt. Ziel ist es, die Veränderungen und Störungen für das Kind so gering wie möglich zu halten.

RadioFr. - Sarah Camporini / Nadina Schneuwly
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