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Obdachlos in Freiburg - ein Selbstexperiment

Ohne Dach über dem Kopf oder Bett zum Schlafen? Für viele Menschen Alltag. Mutige können sich der Situation stellen. Mitten in Freiburg.

Die Zeltstadt von La Tuile soll zeigen, wie Freiburg ohne Notschlafstelle aussehen könnte. Unsere Redaktorin Andrea Schweizer übernachtete dort. © RadioFr.
Die Zeltstadt von La Tuile soll zeigen, wie Freiburg ohne Notschlafstelle aussehen könnte. Unsere Redaktorin Andrea Schweizer übernachtete dort. © RadioFr.
Die Zeltstadt von La Tuile soll zeigen, wie Freiburg ohne Notschlafstelle aussehen könnte. Unsere Redaktorin Andrea Schweizer übernachtete dort. © RadioFr.
Die Zeltstadt von La Tuile soll zeigen, wie Freiburg ohne Notschlafstelle aussehen könnte. Unsere Redaktorin Andrea Schweizer übernachtete dort. © RadioFr.
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Die Zeltstadt von La Tuile soll zeigen, wie Freiburg ohne Notschlafstelle aussehen könnte. Unsere Redaktorin Andrea Schweizer übernachtete dort. © RadioFr.
Die Zeltstadt von La Tuile soll zeigen, wie Freiburg ohne Notschlafstelle aussehen könnte. Unsere Redaktorin Andrea Schweizer übernachtete dort. © RadioFr.
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Regen prasselt auf mein Zelt. Leise und sanft weckt er mich auf. Draussen höre ich in der Nacht immer wieder Schritte. Stimmen. Johlende Menschen, die sich ihren Weg von der Party nach Hause bahnen.

Die Unterlage ist hart. Immer wieder friere ich. So fühlt es sich also an, wenn man obdachlos ist. Ein Selbstexperiment. Mitten in der Stadt Freiburg. Knallharte Realität für viele Menschen auf dieser Welt. Und so wäre es auch hier bei uns in Freiburg, wäre da nicht die Notschlafstelle von La Tuile.

Unsere Redaktorin Andrea Schweizer beim Selbstexperiment

Musik und Soziales gehören zum Alltag

Anlässlich ihres 30-Jahre-Jubiläums hat sie eine Zeltstadt auf dem Python-Platz organisiert. Zwei Dutzend kleine Zelte reihen sich aneinander. Abenteuerlustige sind willkommen, ihr Bett von zu Hause gegen ein Zelt und eine Isomatte einzutauschen. Nichts für Zartbesaitete.

Daneben gibt es natürlich ein Rahmenprogramm. "Spass und soziale Aktivitäten gehören zu jedem Leben dazu. Deshalb soll die Leichtigkeit auch hier nicht fehlen“, erzählt mir ein Angestellter von La Tuile am Abend. Im Hintergrund rythmische Afro-Beats von Professeur Wouassa. Sie reissen die Menge mit, lassen kein Bein ruhig.

Wer mag, kann sich auch verpflegen. Warme und kalte Getränke. Oder eine warme Mahlzeit. Für mich gibt es eine Schüssel Gulasch. Und als ich im beheizten Festzelt auf der Festbank sitze und esse, geniesse ich diese Mahlzeit mehr als jede andere in dieser Woche. Denn auch das ist nicht selbstverständlich.

Von Notschlafstelle zu Notschlafstelle

Gegen 23.00 Uhr lege ich mich schlafen. Oder versuche es zumindest. Beim Eindämmern suchen sich die Gespräche des Abends nochmal ihren Weg in mein Gedächtnis. Nicht jeder Mensch da draussen hat ein Dach über dem Kopf. Oder ein Bett. Geschweige denn eine warme Mahlzeit am Tag.

Und so wache ich gegen 06.00 Uhr mit genau demselben Gefühl in meiner Brust wieder auf, mit dem ich eingeschlafen bin: Dankbarkeit. Ich bin dankbar, dass ich mein Zelt und den Schlafsack heute Abend wieder gegen mein Bett eintauschen kann. Und ich bin dankbar, dass La Tuile dafür sorgt, dass auch andere Menschen dies tun dürfen. Wenigstens vorübergehend. Denn irgendwann ist Schluss. Mit Aufenthaltsbewilligung in Freiburg nach 100 Tagen. Für alle ohne bereits nach 10 Tagen.

Wie wäre es miteinander?

Obdachlose würden dann oft von Stadt zu Stadt ziehen. Oder auf der Gasse schlafen. "Klar schmerzt es, wenn man sie wegschicken muss. Aber das gehört zu meinem Job als Sozialarbeiter bei La Tuile dazu", erzählt besagter Angestellter. Man helfe, wo man kann. Auflagen sind Auflagen, da seien auch den Mitgliedern von La Tuile die Hände gebunden.

Eine Nacht, mitten in der Stadt, geht langsam zu Ende. Für die fünf Franken pro Nacht gibt es noch ein Frühstück mit Kaffee, Orangensaft und eine Kleinigkeit zu Essen. Es war eine Nacht, die mir gezeigt hat, dass es - auch an vermeintlich schlechten Tagen - so viel gibt, woran man sich erfreuen darf. Und dass die Welt ein bisschen besser wird, wenn wir aufeinander Acht geben.

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RadioFr. - Andrea Schweizer / rb
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