Tabakwerbeverbot: Wie weiter mit den Freiburger Festivals?

Welche Konsequenzen hat die angenommene Initiative für das Bad Bonn, das Stars of Sounds, das Schwarzseefestival und das Schmitten Openair?

Der Abstimmungskampf vor zwei Jahren über das Tabakwerbeverbot wurde hart geführt. Die Initiative wurde angenommen. © Keystone

Vor zwei Jahren hat das Schweizer Stimmvolk die Initiative angenommen: Tabakwerbung darf Minderjährigen nicht mehr zu Gesicht kommen. Das Gesetz wird bald umgesetzt. Welche finanziellen Konsequenzen hat das für die Freiburger Festivals? Wie sieht es mit der konkreten Umsetzung dieses Gesetzes aus? Und wie reagiert die Tabakindustrie?

Bad Bonn Kilbi und Stars of Sounds betroffen

Die Bad Bonn Kilbi verliert mit den neuen Bestimmungen seinen grössten Sponsor. Finanziell heisst dies für das Team rund um Patrick Boschung auch, dass eine Alternative gefunden werden muss: 

Ein Sponsor in diesem Umfang zu ersetzen, ist nicht einfach. Gerade existentiell wird das Problem deshalb aber hoffentlich nicht. 

Ob die Partnerschaft der Bad Bonn Kilbi mit dem multinationalen Tabakkonzern in einer anderen Form weitergeht, ist nun in Abklärung. Vom Werbeverbot hält Patrick Boschung reichlich wenig: "An einem Festival gibt es nicht viele Minderjährige und unsere Werbung ist nicht aggressiv. Aber wir akzeptieren den Entscheid."

Ähnlicher Meinung ist der Chef des Festivals Stars of Sounds in Murten. Marc Zahnd sagt, es sei nicht die Aufgabe eines Festivals, die Verantwortung zu übernehmen. Jeder wisse, dass Tabak schädlich sei. Am Stars of Sounds ist die finanzielle Abhängigkeit von Geldern der Tabakkonzerne aber geringer als in Düdingen: "Wir bieten Zigaretten einfach zum Kauf an, aber wir haben kein Sampling oder Werbung auf den Bildschirmen." Dieses Geld sei zwar immer willkommen gewesen, macht aber keinen sehr grossen Teil der Finanzen aus. 

Schwarzsee und Schmitten Openair nicht betroffen

Gar keine finanzielle Abhängigkeit von Tabakkonzernen hat das Schwarzsee-Festival. Bisher habe sich eine solche Partnerschaft nie ergeben, sagt Pascal Vonlanthen alias Gustav gegenüber RadioFr. Nun erübrige sich die Frage. Ob mit oder ohne Tabaksponsoring: "Geraucht wurde am Schwarzseefestival aber trotzdem", so Pascal Vonlanthen mit einem Augenzwinkern. 

Das Schmitten Openair lehnte in Vergangenheit eine Partnerschaft mit Tabakfirmen sogar kategorisch ab. David Kolly raucht zwar selbst auch, ist aber der Meinung, dass Tabakwerbung an einem Familien Open-Air wie in Schmitten keinen Platz hat:

Es entsprach nie unserer Philosophie, Werbung für ungesunde Produkte zu machen. Ausserdem wollten wir Partner, die sich mit der Region identifizieren.

Dies treffe bei multinationalen Tabakfirmen nicht zu, so Kolly weiter. In Schmitten und in Schwarzsee ändert die neue Gesetzeslage also nichts an den Festivalfinanzen.

Der Ständerat bremst bei der Umsetzung

Ein kleiner Hoffnungsschimmer gibt es aber vielleicht für die Festivals, die von Tabakwerbung abhängig sind. Der Ständerat hat nämlich entgegen der Empfehlungen des Bundesrates gewisse Abschwächungen bei der Umsetzung des Gesetzes entschieden. Einerseits soll Sponsoring und Promotion nicht als "Werbung" gelten. Andererseits sollen Zigarren und Zigarillos nicht vom Verbot betroffen sein. Das Initiativkomitee gibt sich indes auf seiner Homepage empört, der Volkswille werde nicht respektiert. 

Wie geht es weiter?

Dass sich die Bad Bonn Kilbi und das Stars of Sounds künftig noch Hoffnungen machen können, die Partnerschaften mit Tabakfirmen weiterzuführen, sind trotzdem sehr gering. Dessen ist sich auch Patrick Boschung bewusst: "Die Tabakfirmen krebsen zurück." Philip Morris Switzerland mit Sitz in Lausanne lässt gegenüber RadioFr. verlauten:

Es gibt allgemein weniger mögliche Werbeformen, deshalb fliesst auch weniger Geld an Festivals. 

Über genaue Strategieanpassungen gibt der Tabakkonzern keine Auskunft. Klar scheint allerdings: Früher oder später müssen die Freiburger Festivals alternative Partnerschaften und Geldquellen finden. Ein Zurück scheint in der Branche nicht vorstellbar.

RadioFr. - Renato Forni
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