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Schweizweit grösstes öffentliches Teleskop in Betrieb

Das "Space Eye" im Gantrisch öffnet am Samstag und erlaubt Blicke über den Freiburger Himmel hinaus. Was bietet das neue Observatorium noch?

Der Tessiner Stararchitekt Mario Botta hat das neue Observatorium entworfen. © RadioFr. / Tobias Brunner

Claude Nicollier war an einem Ort, wo sonst noch niemand aus der Schweiz war – im Weltraum. Und das gleich viermal. Das neue Observatorium der Sternwarte Uecht macht es möglich, dass wir anderen wenigstens etwas näher ans All rücken und mehr darüber erfahren können.

Claude Nicollier (Astronaut und NASA-Testpilot), Mario Botta (Architekt) und Thomas Schildknecht
(Vizepräsident der Stiftung Sternwarte Uecht) vor dem Teleskop. (RadioFr. / Tobias Brunner)

"Als ich vom Weltraum jeweils zurück auf der Erde war, fand ich immer, ich müsse mich mehr um den Zustand unseres Planeten kümmern", erklärt Nicollier seine Motivation, als Botschafter des neuen Observatoriums auf der Uecht zu fungieren.

Herzstück der Anlage zwischen Oberbalm und Riggisberg ist das laut Besitzerstiftung grösste öffentliche Teleskop der Schweiz. Mit seinen 1,2 Tonnen thront es zuoberst auf dem vom Tessiner Stararchitekten Mario Botta entworfenen Turm.

Erreichbar ist dieser nicht direkt mit dem Auto, sondern mittels Shuttlebus oder zu Fuss vom nahen Niedermuhlern aus.

Die Sternwarte Uecht liegt gut 10 Kilometer südlich von Bern bei Niedermuhlern. (Datawrapper)

Sollte der Nachthimmel wegen des Wetters mal nicht sichtbar sein, gibt es eine interessante Alternative: Das 8K-Planetarium im unterirdischen Bereich des "Space Eye". Es projiziert virtuelle Reisen durchs All und zeigt Aufnahmen ferner Galaxien und auch von der Erde.

Blick ins Planetarium, das 80 Leuten Platz bietet.
(zVg Space Eye)

Als weitere bekannte Persönlichkeit ist die an der Universität Bern tätige, emeritierte Astrophysikerin Kathrin Altwegg beim "Space Eye" an Bord. Sie sitzt nicht nur im Stiftungsrat, sondern wird im neuen Observatorium auch Vorträge halten. "Ich hoffe, dass ich die Begeisterung für die Astronomie weiterhin vermitteln und Schulklassen auch dafür begeistern kann, sich um die Umwelt zu kümmern", sagt Altwegg.

Die Astrophysikerin Kathrin Altwegg nahm nach der Matur 1970 als einzige Frau ihres Jahrgangs
das Physikstudium an der Universität Basel auf. (Universität Bern / Manu Friedrich).

Das "Space Eye" fährt also mit Prominenz auf und hat nicht nur den Anspruch, der Bevölkerung das Weltall näherzubringen, sondern will auch den Blick für Umwelt- und Klimathemen schärfen.

Im interaktiven, multimedialen Bereich neben dem Planetarium beantworten Wissensinseln Fragen: "Was kann mit Satellitendaten abgebildet und erforscht werden?" oder "Wie können wir gegen Weltraumschrott vorgehen?"

Ein weiterer Bereich ist schliesslich gänzlich der Raumfahrt gewidmet. Eine grosse Raumsonde nimmt viel Platz ein - in einer Ecke steht ein Raumanzug und an den Wänden informieren Tafeln über Raumfahrtmissionen mit Schweizer Beteiligung.

Modul einer Versorgungsrakete für die Internationale Raumstation ISS (zVg Space Eye / Daniel Sutter)

All das zu sehen ist aber nicht gerade günstig: Bis zu 44 Franken bezahlen Erwachsene für ein "Space Eye"-Ticket. Für Kinder und Jugendliche werden bis zu 22 Franken fällig. Geschäftsführer Michael Kropf sagt, im Vergleich zu einer einfachen Teleskopführung in einem Planetarium seien die Preise zwar hoch. Man kaufe für das "Space Eye" aber ein "Erlebnispaket".

Andere Erlebnisse wie etwa eine IMAX-Filmvorführung inklusive eines Essens würden ähnlich viel kosten. "Und wir zeigen keinen Film, sondern die Wunder des Universums", so Kropf.

Ging man zu Beginn noch davon aus, dass das neue Observatorium zwei Millionen Franken kosten würde, haben sich die Kosten aufgrund der grösseren Dimensionen des Baus auf 19 Millionen Franken erhöht. Die Stiftung rechnet mit einer halben Million Franken Umsatz pro Jahr.

RadioFr. - Tobias Brunner
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