Seit einer Woche sind wir vom Import abhängig

Im Schnitt der letzten Jahre ist der 9. Juli der Schweizer "Food Overshoot Day". Seit einer Woche sind wir also statistisch gesehen von Importen abhängig.

Didier Castella erklärt, was der "Food Overshoot Day" für die Landwirtschaft bedeutet. © Keystone/RadioFr.

Die Schweizer Landwirtschaft produziert rund 52 Prozent des von der einheimischen Bevölkerung benötigten Essens. Dabei spricht man auch vom Bruttoselbstversorgungsgrad. In den letzten Jahren ging dieser Wert kontinuierlich zurück.

Am 9. Juli endete deshalb statistisch gesehen die Inlandversorgung, was man auch "Food Overshoot Day" nennt, wie der Schweizer Bauernverband letzte Woche in einer Mitteilung schrieb. Ab sofort und bis Ende Jahr ist die Schweizer Bevölkerung auf importierte Lebensmittel und damit Flächen im Ausland angewiesen, um ihren Bedarf zu decken.

Produktionsflächen werden knapper

Damit gehört die Schweiz zu den grössten Nettoimporteuren der Welt. Deutschland beispielsweise kann sich mit einem Selbstversorgungsgrad von 88 Prozent bis am 1. November mit selbst produziertem Essen ernähren. Frankreichs Landwirtschaft produziert ausreichend Lebensmittel, um die eigene Bevölkerung komplett zu versorgen.

Bereits heute sind die weltweiten Produktionsflächen knapp. Ein Krieg in einem wichtigen Exportland oder ein Jahr mit Wetterextremen reichen, damit die ausreichende Versorgung aller Menschen auf dieser Welt nicht mehr gewährleistet ist. Das liegt einerseits daran, dass die weltweiten Landwirtschaftsflächen aufgrund von Überbauung, Erosion, Versalzung und Wasserknappheit schrumpfen. Anderseits steigt die Zahl der Bevölkerung nach wie vor und somit auch der Bedarf an Essen.

Belastung der Umwelt nimmt zu

Die ausländische Lebensmittelproduktion ist mit einer grösseren ökologischen Belastung verbunden als jene im Inland. So stellt der Bericht des Bundesamtes für Umwelt fest, dass 75 Prozent des konsumbedingten ökologischen Fussabdruckes der Schweiz im Ausland anfällt. Je weniger wir im Inland produzieren und dafür importieren, umso mehr belastet das Essen die Erde.

Der Schutz der eigenen Produktionsflächen und der einheimischen Landwirtschaft ist folglich nicht nur für die Ernährungssicherheit, sondern auch aus globalen Umweltaspekten bedeutsam.

Kanton Freiburg könnte sich selbst ernähren

Betrachtet man nur den Kanton Freiburg, so könnte sich dieser theoretisch gesehen selbst ernähren. Doch der Freiburger Staatsrat und Landwirtschaftsdirektor relativiert diese theoretische Aussage:

Für gewisse Produkte wäre das theoretisch möglich, aber in der Praxis sind wir immer noch total abhängig von der Schweiz.

Um die Inlandproduktion zu erhöhen, gibt es laut Didier Castella einen Lösungsansatz, für den er wirbt:

Ich sage immer - und das ist so ein bisschen mein Motto: Besser produzieren Ja, weniger produzieren Nein.

Die Landwirtschaft müsse sich entwickeln, sie solle auch Umwelt- und Klimakomfort sein. Aber die Herausforderung sei es nun, die Landwirtschaft vorwärtszubringen, jedoch ohne eine Extensivierung, also eine durch staatliche Förderprogramme begründete Verringerung der betrieblichen Produktion, so Castella.

Er möchte die Bevölkerung auch daran erinnern, dass die Landwirtinnen und Landwirte hart dafür arbeiten, um eine gute Produktion sicherzustellen.

RadioFr. - Tracy Maeder
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