Milch im Zentrum - So hart ist der Alltag eines Milchbauern

Martin Zbinden ist Milchbauer in Rüschegg BE. Er ist Genossenschafter bei "Faireswiss" und erzählt, wie hart die Milchwirtschaft ist.

Martin Zbinden bei der Arbeit. © RadioFr.

Langsam wird es Tag in Rüschegg BE. Als sich die Sonne über die hügelige Landschaft erhebt, ist Milchbauer Martin Zbinden schon lange bei der Arbeit. Um 07.00 Uhr morgens geht das letzte Milchschaf langsam über die Holzrampe, welche von der Melk-Fläche in den Stall führt. Zbinden ist nicht nur der Besitzer von rund zwanzig Milchkühen. Er besitzt auch Schafe. Ein alternatives Business zur herkömmlichen Milchwirtschaft. 

Der Kampf um Preise und das Überleben 

Wieso Martin Zbinden sich den Traum der Milchschafe erfüllt hat? Weil das Geld aus der Milchwirtschaft mit den Kühen knapp ist. Bei einem Milchpreis von 65 Rappen pro Liter nicht erstaunlich. Deshalb ist Martin Zbinden Genossenschafter bei "Faireswiss" - einem Label, dass hauptsächlich in der Westschweiz für faire Milchpreise sorgt. Mit Subventionen und den Beiträgen der Genossenschafterinnen und Genossenschafter rundet "Faireswiss" den Milchpreis auf einen Franken auf. Die Summe, die die Produzentinnen und Produzenten ausbezahlt bekommen müssten, damit sie überleben können. Doch in Realität erhalten Milchbauern oft weniger für ihre Milch. 

Lange Tage, harte körperliche Arbeit, kaum Ferien - da erscheint ein Franken pro Liter Milch immer noch ziemlich wenig. "Mir liegt die Tradition am Herzen", sagt Martin Zbinden, als er im Kuhstall steht. Es ist friedlich, die Tiere scheinen zufrieden. "Man sollte immer mit dem Herzen dabei sein. Das gilt immer, nicht nur, wenn es um den Bauernberuf geht", so Zbinden. Das Herzblut spürt man.

Milch hat, ist und bleibt Tradition 

Viel Liebe legen Zbinden und seine Frau auch in die Schaf-Milchwirtschaft. Die Alternative, die der Familie die Existenz sichert. So wie der zusätzliche 50-Prozent-Job ausserhalb des Hofes, den Martin Zbinden noch bewältigt. Aus der Schafmilch zaubert die Familie Zbinden eigenhändig Joghurt, Käse oder verkauft sie einfach als Rohmilch. Durch den hohen Fettgehalt sei die Schafmilch ertragreicher, erklärt Zbinden. "Doch die Schafe sind anspruchsvoll. Noch anspruchsvoller als die Milchkühe." 

Kreativität sei heutzutage gefragt, sagt der Milchbauer. Man müsse den Wünschen der Konsumentinnen und Konsumenten gerecht werden. Und trotz steigender Nachfrage nach veganen Alternativen ist sich Zbinden sicher, dass sich Schweizerinnen und Schweizer immer noch für faire und regional produzierte Produkte interessieren. Die Milchwirtschaft - eine Tradition, die in Freiburg ebenso fest verankert ist, wie im Rest der Schweiz. 

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RadioFr. - Andrea Schweizer / rb / faeb
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