"Nichts machen ist schlicht und einfach keine Option"
Die gebürtige Gurmelsnerin Christina Aebischer ist diese Woche an der Weltklimakonferenz. Was sie dort bewirken will und wie sie auf Kritik reagiert.
In Sharm El-Sheikh in Ägypten findet derzeit während zweier Wochen die 27. Weltklimakonferenz statt. Diese Woche ist auch Christina Aebischer zum ersten Mal mit dabei, die in Gurmels aufgewachsen ist. Sie ist bei der Entwicklungsorganisation Helvetas im Team der Fachpersonen für Klimawandel, Adaption und politischen Dialog zum Klima tätig. Helvetas ist eine der grössten Schweizer Organisationen für Entwicklungszusammenarbeit und in rund 30 Ländern tätig.
"Die Helvetas hat verschiedene Schwerpunkte. Einer davon ist Resilienz und Anpassungen an den Klimawandel. Dort bin ich tätig als Fachberaterin", erklärt Christina Aebischer. Ziel sei es unter anderem, Wissen weiterzuvermitteln. "Zum Beispiel beginnen wir in einem Landwirtschaftsprojekt in Mali Wetterdienste aufzubauen. Denn häufig haben die Kleinbauern überhaupt keinen Zugang zu dieser Information - ob die Dürre jetzt noch lange anhalten wird oder bereits morgen der grosse Regen kommt, vielleicht sogar begleitet von grossen Stürmen.“ Als weitere Beispiele zählt Aebischer den Küstenschutz, Hängebrücken oder das Wissen um Saatgut auf.
Es ist wichtig, dass zivilgesellschaftliche Organisationen die Stimme der Leute aus den verletzlichsten Ländern einbringen.
Ihr Programm an der COP27
An der Weltklimakonferenz COP27 erwarte sie ein dichtes Programm an Meetings und Workshops diverser Organisationen, an denen sich die Teilnehmenden austauschen. Daraus würden Forderungen an die jeweiligen Regierungen gestellt. "Es ist wichtig, dass dort zivilgesellschaftliche Organisationen - wie eben Helvetas - die Stimme der Leute aus den verletzlichsten Ländern einbringen.“
Als Verdienst zählt sie unter anderem die Diskussion über die "loss and damages“ auf - also die definitiven Verluste, an die man sich nicht mehr anpassen kann. "Dass das überhaupt auf die Agenda gekommen ist und dieses Jahr begonnen wird, darüber zu diskutieren, das ist, so glaube ich, ein Erfolg der zivilgesellschaftlichen Organisationen, die dort ganz stark zusammengearbeitet haben“, so Aebischer.
Die Schweiz stand nach Ablehnung des CO2-Gesetzes auch nicht unbedingt glänzend da.
Was sagt sie zur Kritik?
Rund um die Klimakonferenz kommen aber auch kritische Stimmen auf, sei es zur Klimakonferenz an sich oder auch allgemein - dass es beispielsweise sowieso zu spät ist, das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Helvetas wie auch Aebischer persönlich seien zwar auch klar der Meinung, dass es da viel zu langsam vorwärtsgeht. "Aber: Nichts machen ist schlicht und einfach keine Option. Die Herausforderungen werden so riesig und unsere aller Leben - egal wo auf der Welt - sich so verändern, wenn wir nichts machen gegen den Klimawandel“, entgegnet Aebischer.
Und die Kritik, dass in Sharm El-Sheikh die Klimakonferenz in klimatisierten Räumen stattfindet, ist für Aebischer fadenscheinig: "Die Klimakonferenz ist immer im November oder Dezember. Wenn sie in Europa stattfindet, dann also in geheizten und nicht klimatisierten Räumen.“ Für Aebischer ist es wichtig, dass alle Länder teilnehmen und die Konferenz in allen Ländern stattfinden kann. Und zur Kritik an den Ländern, die nicht so auf Kurs sind, erinnert sie, "dass die Schweiz nach Ablehnung des CO2-Gesetzes auch nicht unbedingt glänzend dastand im Hinblick auf ihre Klimapolitik.“
Wie sich Christina Aebischer auf ihre erste Weltklimakonferenz vorbereitet hat, was ihre konkreten Forderungen sind und wie ihr Aufenthalt vor Ort aussehen wird, könnt ihr im ganzen 1 zu 1 nachhören: