Ein Spaziergang mit 5 Frauen durch das Freiburg der 70er

Ein Freiburger Verein nimmt Interessierte auf historische Stadtrundgänge mit. Das Thema: Das Leben der Freiburgerinnen im Jahr 1978.

Das Freiburg der 70er Jahre war punkto Frauenrechte noch ein ganz anderer Ort als heute. © Wikimedia Commons

Seit über zehn Jahren organisiert der Verein Frauen in Freiburg Stadttouren, um die hiesigen Einwohnerinnen und insbesondere ihre Geschichte sichtbarer zu machen. Auf dem neusten Rundgang tauchen die Teilnehmenden in das Freiburg des Jahres 1978 ein. "Es gab zu dieser Zeit viele unterschiedliche Lebensentwürfe. Jedoch mussten viele Frauen für heute Selbstverständliches kämpfen. Beispielsweise brauchte eine verheiratete Frau die Erlaubnis ihres Ehemannes, um arbeiten zu dürfen. Es war definitiv eine andere Zeit im Vergleich zu heute", erklärt Cécile Bannwart, Historikerin und Vereinsmitglied.

Der Kampf um Pille und Sexualkunde

Arbeiterinnen, Feministinnen, Akademikerinnen und Ordensschwestern haben alle auf ihre Weise die Kultur der Stadt und ihrer Zeit geprägt. Beispielsweise treffen wir auf dem Rundgang die erste Läuferin des Murtenlaufes an, die unter einer auf einen Mann ausgestellten Nummer gelaufen ist. Oder wir machen Bekanntschaft mit Schwester Romualda Etter, der Direktorin des Collège Sainte-Croix in den 70ern. Als aufgeklärte Frau wurde unter ihrem Rektorat erstmals Sexualkunde- und für beide Geschlechter obligatorischer Hauswirtschaftsunterricht eingeführt.

Das Jahr 1978 wurde nicht umsonst gewählt. Damals war Freiburg der Austragungsort der nationalen Frauenbefreiungsbewegungs-Demo. Der Grund für die Wahl: Frauen hatten im Kanton noch keinen Zugang zu modernen Verhütungsmethoden – Anstatt der Pille empfahlen Sozialarbeiterinnen jungen Mädchen die Temperaturmethode. Cécile Bannwart betont, dass aus diesem Grund die Vereinstätigkeit sehr wichtig ist. "Es dauerte sehr lange, bis Frauenrechte in Freiburg und in der ganzen Schweiz etabliert waren. Die Teilnehmenden unserer Veranstaltungen fühlen sich manchmal sogar schockiert. Stadtrundgänge sind ein guter Weg, das schwierige Thema leichter anzugehen."

Mehr Informationen über die Stadtrundgänge und den Kampf der Freiburgerinnen um das Recht, Hosen tragen zu dürfen, findet ihr im kompletten Interview mit RadioFr. :

Die Stadtrundgänge zu Freiburgerinnen in den 70er Jahren finden von Mai bis Oktober 2021 in Freiburg statt.

RadioFr. - Anne Moser / cys
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