Gambach-Protestaktion zieht weite Kreise
Weil Schülerinnen des Kollegiums Gambach auf Missstände aufmerksam machten, ist eine breite Diskussion über Sexismus in Schulen aufgeflammt.

Die Aktion von Freiburger Schülerinnen sorgte Anfang dieser Woche für grosses Aufsehen: Am Zaun vor dem Kollegium Gambach waren lauter BHs aufgehängt - als Zeichen des Protests. Zuvor hatte die Zeitung "La Liberté" berichtet, eine Schülerin sei von einem Lehrer darauf hingewiesen worden, sie solle doch bitte einen BH tragen.
Das Kollektiv Frauen*streik Freiburg rief in der Folge weitere Schülerinnen dazu auf, von solchen oder ähnlichen Erlebnissen zu berichten. Inzwischen sind über 300 Nachrichten eingegangen. "Wir sind sehr traurig, gleichzeitig ist es gut, dass sich viele Mädchen trauen zu sagen, was ihnen passiert ist", sagt Noelia Yuste vom Frauen*streikkollektiv. Sie fordert einen breiteren Diskurs über das Thema Sexismus und patriarchale Strukturen in Schulen. "Viele Lehrpersonen sind offenbar nicht genügend sensibilisiert", findet Yuste.
Der Aufruf geht an die kantonale Stelle, konkret an François Piccand, Vorsteher des Amts für Unterricht der Sekundarstufe II. "Ja, das beschäftigt uns", gesteht er. Bereits jetzt würde das Amt im Austausch mit den Schulen viel Präventionsarbeit leisten. Dennoch will Piccand prüfen, ob weitere Massnahmen notwendig sind.
Kleidung von Schüler:innen im Unterricht thematisieren, darf man das überhaupt? Ja, findet Edgar Forster, ordentlicher Professor für Erziehungswissenschaften an der Universität Freiburg. "Es gehört dazu, in der Schule über Kleidernormen zu diskutieren. Aber es kommt darauf an, wie man eine Schülerin, einen Schüler darauf anspricht. Eine Schülerin öffentlich konfrontieren und kritisieren, das geht nicht", findet Forster. Wichtig sei ein regelmässiger Austausch, Sensibles müssen angesprochen und diskutiert werden, auch im Lehrer:innenzimmer.
Im Kollegium Gambach dürfte das Thema in der Kaffeepause zumindest im Moment gegeben sein. Rektor Pierre Marti sagt auf Anfrage, das Thema werde ernst genommen. "Wir sind immer für die Schüler:innen da, wenn sie ein Anliegen haben." Ausserdem finden jedes Jahr Sensibilisierungs-Ateliers zu Sexismus oder Belästigung statt.