Sind die Gebäude im Kanton Freiburg erdbebensicher?

Am Montagmorgen bebte die Erde im Norden des Waadtlandes. Aber ist der Kanton Freiburg auch auf ein stärkeres Erdbeben vorbereitet?

Die 125'000 Gebäude im Kanton Freiburg können nicht alle den Erdbebenschutznormen entsprechen. Das ist laut Didier Carrard kein Problem. © Keystone

Das Risiko, im Kanton Freiburg ein starkes Erdbeben zu erleben, ist gering. Insbesondere, da die Gefahr für ein Erdbeben in der Schweiz allgemein als moderat eingestuft wird. Die Regionen Basel oder Wallis sind am stärksten gefährdet, während im Kanton Freiburg die Bezirke Vivisbach und Greyerz anfälliger sind als die anderen Bezirke. Ein Erdbeben der Stärke 3,9 auf der Richterskala, wie jenes vom Montagmorgen, wird ebenfalls als leicht eingestuft.

Ab wann richtet ein Erdbeben Schaden an?

Wie stark muss ein Erdbeben sein, um Schaden an Gebäuden und anderen Infrastrukturen anzurichten? Eine einheitliche Antwort darauf gibt es nicht. Laut Didier Carrard, stellvertretender Direktor der Kantonalen Gebäudeversicherung (KGV), spiele verschiedene Faktoren eine Rolle: "Das hängt vom Gelände ab, von den Materialien, aus denen ein Gebäude gebaut ist, oder davon, wie die Statik ausgelegt ist." Es gibt also keine Zahl auf der Richterskala, mit der man bestimmen kann, ob ein Gebäude gefährdet ist, so Carrard weiter.

Vorsicht bei der eigenen Hausversicherung

Wenn es in der Schweiz doch einmal zu einem Erdbeben kommt, sind nur 15 Prozent der Hausbesitzer versichert. Die Versicherung ist nämlich nicht automatisch vorhanden. "Es handelt sich nicht um ein gesetzliches Vorrecht. Andere kantonalen Gebäudeversicherungen haben es auch nicht. Das ist vielmehr Aufgabe der Privatversicherungen", erklärt Carrard.

Auf Schweizer Ebene müssen Gebäude seit 2003 nach speziellen Normen erdbebensicher gebaut werden. Im Kanton Freiburg gibt es insgesamt 125'000 Gebäude und viele von ihnen entsprechen diesen Normen nicht. Trotzdem ist das für die Behörden nichts Ungewöhnliches, denn sie planen keine speziellen Kampagnen, um sie erdbebensicherer zu machen. Ausserdem werden diese Gebäude angepasst, wenn an ihnen Arbeiten durchgeführt werden.

KGV hat andere Prioritäten

Laut dem stellvertretenden Direktor hat die KGV andere Prioritäten. "Wenn man bedenkt, dass alle Gebäude im Kanton Freiburg anfällig für Wetterkapriolen wie Sturm oder Hagel sind, richten wir unseren Fokus zunächst darauf. Und erst dann sorgen wir dafür, dass neue Gebäude sowie renovierte Gebäude den Erdbebenschutznormen entsprechen", ergänzt Carrard.

Im Jahr 2023 waren es vor allem Brände, welche die KGV mit rund 30 Millionen Franken viel Geld gekostet haben. Und jährlich wickelt die Gebäudeversicherung insgesamt rund 3'000 Schadensfälle ab.

RadioFr. - Vanja Di Nicola / Vincent Dousse
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