«Es kam nicht erst gestern Abend auf den Tisch»
Markus Mauron ist der neue Syndic der Fusionsgemeinde Tafers. Im Interview erzählt von seiner Wahl, der zukünftigen Arbeit und persönlichen Eigenschaften.

Ab morgen, dem 1. Januar 2021 nimmt der Gemeinderat der neuen Fusionsgemeinde Tafers seine Arbeit auf. Schon im November wurde der neunköpfige Gemeinderat gewählt, jetzt stand noch die Wahl des neuen Syndic an. Seit gestern Abend ist klar, dass zukünftig der Tafersner CVPler Markus Mauron das Amt des Gemeindepräsidenten übernehmen wird. Das überraschte einige, denn eigentlich hat man erwartet, dass das Amt entweder an den vorherigen Syndic von Tafers, Gaston Waeber oder an den vorherigen Syndic von Alterswil, Hubert Schibli geht. Valentin Brügger traf sich mit Markus Mauron, dem frischgebackenen Syndic der Fusionsgemeinde Tafers.
Valentin Brügger: Wie überraschend war diese Wahl für Sie?
Markus Mauron: Ich habe mir nach den Wahlen einige Gedanken gemacht. Nicht zuletzt, weil ich viel Feedback aus der Bevölkerung bekam. Ich habe bei den Wahlen ein gutes Resultat erzielt und mir haben dann viele Leute gesagt, dass der Posten als Syndic doch etwas für mich wäre. Ich habe mir das überlegt, denn es ist auch mit einem gewissen Aufwand verbunden. Das heisst, mit meiner jetzigen Arbeitsstelle musste ich Abklärungen treffen. Ich sah, dass es eine Variante wäre und habe dann auch die Gespräche gesucht. Vorab mit Gaston Waeber und Hubert Schibli, um die Variante mit ihnen zu besprechen – und dann auch mit den anderen Gemeinderäten. So hat sich das über Wochen ergeben und wurde gestern Abend an der konstituierenden Sitzung auch bestätigt.
Dass Sie jetzt neuer Syndic werden, war also kein Paukenschlag, wie es vermutet wurde?
Wir haben uns vor einigen Wochen zu einer vorkonstituierenden Sitzung getroffen und die Optionen unter allen Gewählten sehr intensiv diskutiert. Daher ist das nicht etwas, was erst gestern Abend auf den Tisch kam. Man hat zusammen diskutiert und geschaut, dass es für alle eine gute Lösung ist.
Wie klar war es, dass jemand aus der CVP Syndic der Fusionsgemeinde wird?
Mit vier gewählten CVPlern stand das klar im Raum. Da war sicher auch innerhalb der Partei ein Wunsch da, den man jetzt so umsetzen konnte.
Sie haben schon einige Erfahrungen aus ihrer Zeit im Gemeinderat von Tafers. Trotzdem: wie viel Respekt haben Sie vor der Stelle als Syndic der Fusionsgemeinde Tafers, Alterswil und St. Antoni? Welche Herausforderungen erwarten Sie?
Der Respekt ist sehr gross, aber ich traue mir das zu. Ich bin seit über 20 Jahren in der Personalführung und habe auch Erfahrung, was das anbelangt. In den letzten Jahren habe ich im Gemeinderat an vielen Fronten mitgearbeitet und auch weitergebracht. Ich hatte einen engen Austausch mit Gaston Waeber. Als Verantwortlicher der Finanzen war ich bei vielen Geschäften dabei. Eine fusionierte Gemeinde ist nochmal etwas anders. Das wäre sicher für jeden Syndic eine spezielle Herausforderung. Ich habe Respekt vor der Tatsache, dass wir die Verwaltung, aber auch die Bevölkerung dieser drei Ortschaften zusammen bringen müssen. Das wird am Anfang sicher nicht einfach, aber mein Ziel ist ganz klar, dass man sich aus allen drei Dörfern gleichberechtigt fühlt.
Die Bedürfnisse von allen Ortschaften einzubeziehen, respektive sich selber von der eigenen Gemeinde zu entgrenzen für die neue Fusionsgemeinde: Haben Sie das Gefühl, dass Sie das können? Können Sie wirklich alle Bedürfnisse von allen Seiten der neuen Gemeinde respektieren? Haben Sie überhaupt Einsicht, was in den Gemeinden Alterswil und St. Antoni lief?
Das ist sicher ein grosser Punkt. Ich bin überzeugt, dass ich alle Bedürfnisse respektieren kann und dass ich mich in dieser Rolle nicht als ehemaliger Tafersner sehe, sondern als Syndic von drei Gemeinden, die zusammen fusionieren. Aber es ist schon richtig: ich weiss nicht, was im „löschte hinderschte Egge“ in den letzten Jahren vor allem in den Gemeinden Alterswil und St. Antoni lief. Aber dafür hat man Leute im Gemeinderat, die aus diesen Gemeinden kommen. Und zuletzt ist es auch meine Aufgabe, auf die Leute zuzugehen, ihnen zuzuhören und dann darauf zu reagieren.
Zur Zusammenarbeit im Gemeinderat: Hat man da das Gefühl, dass man voneinander profitieren kann? Wenn jemand aus einem Ecken der Fusionsgemeinde eine Frage hat, oder wenn dort jemand besser auf dem Dossier ist, oder mehr Erfahrung hat zu dem Thema... Wie funktioniert die Kooperation im neuen Gemeinderat?
Ich bin überzeugt, dass das so funktionieren wird. Ich bin auch überzeugt, dass alle neugewählten Gemeinderäte offen sind für Informationen, Ratschläge und Tipps von jemandem, der vielleicht nicht für das Ressort zuständig ist. Wir haben in Tafers in der letzten Legislatur so funktioniert, es konnten sich alle einbringen. Es ist oftmals sehr wichtig, dass wenn jemand eine Information hat, dass man diese auch einbringt. So haben alle zusammen ein besseres Verständnis, warum etwas so ist. So kann man auch bessere Lösungen finden und bessere Entscheidungen treffen.
Das Amt als Präsidentin oder Präsident einer Gemeinde verlangt nach einer Person mit vielen Charaktereigenschaften, die so facettenreich ist, wie die Gemeinde selber. Vielleicht ist es noch komplexer, wenn man der erste Syndic einer fusionierten Gemeinde wird. Valentin Brügger hat mit Markus Mauron, dem neugewählten Syndic der Fusionsgemeinde Tafers gesprochen und hat ihn gefragt, welche persönlichen Aspekte ihn für das Amt qualifizieren.
Sie sind 51 Jahre alt und als Wirtschaftsinformatiker tätig. Inwiefern hilft Ihnen das bei Ihrem neuen Job als Syndic der Fusionsgemeinde?
Die Digitalisierung macht auch vor einer Gemeinde nicht halt. Wir haben viele Themen, die in diese Richtung gehen. Je grösser die Gemeinde, umso wichtiger ist das. Von meinem Beruf her kann ich mich sicher gut einbringen zum Thema Informatik, damit man einen weiteren Schritt in Richtung Digitalisierung macht, beispielsweise bei der Verwaltung. Aber auch, wie schon erwähnt, als Abteilungsleiter der Personalführung.
Der Job als Syndic entspricht ein Pensum von 50 Prozent. Wie jonglieren Sie das mit Ihrem aktuellen Job?
Ich muss sicher bei meinem jetzigen Arbeitsgeber das Pensum reduzieren. Das habe ich mit meinen Vorgesetzten so besprochen und Lösungen gefunden. Es ist ganz klar, es geht nur so.
Bei den Gemeinderatswahlen haben Sie ein sehr gutes Ergebnis erreicht und Sie haben sehr viel Rückhalt in der Bevölkerung. Wie konnten Sie da Ihr Talent und Ihre Qualität als Projektleiter und als Politiker präsentieren?
Ich bin jemand, der viel mit den Leuten spricht. Sei es über Projekte, Anliegen oder Sachen, die angegangen werden müssen. Es ist klar, dass man nicht alles gleichzeitig anpacken kann. Aber ich denke, es ist wichtig, dass man den Leuten zuhört, ihre Bedürfnisse aufnimmt und ihnen vielleicht erklärt, warum etwas nicht sofort passieren kann.
Weg vom Delegieren, hin zum Kooperieren, nicht nur auf politischer Ebene, sondern auch mit der Bevölkerung.
Ja, ganz sicher. Es haben sehr viele Leute gute Ideen. Diese muss man aufnehmen und einfliessen lassen. Es sind neun Gemeinderäte, wir haben eine grosse Verwaltung. Aber das heisst noch lange nicht, dass wir alles wissen. Darum ist es wichtig, dass man die Bevölkerung miteinbezieht.
Apropos Bevölkerung: Haben Sie eine Verbindung zu den Ältesten und Jüngsten der Fusionsgemeinde Tafers?
Ich bin in Tafers geboren und dort aufgewachsen. Das heisst, die Leute, welche heute zu den ältesten zählen, kenne ich von meiner Jugendzeit her. Ich habe zwei Töchter, die beide schon über 20 Jahre alt sind. Sie sind in der JuBla engagiert, wodurch ich auch viele Informationen über die Anliegen der Jugend bekomme. Bis jetzt war ich im Gemeinderat Tafers zuständig für die Jugendarbeit, wo ich auch einen guten Einblick erhielt.
Momentan ist die Weltlage sehr volatil; alles verändert sich sehr schnell. Die Digitalisierung macht vor der Region Sensebezirk nicht halt. Sind Sie gewappnet für diese schnellen Veränderungen, die kommen könnten?
Ich denke, Veränderungen passieren immer. Sie kommen manchmal schneller als erwartet. Im Endeffekt sind wir in der Gemeinde ein Gremium, wo wir uns austauschen können und schauen, wie man auf allfällige Veränderungen reagiert. Man ist sicher nie auf alles vorbereitet. Vor einem Jahr hätte sicher auch niemand gedacht, dass Corona uns so fest im Griff hat und so viele Veränderungen im 2020 bringt. Aber wenn man miteinander spricht und sich austauscht, kann man entsprechend auch auf solche Veränderungen reagieren.
Haben Sie eine bestimmte Haltung oder einen Charakterzug, der für Sie selbst am wichtigsten ist?
Ich persönlich bin jemand, der zuerst zuhört und versucht zu verstehen, was gesagt wird und was die Probleme sind, bevor ich mir vorschnell ein Urteil bilde oder eine Aktion einleite. Andererseits bin ich aber auch ein Pragmatiker. Das heisst, wenn ich das Gefühl habe, dass etwas gemacht werden muss, reagiere ich auch relativ schnell darauf. Ich denke nicht über Wochen darüber nach, wie oder ob man es machen soll. Aber ganz wichtig: zuerst zuhören und verstehen.
Der 9-köpfige Gemeinderat der Fusionsgemeinde Tafers nimmt ab morgen, 1. Januar 2021 seine Arbeit auf.