"In der Schweiz zur Welt gekommen zu sein ist ein Auftrag"

Die Universität Freiburg verleiht dem Schriftsteller Lukas Bärfuss die Ehrendoktorwürde. Dieser ist darüber etwas erstaunt - und sehr erfreut.

Lukas Bärfuss mit seiner Urkunde der Universität Freiburg. © RadioFr.

"Mit meiner Bildungskarriere war eine solche Ehre nicht vorgesehen - ich freue mich sehr", sagt ein sichtlich gut gelaunter Bärfuss mit der Ehrendoktor-Urkunde der Universität Freiburg in den Händen.

Vom Bauer zum Professor

Der heute 50-jährige hatte in seiner Jugend mehrfach kein Dach über dem Kopf und vor allem mit den Händen gearbeitet, etwa als Tabakbauer. Ein Studium habe er sich schlicht nicht leisten können, habe die Universität dann aber immer wieder durch die Hintertür betreten. „Tatsächlich bin ich dort immer sehr freundlich empfangen worden“, stellt er im Rückblick fest.

Ich habe einfach immer gelesen – und habe nie damit aufgehört.

Näher an die Uni sei er gekommen, weil er sich schon sehr früh in Bücher vertieft habe. „Ich habe einfach immer gelesen – nachdem ich mit acht Jahren ein 25-bändiges Lexikon geschenkt bekommen habe“, sagt Bärfuss. Die Bücher machte er dann auch zu seinem Beruf, als er das Buchhändler-Diplom erwarb.

Es braucht nicht unbedingt einen Chef, damit eine Bude funktioniert.

Dies in der Freiburger Buchhandlung Lindwurm, die es heute nicht mehr gibt. In diesem genossenschaftlich organisierten Unternehmen habe er ganz viel gelernt. „Zum Beispiel, dass es nicht unbedingt einen Chef braucht, damit eine Bude funktioniert.“

Auch gelernt habe er, dass Freiburg unglaublich multikulturell und globalisiert sei und er immer sehr gerne in die Saanestadt komme. Als freischaffender Schriftsteller wurde Bärfuss schliesslich auch international als Dozent und Gastprofessor an diversen Hochschulen tätig.

Die Freiheit vom Wort in die Welt tragen

Er ist überzeugt, dass Autorinnen und Schriftsteller an der Uni ihren Platz haben: „Wir schaffen auch Wissen und forschen ebenfalls – einfach im Bereich der Imagination.“ Aber auch dieser Bereich sei ein wichtiger Teil des Menschseins.

Nicht alle haben unsere Möglichkeiten.

In der Schweiz zur Welt gekommen zu sein sieht Bärfuss als Privileg und Auftrag. Weil nicht alle Menschen die Freiheit vom Wort hätten, müssten wir in der Schweiz diese Freiheit in die Welt hinaustragen, sagt er. „Nicht nur wir Schriftsteller – alle“, ergänzt ein Lukas Bärfuss, der nun wieder etwas nachdenklicher wirkt.

RadioFr. - Tobias Brunner
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