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"Als Frau an der Spitze zu stehen, ist nicht immer einfach"

Annamaria Müller ist Verwaltungsratspräsidentin des Freiburg Spitals HFR. Wir sprachen über ihren Werdegang und die täglichen Vorurteile als Frau in einer Kaderposition.

Annamaria Müller ist seit dem 1. Januar 2020 Präsidentin des Verwaltungsrats des Freiburger Spitals HFR. © RadioFr.

Der Internationale Frauentag am 8. März soll auf die Gleichstellung der Geschlechter und die Rechte von Frauen aufmerksam machen. Annamaria Müller hat mit RadioFr. und Frapp über ihre Erfahrung als Frau im Verwaltungsrat vom HFR gesprochen.

Nur 25 % Frauen in Führungspositionen und Verwaltungsräten

Die Bilanz ist nicht erfreulich: In den letzten 30 Jahren hat sich der Anteil der weiblichen Führungskräfte in der Schweiz nur wenig verändert, auch wenn die Tendenz steigend ist. Die Karriereleiter eines Unternehmens hinaufzusteigen, eine Führungsposition einzunehmen oder in den Verwaltungsrat einzutreten, ist für Frauen nach wie vor schwierig, insbesondere in Freiburg. Der Kanton gehört zu den vier schlechtesten auf nationaler Ebene, wie eine Umfrage des CRIF, einem Büro für Wirtschaftsinformationen, ergab.

So wird weniger als eine von vier Führungspositionen an eine Frau vergeben. In den Verwaltungsräten besetzen Frauen weniger als 23 Prozent der Posten. Auf nationaler Ebene belaufen sich diese Zahlen auf 27,8 beziehungsweise 23,9 Prozent.

Frauenquoten in Kaderpositionen (blau) und Verwaltungsräten (gelb) nach Kantonen im Jahr 2022

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Die Frau an der Spitze von 3400 HFR-Mitarbeitenden

"Ich hatte in meinem Leben nie die Situation erlebt, dass man mir etwas nicht angeboten hat, weil ich eine Frau bin", sagt die Verwaltungsratspräsidentin des Freiburger Spitals HFR. "Vielmehr dachte ich, in Anbetracht meiner Lebensumstände, ob ich das schaffen kann, nebst allem anderen. Ich kann natürlich nicht berufstätig sein, Familienfrau und daneben noch Privatperson sein und überall 100 Prozent geben. Das gibt 300 Prozent und soviel habe ich nicht zur Verfügung", so Müller.

Stereotype, die mit Männern assoziiert werden, stimmen eher mit dem Bild des Geschäftsleitungsmitglieds überein.

Das grundsätzliche Problem ist, dass dies bei Männern einfach erwartet wird, dass sie es einfach machen. Bei einer Frau erwartet man, dass sie es selber organisiert und nicht delegiert. Diese Wahrnehmung ist immer noch ein grosses Problem.

Es hat sich gewandelt

Laut Annamaria Müller hat sich schon vieles verändert. Man werde nicht mehr automatisch kritisch beäugt, wenn man arbeitet und Kinder hat. Aber es sei nach wie vor so, dass in Führungspositionen erwartet wird, dass man Vollzeit arbeitet und nicht Teilzeit.

Es wird erwartet, dass man mindestens 100 Prozent arbeitet, wenn nicht mehr.

Dies sei so oder so schwierig mit dem Privatleben zu vereinbaren, aber bei einer Frau wird vielleicht eher gefragt, wie sie dies vereinbaren wolle. Bei einem Mann wird dies nicht gefragt. Hier geht die Gesellschaft immer noch davon aus, dass die Frau oder die Partnerin zu Hause die Betreuung übernehmen wird.

Ein starker Druck auf den Mann

In der heutigen Zeit erlebt die Verwaltungsratspräsidentin aber immer häufiger, dass frisch gebackene Väter ihre Pensen reduzieren wollen. "Da habe ich dann aber auch erlebt, dass diese Reduktion von den Vorgesetzten kritisiert wird und eine umgekehrte Diskriminierung stattfindet", sagt Müller weiter.
Annamaria Müller geht davon aus, dass der Weg für mehr Frauen in den Führungspositionen auch mit diesem Umstand zu tun hat. Je mehr Männer von sich entscheiden, die Stellenprozente zu reduzieren und Familien und Beruf zu verbinden, desto besser lässt sich geschlechtsunabhängig entscheiden, wer Führungsstellen einnehmen wird.



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