Künstler Franz Brülhart: "Armenien ist meine zweite Heimat"

Was findet der Sensler Künstler im Kaukasus, was hält ihn dennoch in Mariahilf und was nervt ihn an der Kunstwelt?

Die Dolmetscherin Zara Karapetyan, der Museumsleiter Vahan Badalyan und der Kunstvermittler Franz Brülhart (v.l.n.r.) in Gjumri. © zvg

Der weite, offene Himmel, die gute Distanz zu Alpen und Jura und die sensationell schöne Landschaft. Das alles halte ihn in Mariahilf, sagt der Künstler und Kunstvermittler Franz Brülhart. "Ich bin einfach happy hier, weil es weit weg ist von aller Kunst, von allem sozialen Brimborium und von der Stadt", so der 63-Jährige weiter.

Brülhart, der Individualist

Was meint der in Ueberstorf aufgewachsene Künstler mit dem "Brimborium" und warum ist ihm das alles zuwider? "Als ich angefangen habe, Kunst zu studieren, war das noch recht übersichtlich", sagt Brülhart. Mittlerweile sei der Bereich der Kunst aber derart weit und beliebig geworden, dass er sich davon gerne raushalte.

Das sind einfach gute Momente.

Er fokussiere sich gerne in Ruhe auf seine Arbeit und sagt, sein Atelier in Mariahilf sei sein Refugium und bedeute die wunderbare Einsamkeit mit seinem Job. "Wenn ich mir hier ab von der Welt Zeit nehmen kann, an meinen Porträts zu arbeiten, sind das einfach gute Momente."

Franz Brülhart in seinem Atelier in Mariahilf. (RadioFr. / Tobias Brunner)

Brülharts Kritik klingt subtil, aber dennoch unüberhörbar an: In Vermittlung und Kunst Verantwortung zu übernehmen, ist ihm extrem wichtig. Ausserdem wolle er keine Unterschiede machen – ob er ein Kind porträtiere oder eine Bundesrätin. Anders gesagt: Die Sache gilt es ernst zu nehmen, jeglicher Elitarismus ist zu vermeiden.

Brülhart, der Kosmopolit

Neben der Einsamkeit braucht er aber doch immer wieder ein Gegenüber. Hin und wieder gar eine Millionenstadt: Zum vierten Mal war Franz Brülhart im vergangenen Sommer nun in Armeniens Hauptstadt Eriwan. "Alle anderen Grossstädte interessieren mich nicht", so Brülhart. Der Rest der weiten Welt sei ihm zu gross und zu bunt und zu weit.

Ich sehe eine Kraft in meiner Arbeit und dass sie Freude vermittelt.

Die Lage Eriwans, der Hauptstadt von Armenien (Datawrapper).

Eriwan sei anders. Die Stadt im Kaukasus sei zwar gross, aber nicht wirklich laut – ausser man meine damit die Lebendigkeit in Beizen und Restaurants im Stadtzentrum. Dass das Land in einer grossen Krise ist, sei in Eriwan verrückterweise kaum spürbar. Das Leid, welches die jüngste Offensive Aserbaidschans in der Region Bergkarabach mit sich brachte, sei ihm fremd.

Workshop-Teilnende in Eriwan. (zVg)

Kunst und Kultur brauchen Neugier, Phantasie und Kreativität.

Der Sensler Künstler hat in Eriwan auch im vergangenen Sommer wieder Workshops mit Kriegsveteranen, Kindern und Jugendlichen geleitet. "Ich sehe eine Kraft in meiner Arbeit und auch, dass sie Freude vermittelt." Das Rückgrat einer Gesellschaft sieht Brülhart in Kunst und Kultur, was jedoch weiteres bedingt.

Es war eine Herausforderung, diese Leute zu malen.

"Kunst und Kultur brauchen Neugier, Phantasie und Kreativität." Und Kreativität wiederum brauche es für jeden Aspekt im Leben. Für den eigenen Erfolg sei sie ausserdem Gold wert.

Neue Ausstellung im Schloss Holligen

In seiner jüngsten Ausstellung "Raum-Klang-Licht-Malerei" stellt Brülhart zum ersten Mal seine Porträts von Armenierinnen und Armeniern aus. "Es war eine Herausforderung, diese Leute zu malen", sagt der Künstler. Zu sehen ist im Schloss Holligen in Bern ausserdem eine Lichtinstallation des Berners Niklaus Wenger. Zu hören sind Werke des Tafersner Pianisten Stefan Aeby.

Die Ausstellung ist noch bis zum kommenden Sonntag erlebbar. Zur Finissage findet ausserdem ein öffentliches Gespräch zwischen Franz Brülhart, dem Museumsleiter Vahan Badalyan und der Dolmetscherin Zara Karapetyan rund um das Thema Kunst und Konflikt statt.

RadioFr. - Tobias Brunner
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