News für unsere Region.

Erholung 2021 geringer als erwartet

Die zweite Corona-Welle trifft die Schweizer Wirtschaft im Winterhalbjahr 2020/21 hart. Die Ökonomen des Bundes haben daher ihre Prognose für das Wachstum im kommenden Jahr nach unten angepasst und betonen die grosse Prognose-Unsicherheit.

Wirtschaft dürfte sich laut Seco 2021 weniger stark erholen als erhofft. (Symbolbild) © KEYSTONE/AP/FRANCISCO SECO

Konkret rechnet die Expertengruppe des Bundes 2021 noch mit einem Wachstum des realen Bruttoinlandproduktes (BIP) um 3,2 Prozent. Bei der letzten offiziellen Prognose im Oktober waren die Bundesökonomen noch von einem Jahres-Plus von 4,2 Prozent ausgegangen.

Das Schweizer BIP dürfte wegen der jüngsten Pandemieentwicklung im laufenden vierten Quartal zwar zurückgehen, ein veritabler Einbruch der Schweizer Konjunktur sei aber nicht zu erwarten, teilte das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Dienstag mit. Die Eindämmungsmassnahmen seien im Allgemeinen weniger einschneidend als im vergangenen Frühjahr - die volkswirtschaftlichen Auswirkungen sollten daher insgesamt weniger gravierend sein.

Sollte sich die epidemiologische Lage gelegentlich entspannen, dürfte das Wachstum im Verlauf des Jahres 2021 dann gar deutlich anziehen. Die Wirtschaftsleistung der Schweiz würde dann gegen Ende 2021 das Vorkrisenniveau wieder erreichen. Die Arbeitslosigkeit sollte laut der Seco-Prognose zunächst weiter ansteigen und im Jahresdurchschnitt 2021 dann bei 3,3 Prozent liegen, etwas tiefer als noch im Oktober prognostiziert (3,4%).

In Bezug auf die Lage an der Corona-Front erwartet das Seco eine allmähliche Stabilisierung ab dem Frühling, etwa im Zuge eines breiten Einsatzes von Impfstoffen. Unter dieser Voraussetzung sei denn auch "vorübergehend ein überdurchschnittliches BIP-Wachstum" zu erwarten: Aufgeschobene Konsumausgaben und Investitionen dürften teilweise nachgeholt werden, und im Zuge der weltwirtschaftlichen Erholung sollten insbesondere die Warenexporte spürbar anziehen.

2020 wird deutlich besser als erwartet ___

Während die Prognosen für das kommende Jahr sich zuletzt verschlechterten, war die Entwicklung im laufenden Jahr - zumindest bis zum Beginn der zweiten Welle - bekanntlich besser als von den meisten Ökonomen erwartet. Auch das Seco hat seine BIP-Prognose für 2020 entsprechend nochmals angepasst. Neu erwarten die Bundesökonomen noch einen Einbruch um 3,3 Prozent. Im Oktober ging das Seco hier noch von einem Minus von 3,8 Prozent aus, kurz nach dem Lockdown im Frühling war gar noch ein deutlich schärferer Einschnitt (-6,7%) erwartet worden.

Erstmals hat das Seco nun auch eine Prognose für das übernächste Jahr - also 2022 - gewagt. Dann wird das BIP-Wachstum bei 3,3 Prozent gesehen. Die Wirtschaftserholung sollte allmählich an Breite gewinnen, hofft das Seco. Unter der Voraussetzung, dass 2022 dann kaum mehr Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus nötig sind, dürften auch besonders exponierte Wirtschaftsbereiche wie der internationale Tourismus aus der Krise finden.

Risiken bleiben bestehen ___

So ganz sicher ist sich das Seco aber mit den Prognosen auch nicht. Es betont, dass die Unsicherheit "ausserordentlich gross" bleibe. Die grössten Unsicherheiten bestünden dabei im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie sowie den möglichen Reaktionen der Wirtschaftsakteure und der Politik.

Die Entwicklung könnte dabei allerdings auch in eine positive Richtung gehen. So wäre es möglich, dass sich die zweite Corona-Welle wirtschaftlich weniger negativ auswirke als unterstellt, insbesondere im Ausland, oder dass die Corona-Impfstoffe zu einem früheren Zeitpunkt kommen als erwartet, auf breiter Front eingesetzt werden können und weitere Eindämmungsmassnahmen überflüssig machen. Dann wäre mit einer erheblich schnelleren Konjunkturerholung zu rechnen, schreibt das Seco.

Andererseits würde die Erholung abermals unterbrochen, falls es im Verlauf des Prognosehorizontes zu weiteren starken Pandemiewellen käme mit einschneidenden Eindämmungsmassnahmen im In- und Ausland. Dann würde die Wahrscheinlichkeit von ökonomischen Zweitrundeneffekten wie Stellenabbau und Unternehmensinsolvenzen in grossem Umfang ansteigen.

Daneben gibt es aber auch die sattsam bekannten Nicht-Corona-Risiken wie internationaler Handelskonflikt, Brexit oder auch eine mögliche Korrektur am hiesigen Immobilienmarkt.

SDA
...