Stéphanie Baechler: "Die Welt ist zu schön, um aufzugeben"

Trotz Krieg, Klimawandel und Corona dürfen wir das Vertrauen nicht verlieren, sagt die Freiburger Künstlerin. Woraus schöpft sie Hoffnung?

Stéphanie Baechler vor einem Werk im Freiburger Museum für Kunst und Geschichte. © RadioFr. / Tobias Brunner

"Have Faith" heisst die neue Ausstellung im Freiburger Museum für Kunst und Geschichte (MAHF). Auf Deutsch heisst das soviel wie "hab Vertrauen" oder "glaub dran". Der Titel, den Stéphanie Baechler ihrer Ausstellung gegeben hat, ist zugleich ihr eigenes Lebensmotto.

Blick in die neue Ausstellung von der Murtengasse aus. (RadioFr. / Tobias Brunner)

Dialoge zwischen Räumen, Zeiten und Materialien

Dieses Motto leuchtet in grüner Neonschrift hinter einem Museumsfenster – von der Murtengasse aus ist der Schriftzug vor allem abends und nachts gut sichtbar. Gemäss der in Meyriez geborenen Künstlerin soll die Botschaft der Hoffnung so nach aussen getragen werden und Menschen ins Museum bringen.

Was mich umgibt, lässt mich nicht kalt.

"Wir leben im Moment nicht gerade in den einfachsten Zeiten", sagt Baechler. Sie sinniert über die Covid-Pandemie – aber auch der Ukrainekrieg und der Klimawandel stimmen sie nachdenklich. "Was mich umgibt, lässt mich nicht kalt", so die 40-Jährige. Hoffnung schöpft sie immer wieder aus schönen Momenten in ihrer Arbeit und drumherum.

Der Schriftzug "Have Faith" verkörpert in mehrfacher Weise, worum es in dieser Ausstellung im Wesentlichen geht. Um die Überwindung – manchmal nur vermeintlicher – Gegensätze und um den Dialog. Und eben darum, trotz aller Katastrophen und Widrigkeiten auf der Welt die Schönheit der Welt nicht aus den Augen zu verlieren. In den Blick genommen hat Baechler jüngst etliche Werke aus der Sammlung des MAHF, um ihre eigenen, zeitgenössischen Arbeiten damit in Beziehung zu setzen.

In einem Raum ist etwa eine von Baechler gefertigte Glashand zu sehen, die am Arm einer mittelalterlichen Holzskulptur aus der Sammlung montiert ist. Im Nachbarraum hält eine Holzfigur aus der Sammlung eine zeitgenössische Textilarbeit der Künstlerin. Andernorts hängen Baechlers undefinierbare, schlangenartige Keramikarbeiten in einer Vitrine neben alten Waffen aus Holz und Metall.

Der Dialog zwischen Baechlers Keramikarbeiten und alten Waffen aus der Museumssammlung.
(RadioFr. / Tobias Brunner)

Dieser Dialog, dieses Zwiegespräch zwischen Baechlers zeitgenössischen Arbeiten und Werken aus der Sammlung ist Teil des Programms, erklärt Museumsdirektor Ivan Mariano. Mit Baechler lässt sich zum dritten Mal eine Kunstschaffende auf die MAHF-Serie "Im Dialog" ein.

Die Unberechenbarkeit finde ich spannend.

Baechler mag, dass ihre zeitgenössischen Arbeiten nicht wie andernorts üblich vereinzelt in weissen Räumen platziert sind, sondern in den Räumlichkeiten des MAHF mit anderen Werken zusammen wirken können, wie sie sagt.

"Les Arts du feu" oder die Wandelbarkeit des Tons

Der Keramik ist die Freiburger Künstlerin am meisten verfallen. Seit mehr als zehn Jahren beschäftigt sie sich mit ihr. Bis heute sei die Faszination für dieses Material geblieben – das erst weich und formbar, nach dem Brennen aber hart und dennoch fragil ist. "Es ist unberechenbar, das finde ich spannend – man macht eine Ofentüre auf und das Werk ist kaputt oder hat einen Riss", so die Künstlerin.

Dass Ton erst so formbar und weich und nach dem Brennen derart hart und fragil sein kann -
das fasziniert Stéphanie Baechler. (RadioFr. / Tobias Brunner)

Mit der Unberechenbarkeit müsse man in der Kunst leben können, betont sie. Und sie habe durchaus ihre guten Seiten, denn das Eigenleben der Materialien bringe sie jeweils auf neue Ideen. So hat Baechler mit "Dear Cracks" den Rissen ein Gedicht gewidmet, das sie zusammen mit der mexikanischen Künstlerin Vica Pacheco vertont hat.

Und der Keramik hat sie einen Brief geschrieben. Ein preisgekröntes Buch mit dem Namen "Dear Clay" oder auf Deutsch "Lieber Ton" gibt ausserdem einen Einblick in die Arbeitsprozesse der Künstlerin von 2013 bis 2019.

Kooperation mit CREAHM

Für die aktuelle Ausstellung im MAHF hat Stéphanie Baechler mit diversen Künstlerinnen und Künstlern des Freiburger Ateliers CREAHM zusammengearbeitet. "Das war sehr bereichernd und inspirierend für mich", sagt Baechler.

Präsentiert wird im Museum eine Auswahl an Stickereien der CREAHM-Kunstschaffenden Emilie Frosio, Bernard Grandgirard, Jean-Yves Masset, Géraldine Piller, Guy Vonlanthen, Pascal Vonlanthen und Rémy Vuillème.

Stéphanie Baechler vor den Stickereien der CREAHM-Kunstschaffenden (RadioFr. / Tobias Brunner)

Dieses Projekt des Ateliers CREAHM hat das Stipendium des Staats Freiburg für das Schaffen im Bereich der bildenden Künste erhalten.

Die Ausstellung «Have Faith» ist noch bis zum 24. März 2024 im Museum für Kunst und Geschichte Freiburg zu sehen.

RadioFr. - Tobias Brunner
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