Kanonenschiessen an Fronleichnam: Tradition und Bedeutung

Das Kanonenschiessen an Fronleichnam symbolisierte einst die politische und militärische Macht einer Stadt. So auch in der Stadt Freiburg.

Das traditionelle Kanonenschiessen an Fronleichnam in Freiburg. © Jean Iseli IMB Informatique Sàrl

Fronleichnam - oder in Umgangssprache "Herrgottstag" - ist einer der bedeutenden katholischen Feiertage. Jeweils am zweiten Donnerstag nach Pfingsten wird an diesem Tag die Dankbarkeit für die leibliche Gegenwart von Jesus Christus in Brot und Wein und die Gemeinschaft der Gläubigen Abendmahl gefeiert.

Auch in den katholischen Gemeinden im Kanton Freiburg ist dieser Donnerstag, der 8. Juni, ein Feiertag. Und auch hier werden Traditionen weitergeführt. 

Das traditionelle Kanonenschiessen

Seit dem 17. Jahrhundert werden in der Stadt Freiburg an Fronleichnam die Kanonen gezündet. Doch was hat Kanonenschiessen mit einem heiligen Feiertag zu tun?

Früher wurden mit den Kanonen die politische Macht und militärische Stärke einer Stadt demonstriert, gerade auch in der Stadt Freiburg, da sich sämtliche Regierungsorgane, das Kantonsgericht, die Klöster sowie auch die Universität in der Stadt befanden und auch heute noch befinden, erklärt Charles Folly, Grossneffe eines 1923 verstorbenen Kanonen-Artilleristen:

Während der Prozession durch die Altstadt markierten die Kanonenschüsse damals wie auch heute noch einzelne Ritualphasen und -elemente. Heute werden in der Stadt Freiburg acht solche Kanonenschüsse gezündet, wie auf der offiziellen Seite der Stadt steht:

  • Erster Salutschuss: Beginn der Messe
  • Zweiter und dritter Salutschuss: Wandlung
  • Vierter Salutschuss: Beginn der Prozession
  • Fünfter Salutschuss: Segen beim Altar auf dem Python-Platz
  • Sechster Salutschuss: Weiterverlauf der Prozession
  • Siebter Salutschuss: Segen beim Altar vor der Kathedrale
  • Achter Salutschuss: Ende der Feier

Anno dazumal war es Aufgabe des Militärs, an Fronleichnam die Kanonen zum richtigen Zeitpunkt zu zünden. Seit Ende der 1980er-Jahre ist die Batterie 13 offizielles Organ des Kantons Freiburg für das traditionelle Kanonenschiessen an Fronleichnam.

Quelle Video: zvg von Charles Folly

Geschossen wird heute aber nicht etwa mit Kanonenkugeln, wie man dies aus Filmen kennt, sondern lediglich mit Schwarzpulver und etwas Zeitung. Damit soll die Tradition der Kanonensalve aufrechterhalten und ohne grosses Risiko ein lauter Knall beim Schuss erzeugt werden. 

Fronleichnamsprozession in der Stadt Freiburg

In der Stadt Freiburg vereinigen sich Vereine, Musikgesellschaften, Ordensleute, Priester, Vertretende von Stadt, Kanton und Universität traditionsgemäss zu einer Prozession, die vom Kollegium St. Michael, dem höchsten Punkt der Altstadt, zur Kathedrale hinab führt. Der Ortsbischof trägt auf dem Weg jeweils die Monstranz. Zum Abschluss werden bei der Kathedrale Brot und Wein geteilt.

Am Donnerstag, 8. Juni, feiert die Stadt Freiburg Fronleichnam. Um 9 Uhr morgens beginnt die Feiertags-Messe im Hof von Kollegium St. Michael. Die feierliche Prozession durch die Stadt folgt um 10:30 Uhr und führt über die Joseph-Piller-Strasse, die Spitalgasse und den Georges-Python-Platz. Dort wird bei Altar eine Segnung durchgeführt. Danach geht es über die Rue des Alpes und die Steinbrückengasse zum Schlusssegen vor der Kathedrale.

Warum Protestanten Fronleichnam nicht feiern

In der evangelischen Kirche gibt es den Feiertag Fronleichnam nicht. Das liegt daran, dass evangelische und katholische Christen ein unterschiedliches Verständnis vom Abendmahl haben.

Nach der katholischen Glaubenslehre ist Jesus Christus durch das Sakrament der Eucharistie in Brot und Wein real präsent. Die eucharistischen Gaben werden in Leib und Blut Jesu gewandelt. Für Protestanten hingegen ist Jesus während des Abendmahl »in, mit und unter Brot und Wein« gegenwärtig. Brot und Wein sind jedoch nach der Feier wieder das, was sie auch vorher waren, nämlich Brot und Wein.

Aus diesem Grund gilt Fronleichnam nur in den katholisch ausgerichteten Kantonen als Feiertag, in anderen Kantonen wie beispielsweise Bern ist dies ein normaler Arbeitstag. 

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