"Man muss die Leute dazu bringen, den ÖV zu benützen"

Der Syndic von Freiburg, Thierry Steiert, war am Montag zu Gast, um über die Mobilität in der Kantonshauptstadt zu sprechen.

Für Thierry Steiert muss man zu einer multimodalen Realität gelangen, die dem städtischen Kontext besser entspricht. © KEYSTONE

Laut Amt für Statistik zählt Freiburg rund 40'000 Einwohnerinnen und Einwohner, wovon circa 10'000 pendeln. Wie sich all diese Personen in den täglichen Verkehr der Stadt Freiburg involvieren, steht im Zentrum des oft hitzig geführten Diskurses über die Mobilität in Freiburg.

RadioFr: Die Frage der Mobilität löst in den sozialen Netzwerken und in den Medien viele Reaktionen aus. Viele weisen auf eine schlechte Strategie in der Stadt Freiburg hin. Ist das der Fall?

Thierry Steiert: Freiburg macht das Gleiche wie anderswo. Der Schweizerische Städteverband empfiehlt eine Reihe von Massnahmen, die in die gleiche Richtung gehen. Das hat auch nichts mit politischen Kräften zu tun. Eine Stadt ist einer Reihe von Realitäten und Zwängen ausgesetzt, auf die man mit Massnahmen reagieren muss.

Bei vielen Baustellen, die sich auf die Verkehrssituation in Freiburg auswirken, wie beispielsweise die des Bahnhofs oder etwa der Richemont-Kreuzung, besteht das Ziel, Busspuren und Begegnungszonen zu schaffen. Wird hier die sanfte Mobilität auf Kosten der Autos gefördert?

Das ist nicht richtig. Man muss zu einer multimodalen Realität gelangen, die dem städtischen Kontext besser entspricht. Wenn weiterhin alle mit dem Auto in die Stadt Freiburg fahren, um dort zu arbeiten, also das Verhalten eines Pendlers an den Tag legen, wird es immer Staus geben. Man muss mit Anreizen oder sogar Zwangsmassnahmen handeln, das ist unvermeidlich. Und ich wiederhole: Alle Städte tun dies, es ist eine urbane Realität. Es geht nicht darum, die Autos zu verbannen, es geht darum, die Leute dazu zu bringen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen, nebenbei mit dem Fahrrad, wenn möglich.

Zu den weiteren Massnahmen gehören die neuen Tempo-30-Abschnitte und die Aufhebung von Parkplätzen. Gibt es noch genügend Platz in der Stadt für diejenigen Personen, die auf das Auto angewiesen sind?

Wenn möglich, sollten Pendlerinnen und Pendler die öffentlichen Verkehrsmittel benützen. Für die anderen gibt es noch eine genügend grosse Anzahl an Parkplätzen. Typischerweise ist das Parking des Alpes oft leer. Wenn weniger Pendlerinnen und Pendler mit dem Auto in die Stadt kommen, werden diejenigen, die einen triftigen Grund dafür haben, wie z. B. eine ältere Person zum Arzt zu bringen, weniger Probleme haben, in die Stadt hineinzufahren. Dasselbe gilt für Touristinnen und Besucher aus dem Ausland, die eher mit dem Auto kommen.

Soll die Anzahl Autos in der Stadt Freiburg weiter reduziert werden?

Ja, um mehr Platz für Menschen und öffentliche Räume zu schaffen und mehr Bäume zu pflanzen. Alle Städte in der Schweiz wenden die gleichen Massnahmen an wie wir.

RadioFr. - Lauriane Schott / vb
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