Ein Gras wird zur neuen Pflanzenart des Jahres

Forschende der Universität Freiburg waren an der Entdeckung einer neuen Pflanzenart beteiligt. Das Gras wächst in einem Walliser Tal.

Das kürzlich als neue Art identifizierte Gras Calamagrostis lonana wurde im Val d'Anniviers (VS) entdeckt. © Swiss Systematic Society/Luca Champoud

Mary Leibundgut, eine Botanikerin mit Interesse an der Alpenflora, entdeckte diese besondere Pflanze während einer Feldarbeit, wie die Akademie der Naturwissenschaften Schweiz (SCNAT) und die Swiss Systematics Society (SSS) am Mittwoch in einer Mitteilung bekannt gaben. Die Wissenschaftlerin führte floristische Inventare in den Überschwemmungsgebieten unterhalb des Pas de Lona im Val d'Anniviers im Wallis durch.

Das Gras sah anderen Arten der bekannten Gattung Calamagrostis sehr ähnlich, doch Untersuchungen durch ein Team von Botanikerinnen und Botanikern aus Bern und Freiburg sowie Vergleiche mit Herbarbelegen bestätigten, dass es sich um eine für die Wissenschaft neue Art handelte. Nach ihrem Fundort wurde sie Calamagrostis lonana genannt.

Einziger Standort in der Schweiz

"Die Art ist wahrscheinlich eng mit einem arktischen Gras verwandt, das sehr lokal in Mitteleuropa vorkommt", wird Stefan Eggenberg von Info Flora am Botanischen Garten der Universität Bern in der Pressemitteilung zitiert. Diese Art scheint auf die Schwemmebene des Torrent de Lona beschränkt zu sein und wurde trotz zahlreicher Besuche in der Region nirgendwo anders gefunden.

Die Lona-Auen stellen ein einzigartiges Mosaik von Lebensräumen dar, die mit den verschiedenen Sedimenten verbunden sind, die der Fluss im Laufe der Zeit abgelagert hat. Diese Hochebene wird seit langem für die Beweidung mit Schafen und Rindern genutzt und die Flussbetten werden jedes Jahr Ende August und September beweidet.

Angesichts der aktuellen Situation scheint es nicht notwendig zu sein, die Schwemmebene einzuzäunen. Fachleute empfehlen jedoch, die Folgen der Beweidung langfristig zu überwachen, um den Fortbestand der neuen Art zu sichern. Die Swiss Systematics Society wählt seit 2015 eine "neue Art des Jahres".

SDA - Patrizia Nägelin
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